Jetzt ist Geduld gefragt
20minuten.ch (14. April 2009) – Goldman Sachs überrascht mit hohem Quartalsgewinn, weitere optimistisch stimmende Abschlüsse könnten in dieser Woche folgen. Das lässt auch für die UBS hoffen. Doch die Aktionäre werden noch lange auf bessere Zeiten warten müssen.
Plus 13 Prozent gegenüber Vorjahr, über 1,6 Milliarden Dollar Gewinn: Das ist die lang ersehnte Good news aus den USA, dem Land der unbegrenzten Verluste.
Sie stammen ausgerechnet von Goldman Sachs, einer Investmentbank, die zwar Jahrzehntelang über einen ausgezeichneten Ruf in der Branche verfügte, der man aber wegen dem eingebrochenen Handelsgeschäft eine schwierige Zukunft als unabhängiges Institut vorausgesagt hat. Nun will Goldman Sachs so rasch wie möglich die vom Staat erhaltene Hilfe zurückbezahlen.
Mehrere US-Banken scheinen das Schlimmste überwunden zu haben
Goldman Sachs ist nicht allein. Auch Wells Fargo sorgte für frühlingshaftes Aufatmen an den Finanzmärkten. Die Universalbank schrieb zwar nochmals ein paar Milliarden Dollar ins Kamin, trotzdem reichte es ihr zu einem Quartalsgewinn. Ende Woche werden JP Morgan und Citigroup ihre Resultate für die ersten drei Monate des Jahres offenlegen.
Aus Schweizer Sicht ist vor allem Citigroup ein Gradmesser. Die einst grösste Bank der Welt wurde nach über 50 Milliarden Dollar Abschreibern auf faulen Wertpapieren zu einem Drittel verstaatlicht. Findet Citi Boden unter den Füssen, gilt das Schlimmste für die Banken vorerst als überstanden.
Die UBS, die wie die Citi und die Investmentbank Merrill Lynch die mit Abstand grössten Verluste mit maroden Investments erlitten hatte, könnte mit einem ausgeglichenen Quartalsergebnis ebenfalls für Erleichterung an der Börse sorgen. Morgen wird der neue Konzernchef Oswald Grübel erste Angaben für die Monate Januar bis März machen.
Überlebt UBS als integrierte Grossbank?
Sollten sich die Verluste auf Altlasten und auf das neue Problemfeld Unternehmenskredite in Grenzen halten, könnten sich die Zukunftsaussichten auch für die gebeutelte Schweizer Grossbank aufhellen. Ein Überleben als integrierte Bank mit den drei Bereichen Vermögensverwaltung, Investmentbank und Asset Management wäre denkbar.
Doch selbst in einem solchen Szenario bliebe der UBS-Aktionär noch lange der Geprellte. Denn bis der Kurs der einst stolzen Bank ein einigermassen befriedigendes Niveau erreichen wird, dürften Jahre ins Land streichen.
Massive Ausweitung der Zahl der Aktien
Das hat mit der massiv geschrumpften Gewinnkraft und dem gleichzeitig stark vergrösserten Eigenkapital zu tun. Während in den Jahren des Exzesses und der Papiergewinne im Handelsgeschäft das Aktienkapital reduziert wurde, musste dieser Puffer in der Krise mehrmals erhöht werden.
Auch an der morgigen Generalversammlung bittet die Bank ein weiteres Mal um zusätzliches Kapital. Diesmal braucht sie das Geld der Aktionäre nicht sofort, sondern möchte es in der Hinterhand halten, falls die Krise ein weiteres Loch in die Bilanz schlägt. Aber mit den über 3 Milliarden, um welche die UBS ihr Eigenkapital erhöhen will, wird sich die Zahl aller Aktien im Vergleich zur Zeit vor dem schweren Sturm fast verdoppelt haben.
Gewinnkraft noch etwa halb so gross
Ende 2007, vor der ersten Kapialerhöhung, wies die UBS 2,1 Milliarden Aktien aus. Ein Jahr später waren es nach einer ersten Kapitalerhöhung 2,9 Milliarden Aktien. Hinzu kommen in nächster Zeit Aktien aus den verschiedenen Wandlungsanleihen, die bei zwei Staatsfonds und der Eidgenossenschaft platziert wurden, sowie reservierte Titel für UBS-Mitarbeitende und Aktiendividenden, insgesamt rund 780 Millionen Stück.
Doch das sind noch nicht alle Titel. Morgen werden insgesamt 393 Millionen zusätzliche Aktien geschaffen. Damit steigt die potenzielle Maximalzahl ausstehender UBS-Titel auf über 4 Milliarden Stück, doppelt so viele wie vor 15 Monaten.
Gleichzeitig ist die Gewinnkraft der UBS längst nicht mehr das, was sie einst war. Von der Investmentbank ist für die nächste Zukunft kaum ein positiver Beitrag zu erwarten, der ins Gewicht fallen könnte. Und die Vermögensverwaltung, die 2007 noch über 9 Milliarden vor Steuern verdiente, brachte im letzten Jahr nur noch knapp fünfeinhalb Milliarden ein.
20 Franken ist realistisch, mehr nicht
Doppel so viele Aktien und halb so viel Erfolg bedeutet einen Viertel des einstigen Gewinns pro Aktie. Übertragen auf den Aktienkurs heisst dies: Statt 80 Franken – der Kurs auf dem Zenit 2007 – sind noch 20 Franken realistisch.
Sogar bis dorthin bleibt ein weiter Weg. Am Freitag Abend lag die UBS-Aktie bei 11.50 Franken.