Kaspar Villiger hat UBS-Präsidium zuerst abgelehnt

AWP (4. März 2009) – Die UBS fragte Alt-Bundesrat Kaspar Villiger, 68, bereits Mitte Januar an, ob er neuer VR-Präsident der Grossbank werden möchte. Dies sagt eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle, die sich nur anonym äussert. Villiger sagte damals ab, weil nicht klar war, wer die Bank als Konzernchef operativ in die Zukunft führen würde. Erst als Oswald Grübel für den CEO-Job zugesagt hatte, erklärte sich Villiger für die schwierige Aufgabe bereit.

Die Initiative für eine Kandidatur Villiger ging nicht von Präsident Peter Kurer aus, sondern vom Nomination Committee unter Verwaltungsrätin Gabrielle Kaufmann-Kohler, so die Quelle gegenüber AWP weiter. Eine Mehrheit des Verwaltungsrats war zum Schluss gekommen, dass eine erneute Präsidentschaft von Peter Kurer nicht geeignet wäre, verloren gegangenes Vertrauen in die schlingernde Grossbank rasch zurückzubringen.

Peter Kurer war zwar im Bild über den Versuch, mit einer neuen Persönlichkeit die gestörten Beziehungen zur Politik und zu den Kunden zu verbessern, doch die treibende Kraft seien andere Mitglieder im VR gewesen, sagt die Quelle. Entscheidend sei gewesen, dass mit Oswald Grübel ein sanierungserprobter Manager für den Job als CEO und Nachfolger von Ex-Konzernchef Marcel Rohner, 44, zugesagt hatte. Erst als Grübels Entscheid vorlag, liess sich Villiger als designierter VR-Präsident für die Wahl an der Generalversammlung vom 15. April aufstellen, sagt die Quelle.

Die Rollenverteilung in der neuen UBS ist eine andere als unter dem vor einem Jahr zurückgetretenen langjährigen Präsidenten Marcel Ospel und seinem Nachfolger Peter Kurer. Sowohl Ospel als auch Kurer standen im öffentlichen Rampenlicht, hielten die Fäden des Unternehmens in der Hand und waren bei allen wichtigen operativen Entscheiden massgeblich mitbeteiligt. Nun wird Villiger eher in den Hintergrund treten und seine Fäden Richtung Politzentrum Bern spinnen, während Grübel das Konzernsteuer resolut packen, Kosten reduzieren, Personal abbauen und eine tragfähige Strategie entwickeln wird.

Die Auswechslung der gesamten Führungsetage der UBS innert einer Woche erinnert an die Geschehnisse von 1998, als im Zuge eines Milliardenverlustes mit dem Hedgefund Long-Term Capital Management der damalige UBS-Präsident Mathis Cabiallavetta den Platz für Novartis-Präsident Alex Krauer freimachte. Krauer hatte wie Villiger keine grosse Bankerfahrung, was damals nicht entscheidend war. Denn Krauer musste wie Villiger als integre Persönlichkeit neues Vertrauen in die Bank gewinnen und dafür sorgen, dass die zu aggressive Risikokultur der Vergangenheit durch ein vorsichtigeres Gebaren und eine bescheideneres Auftreten abgelöst würde.

Villiger mit 68 Jahren und Grübel mit 65 Jahren müssen die UBS als Erstes zurück zur Profitabilität führen, sagt die Quelle, welche die Hintergründe der Wahl Villigers kennt. Laut Aussagen von Grübel in der Wochenendpresse dürfte das im günstigsten Fall zwei Jahre und im schlechten Fall fünf Jahre dauern. Länger werden die beiden neuen obersten Köpfe der Grossbank nicht am Ruder bleiben wollen. Sie müssen dafür sorgen, dass sich eine neue Managergeneration innerhalb der UBS entwickeln kann, die danach die Zügel für längere Zeit in die Hand nehmen kann.


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