UBS-Exodus: Ein Segen für die Schweiz

20minuten.ch (8. Februar 2011) – UBS-Chef Oswald Grübel spricht von einem möglichen Auszug von Teilen der Grossbank ins Ausland – aus Renditegründen. Genau das könnte für das Land gut sein.
Das Lobbying der Grossbanken erreicht einen neuen Höhepunkt. UBS -CEO Oswald Grübel machte am Dienstag bei der Präsentation des 7-Milliarden-Jahresgewinns deutlich, dass seine Bank Investmentbank-Aktivitäten ins Ausland verschieben könnte, und zwar in eigens mit Kapital ausgestattete Ausland-Töchter.

Was ist in Grübel gefahren? Als Grund nennt der Grossbanken-Zampano die mögliche Überregulierung im Inland. Das Investmentbanking, wo die UBS zu den Grössten der Branche aufschliessen will, werde unter Schweizer Vorschriften möglicherweise zum Verlustbusiness.

Der Hintergrund sind Eigenkapital-Vorgaben, die derzeit in der Vernehmlassung sind. Bis Ende 2018 sollen UBS und CS  laut Expertenmeinung 19 Prozent der Risiko-Aktiven in Form von Aktienkapital, Reserven und Zwangs-Wandelanleihen halten. Das ist rund das Doppelte dessen, was international in Diskussion ist.

«Nicht zwei Mal so viel»

Er könne durchaus mit höheren Eigenkapitalvorschriften als im Ausland leben, meinte Grübel im Gespräch mit einer kleinen Schar von Journalisten. «Doch zwei Mal so viel wie unsere Konkurrenz ist vielleicht doch ein wenig übertrieben, wenn alle anderen beim internationalen Minimum bleiben», meinte der UBS-Chef.

Die UBS macht laut Grübel 80 Prozent ihres Geschäfts im Ausland, unterliegt aber zu 100 Prozent Schweizer Kapital-Vorschriften. Mit einem «Regulatory shopping», bei dem die Bank ihre Aktivitäten aufgrund der unterschiedlichen Vorschriften in den jeweiligen Ländern ansiedeln würde, könnte sie ihre wirtschaftliche mit der rechtlichen Realität in Einklang bringen.

Grübels Konzernmodell mit Ausland-Niederlassungen erinnert an Christoph Blochers Holding-Vorschlag für die Grossbanken. Es zwingt die Bank, die Ausland-Filialen mit eigenem Kapital auszustatten. Dieses käme zum Teil von nicht mehr benötigtem Schweizer Eigenkapital.

Gut fürs Land

Was würde ein solcher Schritt für die Schweiz bedeuten? Nichts Schlechtes. Erstens hielte sich der Arbeitsplatz-Abbau in Grenzen. Im Fokus steht das Investmentbanking. Dieses ist traditionell in London und New York gross. Die UBS müsste wohl einige Hundert Arbeitsplätze in ihrem Zentrum in Zürich-Nord abbauen, mehr nicht.

Auch aus steuerlicher Sicht hielte sich der Schaden in Grenzen. Schon heute fällt der Obolus schwergewichtig am Ort des Geschäfts an. Diesbezüglich würden sich die Gewichte im Unterschied zum heutigen Stammhauskonzept mit Zweigstellen kaum stark verschieben. Zudem wird es sowieso einige Zeit dauern, bis die UBS nach ihren Riesenverlusten wieder Steuern abliefert.

Keine Geiselhaft mehr

Der Hauptvorteil aus Schweizer Staatssicht ist jedoch der Abbau von Risiken. Diese schlummern bekanntermassen schwergewichtig im Investmentbanking. Lagert die UBS den Bereich rechtlich aus der Schweiz aus, würde im Fall eines nächsten Kollapses nicht mehr der Schweizer Steuerzahler haften, sondern das Ausland.

Für die Schweizer Politik stellt sich somit eine einfache Frage. Nimmt sie mögliche Steuerausfälle und Jobverluste in Kauf, wenn sie im Gegenzug nie mehr für einen UBS-Kollaps geradestehen muss?


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