UBS/Boni werden verzerrt wahrgenommen (Direktor Arbeitgeberverband)

AWP (26. Januar 2009) – Spekulationen der Sonntagspresse, wonach die UBS AG trotz Milliardenverlusten für 2008 Bonuszahlungen von voraussichtlich rund 2 Mrd CHF an die Mitarbeitenden zahlen will, hat zu Kritik in Politik und Wirtschaft geführt. Von Freisinnigen wie dem Unternehmer Johann Schneider-Ammann bis zu SP-Parteipräsident Christian Levrat sind die Meinungen gemacht: Wenn der Staat ein Unternehmen mit Steuergeldern stützen muss, verstossen hohe Boni gegen Anstand und Moral.

Nun erhalten die gescholtenen Verantwortlichen der UBS Rückendeckung vom Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverband. Auf Anfrage von AWP zeichnet Thomas Daum ein differenzierteres Bild der Kontroverse. „Ich verstehe die Empörung, muss aber als Fachmann relativieren“, sagt Daum. „Solche Leistungskomponenten können Lohnbestandteile sein, die geschuldet sind wie fixe Saläre.“

Für Daum wird die Auseinandersetzung zuweilen mit ungenauen Definitionen und allgemeinen Argumenten geführt. Das führe zu einem Begriffswirrwarr und einer unreflektierten Verurteilung der Verantwortlichen. Dies fange bereits beim Begriff Bonus an. Dieser würde „der Problematik der Leistungsentschädigung nicht gerecht“, sagt der Arbeitgeberdirektor. „Im Fall der UBS müssten wir wissen, wer wie viel wofür erhält, bevor wir die Verantwortlichen kritisieren.“

Allerdings will Daum UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und Konzernchef Marcel Rohner nicht vorschnell von Misstritten freisprechen. Wie bei vielen umstrittenen Entscheiden sei auch bei den UBS-Boni die Wahrnehmung im breiten Publikum entscheidend. „Wenn jeder Bonusbeschluss zu einem Aufschrei führt, schadet dies der Reputation der Firma und muss entsprechend im Voraus adressiert werden“, sagt Daum im Gespräch.

Im Unterschied zu anderen Themen – als Beispiel führt Daum die Kreditvergabe an umstrittene Regierungen an – hätten es die UBS-Verantwortlichen bei den variablen Vergütungen unterlassen, die Problematik als heisses Eisen zu definieren, das eine entsprechend weitsichtige und nachvollziehbare Kommunikation erfordere.

„Vielleicht hätte die Bankenführung den öffentlichen Aufschrei vorwegnehmen können und sich fragen müssen, ob sie grundsätzlich über die Bücher gehen muss“, zieht Daum Fazit. „Sie hätte dann offenlegen können, welche Leistungskomponenten vertraglich geschuldet sind und wie viel im Vergleich zu früher dieses Mal nicht bezahlt wird, weil die Verluste derart hoch sind.“ Gut möglich, dass die negativen Schlagzeilen dann etwas weniger pointiert ausgefallen wären.


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