Grübel gibt den Tarif durch

20minuten.ch (12. März 2009) – Gestern machte der neue UBS-Konzernleiter Oswald Grübel in einem Mail an alle Mitarbeitenden klar, wohin die Reise gehen wird. Dass für viele Angestellte immer noch der Bonus das wichtigste Thema sei, gefällt Grübel gar nicht.

Das Schreiben ging gestern auf Deutsch und Englisch an alle 77 000 Mitarbeiter der Grossbank. Grübel schwört darin das Personal auf mehr Teamgeist und weniger Selbstbemitleidung ein. Dass «das Kompensationsthema in gewissen Bereichen auch aktuell eine sehr gewichtige Rolle» spiele, könne er nicht verstehen. «Es ist klar, dass wir wettbewerbsfähige Löhne bezahlen müssen», schreibt Grübel. «Aber ich habe wenig Verständnis dafür, wenn dies das erste und wichtigste Thema ist, das man mit mir diskutieren will.»

Nicht Löhne interessieren Grübel, sondern Gewinne

Bevor die UBS-Mitarbeitenden und -Manager über ihre Entschädigung diskutieren sollen, müsse die Bank «Gewinne machen und unnötige Verluste vermeiden». «Wir müssen uns mehr Handlungsspielraum schaffen, um unsere Zukunft aktiv zu gestalten», ist Grübel überzeugt und fährt fort: «Dazu brauchen wir eine starke Kapitalbasis, die wir über Profitabilität weiter steigern müssen. Darüber will ich sprechen.»

Blut, Schweiz und Tränen kommen unter Grübel auf die UBS-Mitarbeitenden zu: «Ertragswachstum ist sicherlich unser Ziel, doch angesichts der immer noch extrem instabilen Märkte bläst uns hier ein eisiger Gegenwind ins Gesicht. Um vorwärts zu kommen, ist es unabdingbar, dass wir unsere Kosten weiter senken.»

Stellenabbau kommt

Tabus werde es keine geben, sagt Grübel. «Ich spreche dabei auch, aber nicht nur, von Stellenabbau», steht in seinem Schreiben. Arbeitsplätze zu streichen und Angestellte zu entlassen sei aber etwas, das «kein unternehmerisch denkender Manager» gerne tun würde.

Der neue UBS-Chef will überall das Messer ansetzen und zählt dabei «ganz besonders auf Ihre Unterstützung, damit wir das Schiff wieder auf Kurs und ans Ziel bringen. Dass wir es schaffen können, daran habe ich keinen Zweifel, aber wir müssen entschlossen und als Team handeln.»

UBS – Unser bürokratischer Salon

Er habe in seinen ersten Tagen eine komplexe Struktur vorgefunden, die rasche Entscheide schwierig machen würde. «Weil oft viele Leute mitreden oder Diskussionen in grossen Gremien geführt werden, ist nachher kaum mehr nachvollziehbar, wie Entscheidungen zustande gekommen sind.» Er sei «ein Freund klarer Zuständigkeiten, in denen die Mitarbeiter für ihr Handeln verantwortlich sind, aber auch über gewissen Spielraum verfügen» würden.

Der 65-Jährige, der fast seine ganze Karriere bei der Erz-Rivalin Credit Suisse gemacht hatte, kritisiert in seinem Schreiben die bisherige interne Kommunikation. Nicht immer sei «eine gemeinsame Zielrichtung» verfolgt oder eine solche klar kommuniziert worden.

Nach einem Entscheid heisst es bei Grübel: Mir nach, Marsch

«Dies mag aufgrund der Turbulenzen, durch die UBS gegangen ist, verständlich sein», fährt Grübel fort. «Trotzdem müssen wir das rasch ändern, denn es darf nicht sein, dass die Mitarbeitenden an der Basis das Gefühl haben, es herrsche oben Orientierungslosigkeit.» Er sei für Kritik, diese müsse «engagiert und wenn nötig mit Vehemenz eingebracht» werden. Nach einem Entscheid gelte es, diesen umzusetzen, macht Grübel klar: «Wenn aber Beschlüsse gefasst wurden, erwarte ich, dass man diese nachher konsequent vertritt.»


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