CS zahlt Boni wie zu den besten Zeiten

20minuten.ch (23. April 2009) – Die Credit Suisse zeigt sich fast in alter Stärke, mit 2 Milliarden Gewinn im ersten Quartal. Vor allem die Investmentbank mit ihren riskanten Geschäften boomte. Das hat Folgen: Die Löhne und Boni schossen um 70 Prozent in die Höhe.
Als beide Schweizer Grossbanken noch stolze Resultate auswiesen, ärgerten sie sich über den Direktvergleich. Jede Bank sei anders, hiess es. Nun zeigt sich, dass dies stimmte, allerdings ganz anders als erwartet. Die kleinere und vermeintlich viel risikofreudigere Credit Suisse (CS) war relativ vorsichtig, die scheinbar konservative UBS war hingegen ein wahres Tollhaus.

Jetzt fällt der Schönheitswettbewerb brutal einseitig aus. Die CS erzielte von Januar bis März 2 Milliarden Franken Gewinn, die UBS in der gleichen Zeit 2 Milliarden Verlust; der CS flossen in der Vermögensverwaltung 9 Milliarden neue Gelder zu, bei der UBS strömten 23 Milliarden ab; die CS erzielte im Investmentbanking 2,4 Milliarden Gewinn, die UBS muss den Handel runterfahren.

Die halbe Portion gewinnt

Einzig bei den Abschreibern sind die Vorzeichen gleich, doch selbst da schneidet die CS deutlich besser ab. Auf US-Geschäftshypotheken verliert sie 1,4 Milliarden, während die Konkurrenz von der Zürcher Bahnhofstrasse 3,9 Milliarden auf Altlasten und Krediten abschreiben musste.

And the winner is … Credit Suisse! Die grössenmässig halbe Portion hat halb so grosse Probleme wie die übermächtige UBS, sie war vorsichtiger, cleverer, in Relation zur Gier der Konkurrentin bescheidener, hatte das professionellere Management und war für ihre Kunden und Aktionäre zuverlässiger. Auch sie erlitt Milliardenverluste. Doch nun stehen ihre Chancen gut, in ein paar Jahren als eine der Sieger dieser welthistorischen Finanzkrise dazustehen. Die UBS wird mit fast ebenso grosser Wahrscheinlichkeit als eine der ganz grossen Verlierer in die Geschichte eingehen.

CS zahlt schon wieder Top-Boni

Wie gross der Unterschied zwischen den zwei Schweizer Bankgiganten geworden ist, wie weit die beiden Institute auseinander liegen und wie stark sich die eine – die CS – bereits mit der Zukunft beschäftigen kann, während die andere – die UBS – sich noch monatelang mit der Vergangenheit abmühen dürfte, zeigt sich an den Entschädigungen und Boni der CS.

Ihr Personalaufwand betrug im ersten Quartal 2,9 Milliarden Franken. Ob das viel oder wenig ist, erfährt der Leser der CS-Mitteilung von heute früh vorerst nicht. Der Aufwand umfasse auch «Kosten für die aufgeschobenen, über mehrere Jahre zu verbuchenden Vergütungspläne aus Vorjahren (u.a. die Partner Asset Facility)», scheint sich die CS im Voraus zu rechtfertigen. Ebenso seinen «Abgrenzungen für variable, leistungsbezogene Vergütungen für 2009 entsprechend der verbesserten risikobereinigten Profitabilität des Investment Banking» vorgenommen worden.

Man wird stutzig und kramt die Vorjahreszahlen hervor. Voilà! 1,7 Milliarden Löhne und Boni verbuchte die CS für Januar bis März im 2008, nun sind es 70 Prozent mehr. Der Jubel in den Handelsabteilungen in New York und London, aber auch im Zürcher Albisgüetli, wo die CS ebenfalls Investmentbank-Abteilungen unterhält, dürfte ohrenbetäubend sein. Die guten alten Boni-Zeiten sind bei der CS bereits wieder da.

Kaum öffentlicher Aufschrei wie bei der UBS

Und das Beste an der Geschichte: Kaum jemand dürfte sich öffentlich über die stolzen Entlöhnungen aufregen. An der morgigen CS-Generalversammlung wird wohl die aggressive Vermarktung von Schrottprodukten der bankrotten Lehman Brothers mehr zu reden geben als die Entschädigungen. Auch dafür kann die CS ihrer gedemütigten Nachbarin danken. Während die UBS Leistungsträger nur mit versteckten Fixlohnerhöhungen bei der Stange halten kann, nutzt die CS die Gunst der Stunde. Im Schatten des gefallenen Goliaths ködert sie Händlerstars in alter Bonus-Manier und rüstet sich für kommende Schlachten der auferstandenen Investmentbanken.


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