GCs letzter Strohhalm

20minuten.ch (3. Februar 2011) – Der Fussball-Tabellenletzte Grasshopper Club schöpft neue Hoffnung auf ein Überleben als Profiteam. 20 Investoren sollen als «Owner’s Club» den Verein retten.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach dem Motto buhlen die GC-Verantwortlichen in diesen Wochen um die Gunst finanzkräftiger Investoren. Daran herrscht unter den rund 4500 GC-Mitgliedern und -Gönnern kein Mangel. Doch ist denen der einstige Serienmeister, der sportlich ums Überleben in der höchsten Liga kämpft und finanziell aus dem letzten Loch pfeift, diesen Einsatz noch wert?

Bildstrecken Die Verlierer des Jahres

Die Frage drängt. Am 10. März muss der Zürcher Fussballklub beim Verband aufzeigen, wie er sein Überleben als Top-Profiteam finanziell bewältigen will. Laut GC-Managern fehlen rund vier Millionen Franken pro Jahr. Vielleicht sind es auch fünf. Strukturelles Defizit nennt man das.

Die Last auf viele Schultern verteilen

Im Unterschied zu Lokalkonkurrent FCZ oder den vermögenden Klubs Basel und YB mit ihren bestimmenden Einzelfinanciers versucht GC, die Lasten auf viele Schultern zu verteilen. «Owner’s Club» heisst der Zirkel, der das neue Machtzentrum werden soll.

Geht der Plan auf, sind bei GC bald 20 neue «Owners», also Besitzer, am Drücker. Jeder von ihnen muss sich für 3 Jahre verpflichten, pro Jahr 250 000 Franken einzuschiessen. Macht 5 Millionen pro Jahr. Oder aus Sicht eines einzelnen Investors eine Dreiviertel Million für die ganze Laufzeit. Gegenleistung? Teilhaber eines Profiklubs werden, den man sich mit ein paar vermögenden Kollegen hält. Gemeinsam hielte man die Aktienmehrheit an Team GC.

Die Idee stösst offenbar auf Anklang. «Das Konzept ‚Owner’s Club‘ erachte ich als sehr realistisch», sagt GC-Zentralpräsident Andres Iten, seines Zeichens oberster Funktionär aller GC-Sportsektionen. «Innert kurzer Zeit haben gegen 10 Investoren zugesagt, unter der Bedingung, dass zuletzt rund 20 mitmachen. Das stimmt mich optimistisch.»

Neustart in 1. Liga

Der «Owner’s Club» ist wohl GCs letzte Chance. Scheitert die angestrebte 3-Jahres-Finanzierung, droht ein Ende mit Schrecken: Ausverkauf des Teams, freiwilliger Abstieg in die 1. Liga, wo mit einem Nachwuchsteam neu gestartet würde.

Der ordentliche Weg via Abstieg in die zweitoberste Klasse würde vermutlich als zu riskant erachtet. Die guten Spieler müssten rasch verkauft werden, was die Gefahr eines weiteren Niedergangs mit sich brächte – eine Negativspirale.
Das laute Nachdenken über einen Auszug in die Fremde nach Aarau oder Luzern mag die öffentliche Wahrnehmung für die finanzielle Notlage von GC schärfen. Den angedrohten Schritt aber in die Tat umsetzen, kann kein Verantwortlicher ernsthaft in Betracht ziehen. Es sei denn, er will sich dem Vorwurf aussetzen, keine Ahnung vom Geschäft zu haben.

Variante Gaydoul vom Tisch

Nein, der Fall GC ist am Ende des Tages ein banaler und im Fussball-Geschäft Alltag. Der Klub lebt schon seit Jahren über seinen Verhältnissen und brauchte ständig einen reichen Onkel, der das Loch stopfte. Zuletzt Heinz Spross, Abkömmling des verstorbenen Werner Spross, genannt «Gärtner der Nation». Spross hatte irgendwann genug geblutet, nun sollen andere die Rechnung begleichen.

Im Sommer 2009 wäre beinahe Philippe Gaydoul, Denner-Erbe und Unternehmer-Milliardär, zum Handkuss gekommen. In letzter Minute winkte Gaydoul «aus persönlichen Gründen» ab, wie aus involvierten Kreisen zu vernehmen ist.

Statt Gaydoul oder einer anderen Oneman-Show sollen die Lasten breiter verteilt werden. «Mit dem ‚Owner’s Club‘ ist es mir wesentlich wohler als mit der Idee, dass ein einziger Investor das alleinige Sagen hat», begründet der oberste GC-Funktionär Iten den eingeschlagenen Weg. «Eine breite Trägerschaft passt besser zu GC und dürfte dem Klub für die Zukunft bessere Perspektiven eröffnen.»


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