Wird die UBS zur eidgenössischen Sparkasse?

20minuten.ch (19. März 2009) – Die UBS wolle ohne weitere Staatshilfe über die Runden kommen, hiess es vor kurzem. Nun sucht die Bank auf Vorrat neues Eigenkapital von 13 Prozent. Wer ausser dem Staat sollte dies einschiessen? Der Staat käme somit auf eine Beteiligung von fast einem Viertel an der UBS. Faktisch wäre die UBS verstaatlicht.

Zwei Anträge an die Aktionärsversammlung vom 15. April 2009 haben es in sich. Beide betreffen die Kapitalausstattung der geschwächten Grossbank, und beide legen nahe, dass die Eigentümer der UBS auf lange, lange Zeit wenig zu Lachen haben dürften.

3 Prozent an die Nationalbank, weitere 10 Prozent für allfällige zweite Rettungsaktion

Die Bank will 3 Prozent sogenannt bedingtes Kapital schaffen für den Fall, dass die Nationalbank ihren Verlust mit dem von der UBS übernommenen «Giftmüll» durch Aktien versüssen kann. Weitere 10 Prozent neues Eigenkapital will sich die UBS von den Aktionären bewilligen lassen, um in Zukunft «mit grösserer Flexibilität» Löcher in der Bilanz stopfen zu können.

Die Kapitalbereitstellung für die Nationalbank über rund 3 Prozent der UBS-Aktien ist seit der Rettungsaktion vom letzten Oktober aufgegleist. Völlig überraschend kommt hingegen der zweite Antrag. Der Verwaltungsrat will fast 300 Millionen zusätzliche Namenaktien in der Hinterhand halten, um im Notfall rasch Frischgeld zu beschaffen, schreibt die Grossbank in einer Mitteilung von heute früh.

«Falls neues Kapital irgendwann notwendig werden sollte»

Die 300 Millionen neuen Aktien entsprechen rund 10 Prozent des gesamten zukünftigen Aktienkapitals. Warum diese nötig sind, verhehlt die Bank nicht. Konkurrenten hätten «schneller und mit grösserer Flexibilität in der Wahl ihrer Instrumente» Kapital aufnehmen können, weil «genehmigtes Kapital zur Verfügung» gestanden hätte. «Im Sinne einer vorausschauenden Planung» könne man durch dieses Instrument flexibel reagieren, «falls dies irgendwann notwendig werden sollte», heisst es bei der UBS.

10 Prozent an der UBS sind keine Peanuts. Der Bund hält nach einer Wandlung seines 6-Milliarden-Darlehens rund 9 Prozent an der Bank, der Singapurer Regierungsfonds besitzt schon bald rund 8 Prozent an der UBS.

Nur der Staat gibt den Grossbanken noch Geld

Wer die zusätzlichen 10 Prozent dereinst besitzen könnte, ist klar, auch wenn sich die UBS darüber nicht äussert. Im heutigen Finanzumfeld kommt dafür nur eine Instanz in Frage: der Staat. Und zwar der Schweizer, denn die ausländischen Behörden haben mit ihren eigenen Finanzinstituten genug zu tun.

Somit kommt dem Antrag von heute grosse Brisanz zu. 3 Prozent dürften in ein paar Jahren der Nationalbank gehören, weitere 10 Prozent würden beim Bund landen, allenfalls in Kombination mit der Nationalbank oder mit vom Staat kontrollierten Instituten. Zusammen mit den bereits von Bern bewilligten Geldern würden rund 22 Prozent der UBS von der Schweiz kontrolliert.

Das Ende der UBS als freie Bank

Mit diesem Anteil würde die UBS als freie Bank von der Bildfläche verschwinden. Das Sagen hätte allein der Schweizer Staat, und der würde sich mit dem grossen Investor in Singapur über die matchentscheidenden Themen absprechen. Mit dem heutigen Antrag hat der Verwaltungsrat der UBS, die oberste Führung der Bank, ein wichtiges Kapitel in dieser Geschichte geschlossen. Der noch vor 18 Monaten stolze globale Finanzmulti wird vermutlich zur eidgenössischen Sparkasse.


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