Villigers Draht nach Bern hilft der UBS

20minuten.ch (4. März 2009) – Es geht Schlag auf Schlag: Eine Woche nach der Ablösung von Marcel Rohner gibt auch UBS-Präsident Peter Kurer den Stab ab. Neuer oberster Kopf der Grossbank wird Alt-Bundesrat Kaspar Villiger von den Freisinnigen. Villiger ist ein vehementer Verteidiger des Schweizer Bankgeheimnisses.

Die alte Garde um Ex-UBS-Maestro Marcel Ospel tritt endgültig ab. Peter Kurer, 59, der vor einem knappen Jahr von Ospel das Steuer des schlingernden UBS-Tankers übernommen hat, übergibt an Kaspar Villiger, einem ausgewiesenen Kenner der Bundespolitik. Villiger führte während Jahren das Finanzdepartement, verfügt über enge Beziehungen in die Bundespolitik und kennt die Untiefen der Schweizer Politik.

Für Villiger war das Bankgeheimnis «nicht verhandelbar»

Berühmt wurde Villigers Ausspruch in den Verhandlungen mit der EU, das Schweizer Bankgeheimnis sei nicht verhandelbar. In den nächsten Monaten dürfte sich eine neue Form von Bankgeheimnis herauskristallisieren, zu der Villiger nun aktiv beitragen kann.

Sein politischer Rucksack und seine Integrität machen den Luzerner aus einer Unternehmerfamilie zu einer überraschenden, interessanten und – guten Wahl. Die UBS braucht neues Vertrauen, die Kunden, vor allem in der Schweiz, müssen wissen, dass Ihr Geld bei der Bank in sicheren Händen ist. Wenn ein Mann wie Villiger, der im Ruf eines ethisch korrekten Politikers steht, sich der Aufgabe stellt, dann sagen sich Herr und Frau Schweizer: Diese Bank wird überleben.

Guter Abschluss – zu einem hohen Preis

Damit hat der abtretende UBS-Präsident Peter Kurer in den letzten Wochen ein wahres Feuerwerk an Neuigkeiten und Entscheiden gezündet, bevor er seinen Platz freigibt. Er befreite seine Bank aus der Umklammerung der USA im Steuerstreit, er setzte mit Oswald Grübel einen gestandenen Sanierer an die Konzernspitze und er holte mit Kaspar Villiger einen renommierten Politiker ins Präsidium, der dem «Politikum» UBS den nötigen Rückhalt in Bern verschaffen kann.

Auf einem anderen Blatt steht geschrieben, welchen Preis Kurer, die UBS und die Schweiz für all diese wegweisenden Entscheide zu bezahlen haben. Der Deal mit den USA beerdigt wohl das Bankgeheimnis in seiner bisherigen umfassenden Form und verletzte den Rechtsstaat, die Berufung von Grübel bedeutet eine weitgehende Delegation der wichtigsten Weichenstellungen für die Zukunft zum neuen starken Mann der Bank, und die Wahl von Villiger zeigt, wie stark die UBS zum Spielball der Politik geworden ist.

Die Erfahrung in kriselnden Grossbetrieben fehlt

So sehr der er Entscheid pro Villiger und gegen andere Kandidaten, die zuletzt genannt wurde, wie Bruno Gehrig von der Swiss Life oder Josef Ackermann von der Deutschen Bank, in der politischen Arena ankommen und das Kundenvertrauen stärken dürfte, wirft er gleichzeitig eine entscheidende Frage auf: Villiger ist kein gestandener Manager, er machte eine lange und stolze politische Karriere innerhalb der Freisinnigen Partei, half mit bei der Rettung von Swissair/Swiss, ist heute im Verwaltungsrat von Nestlé, Swiss Re und NZZ.

Aber Villiger ist in keiner der drei Unternehmen die prägende Figur, sondern er wirkt allenfalls im Hintergrund, seine Leistungen und sein Führungsstil sind von aussen schwer zu beurteilen.

Ein Gegengewicht zu Oswald Grübel?

Dieser Mangel wird denn auch die grosse Herausforderung für Villiger und die neue UBS sein. Villiger muss nach aussen Vertrauen schaffen – in der Politik, im Kundenmarkt, im Innern der UBS, gegenüber den Aktionären, ohne dass er jemals ein grosses Unternehmen in einer schwierigen Situation geführt hätte. Er muss ein Gegengewicht bilden zum starken Mann Grübel, ohne diesen in seiner Sanierungsarbeit zu behindern, aber doch ein derart starkes, dass Grübel nicht wie eine Dampfwalze durch die Firma und die Schweizer Finanzlandschaft rollen kann.

Gelingt Villiger dieser Spagat, dann werden ihm in ein paar Jahren nicht nur die Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre der UBS dankbar sein, sondern vor allem auch das Schweizer Volk.


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