Grübel räumt mit Rohner-Erbschaft auf

20minuten.ch (27. April 2009) – Der UBS-Konzernchef schlägt erste wichtige personelle Pflöcke ein. Per sofort geht der Chef der Investmentbank, Jerker Johansson, von Bord. Der Schwede war erst vor 14 Monaten von Grübel-Vorgänger Marcel Rohner mit viel Vorschusslorbeeren zur Grossbank geholt worden.

Jerker Johansson kriegte wenig Zeit zu beweisen, was er kann. Nach gut einem Jahr und einer Abspeckaktion nach der anderen räumt er drei Wochen vor seinem 53. Geburtstag das Feld.

Die UBS-Investmentbank erhält neu mit Alex Wilmot-Sitwell und Carsten Kengeter eine Doppelspitze. Wilmot-Sitwell ist ein gestandener UBS-Investmentbanker, er gehört bereits zur Konzernleitung und ist dort für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika zuständig. Kengeter wurde letzten Herbst geholt, um den Problembereich mit den «vergifteten» US-Wertpapieren und den erlittenen Milliardenverlusten zu lösen.

Schlag auf Schlag

Das Interessante an der Personalie Johansson ist der Zeitpunkt. Der neue UBS-Chef Oswald Grübel ist zwei Monate im Amt, und bereits trennt er sich von einem der wichtigsten Managern des Hauses. Johansson war im Februar 2008 vom damaligen Konzernleiter Marcel Rohner zu den Schweizern geholt worden. Er war zuvor zwei Jahrzehnte lang bei der US-Investmentbank Morgan Stanley.

Grübel wird seinem Ruf gerecht, dass er nicht lange fackelt. Zuerst holte er mit Ulrich Körner einen harten Sanierer, den er aus seiner Zeit bei der Credit Suisse kennt. Dann verfügte er das grösste Stellenabbauprogramm in der Geschichte der Grossbank. Und nun setzt er interne UBS-Manager, die sein Vertrauen geniessen, an die entscheidenden Schalthebel.

Die neuen Chefs sollen die Investmentbank in eine sichere Zukunft führen, denn diese sei für die UBS «als globales Unternehmen und für unser integriertes Geschäftsmodell unabdingbar», wird Grübel in einem Communiqué der UBS von heute Morgen zitiert.

Johansson war schon bei seiner Wahl umstritten

Dass Johansson für Grübel nicht der Richtige war, dürfte in der kleinen Welt der globalen Investmentbanker viele nicht besonders überraschen. Nach seinem Abstieg aus dem Machtzentrum bei der US-Bank Morgan Stanley war sein Stern am Sinken. Seine Verpflichtung an die Spitze der UBS wurde dem Umstand zugeschrieben, dass der im Investmentbanking unerfahrene CEO Marcel Rohner keinen besseren für den Job finden würde.

Doch Joseph Perella, ein Ex-Weggefährte Johanssons bei Morgan Stanley und bekannter Investmentbanker der eigenen Boutique Perella Weinberg in Manhattan, lobte den Schweden nach dessen Verpflichtung. «Jerker ist sehr ausgeglichen, cool und auf der Höhe seiner Aufgabe», sagte Perella vor Jahresfrist der SonntagsZeitung. Der neue UBS-Topshot kenne die Märkte, er sei ein Kundenmann und sei angesehen, «vor allem bei Freunden und Ex-Kollegen von Morgan Stanley».

Möglicherweise liegt im letzten Punkt der Grund für die Absetzung. UBS-Alleinherrscher Grübel stützt sich nicht auf Referenzen anderer, sondern bildet sich rasch ein eigenes Urteil aufgrund seines Instinkts. Eine typische Geschichte, wie Grübel in Personalfragen vorgeht, stammt aus dem Sitz der Schweizer Investmentbank im Zürcher Vorort Opfikon-Glattbrugg beim Flughafen. Dort sei er vor Wochenfrist von den örtlichen Leitern herumgeführt worden, erzählt ein mit der Angelegenheit vertrauter Manager. Einigen Händlern habe er eine seiner berühmten Fragen gestellt. «Sagen Sie mir einen Grund, warum wir Sie behalten sollen», habe diese gelautet.

Darben muss niemand von der UBS-Spitze

Ganz offensichtlich konnte der oberste Investmentbanker Johansson keine befriedigende Antwort geben. Zum Abschied kriegt er ein kurzes Dankeschön seines letzten UBS-Vorgesetzten. «Ich danke Jerker Johansson für seinen grossen Einsatz und seinen wertvollen Beitrag zur Neuausrichtung unserer Investment Bank», wird CEO Grübel im Communiqué zitiert.

In Erinnerung bleiben wird vor allem Johanssons Salärpaket. Neben zahlreichen Optionen, die wegen dem Kurszerfall möglicherweise derzeit wenig Wert haben, schenkte ihm die Bank auch 521 544 UBS-Aktien. Das sind 20 000 mehr, als Ex-UBS-Konzernchef Rohner im Jahr 2007 hatte, als dieser immerhin seit rund 15 Jahren bei der UBS angestellt war. Johanssons Aktienpaket war auch mehr als doppelt so gross wie jenes des Amerikaners Marten Hoekstra, ebenfalls ein UBS-Schlachtross und heute Chef der US-Vermögensverwaltung.

Würde der gescheiterte Johansson seine UBS-Aktien heute verkaufen, könnte er mit rund 7,3 Millionen Franken rechnen. Hinzu kommt ein Basissalär von geschätzten 1,5 Millionen Franken für 2008. Insgesamt kam der Chef der UBS-Investmentbank zumindest pekuniär auf seine Rechnung, auch wenn die Entschädigungen nicht mehr das sind, was sie einst in diesem Geschäft waren. Doch daran werden sich noch ein paar andere einstige oder vermeintliche «Cracks» gewöhnen müssen.


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