Weshalb die CS der UBS enteilt

20minuten.ch (10. Februar 2011) – Die Credit Suisse schrieb 2010 zwei Milliarden weniger Gewinn als die UBS. Das ist ein gutes Zeichen – für die CS. Die UBS hingegen sucht ihren Platz in der neuen Finanzwelt.
Die Headlines von heute früh zeigen eine CS, die der UBS hinterherrennt. 5,1 Milliarden Jahresgewinn, was rund ein Viertel weniger ist als 2009. Der Rückstand auf die UBS, die 7,2 Milliarden Gewinn vermeldete, scheint offensichtlich.

Credit Suisse im Hintertreffen? Mitnichten. Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken hat ihr Modell auf die neue Finanzwelt umgestellt: weniger Spekulation, weniger Risiken, dafür mehr Nachhaltigkeit und mehr Effizienz. Tiefere Gewinne im Moment sind Ausfluss des Steuer-Herumreissens bei der CS.

Grübel träumt, Dougan bremst

Bei der UBS träumt die Führung immer noch von einer Rückkehr der guten Boom-Zeiten im Investmentbanking. Der Mentalitäts-Unterschied kommt in zwei Zahlen zum Vorschein. Oswald Grübel von der UBS verspricht 15 Milliarden Vorsteuergewinn bis 2014, neuer Allzeit-Rekord. CS-Chef Brady Dougan nimmt das Gewinnziel für die Aktionäre von 18 auf 15 Prozent runter.

Ausgeglichen, solid, nachhaltig – drei Worte, die einem zum CS-Resultat einfallen. Ausgeglichen: Die Bank steht auf zwei starken Beinen, Vermögensverwaltung und Investmentbank haben beide je rund 3,5 Milliarden zum Vorsteuergewinn beigetragen.

Solid: Die CS erzielte 120 Basispunkte auf die anvertrauten Vermögen, entsprechend 1,2 Prozent auf die Kundengelder, fast 30 Basispunkte mehr als die UBS und 15 mehr als Julius Bär .

Nachhaltig: Im Investmentbanking verdiente die CS deutlich weniger, dafür sanken ihre Risiken.

Details zeigen CS-Führung

Man könnte gegen die CS und pro UBS argumentieren. 5 Milliarden Jahresgewinn, so viel bringt die CS zustande, mehr nicht. Die UBS hingegen hat viel Potenzial nach oben, ist ein Tanker, der, einmal Fahrt aufgenommen, viel weiter kommt. Der Reingewinn von 1,3 Milliarden im letzten Quartal gegenüber 0,8 Milliarden bei der CS würde für diese Sichtweise sprechen.

Doch die Details zeigen die CS als fit, während sich die UBS immer noch von den schweren Treffern erholen muss, die sie fast k.o. geschlagen hatten. Die CS kam mit 50 000 Mitarbeitern auf Gesamterträge von 31 Milliarden Franken, bei der UBS brachte ein deutlich höherer Personalbestand, nämlich 65 000 zum Jahresende, nicht viel mehr zustande. Mit 32 Milliarden waren die Erträge nur unwesentlich höher. Effiziente CS, träge UBS, lautet das Fazit.

Und auch dies spricht für die Bank von Brady Dougan: Trotz Ende des alten Steuer-Bankgeheimnisses und einem radikalen Umdenken in der klassischen Offshore-Vermögensverwaltung bleibt die CS ein eindrückliches Geldmagnet. 69 Milliarden Franken neue Vermögen strömten der Bank 2010 zu, bei der UBS, die diesbezüglich immer noch als Aushängeschild von Swiss Banking gilt, flossen nochmals 14 Milliarden ab. Erst gegen Jahresende drehte der Trend.

«Unerfreulich», sagt Grübel, «erfreulich», meint Dougan

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die CS liegt im Rennen mit der UBS vorn. Weit vorn. Die Manager der beiden Banken betonen zwar, dass es sich um verschiedene Institute handelt, die nicht eins zu eins verglichen werden können.

Zum Beispiel im Investmentbanking, dort verfolgt die CS eine Art «Windhosenstrategie», die es ihren Spezialisten erlaubt, kurzfristige Gelegenheiten beim Schopf zu packen, solange die Risiken übers Ganze gesehen im Griff bleiben. Die UBS ist in den Bereichen Aktienhandel und Devisen eine Weltmacht und versucht, im Zinsengeschäft wieder zu Glanz und Gloria zu finden.

Wenn wir aber den Einschätzungen der beiden obersten Protagonisten zuhören, wird klar, wer führt. Die UBS nannte ihr Resultat im für den Gewinn ausschlaggebenden Investmentbanking «unbefriedigend». CS-Chef Dougan sagt demgegenüber im heutigen Communiqué: «Unser Investment Banking entwickelte sich erfreulich.»


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