Der Finanzsektor hat in der Schweiz eine dominante Stellung. Nach den unrühmlichen Vorgängen um die UBS sind die Banken und das – gefallene – Bankgeheimnis Thema von Sachbüchern.
Von Hans Bärtsch
Zürich. – Am Donnerstag wurde auf der politischen Ebene ein langwieriges Kapitel im «Fall UBS» abgeschlossen: National- und Ständerat haben dem UBS-Staatsvertrag mit den USA abschliessend zugestimmt. Damit ist der Weg frei für die Herausgabe von knapp 4500 Kundendaten von möglichen Steuersündern. Dieser Akt ist die direkte Fortsetzung des Buchs «Paradies perdu – Vom Ende des Schweizer Bankgeheimnisses» (Verlag Hoffmann und Campe). Autor Lukas Hässig zeichnet detailreich die Lawine nach, welche die UBS mit ihren zweifelhaften Geschäftspraktiken in den USA losgetreten und damit letztlich den gesamten Finanzplatz Schweiz in Gefahr gebracht hat.
Zweite Publikation zur UBS
Das Verdienst von Hässig liegt darin, mit zahlreichen Informanten in der Schweiz und in den USA gesprochen zu haben. Dazu hat er akribisch Schriftstücke ausgewertet, wie es so umfassend wohl erst im Rahmen eines erstmals im letzten Herbst ausgestrahlten Dokumentarfilms des Schweizer Fernsehens zur UBS-Steueraffäre geschehen ist. Der Wirtschaftsjournalist ist insofern bestens mit dem Thema vertraut, als er Anfang 2009 mit «Der UBS-Crash – Wie eine Grossbank Milliarden verspielte» ein erstes Buch über die grösste Vermögensverwalterin der Welt veröffentlichte. Die tiefgehenden Recherchen und der schnörkelloe Schreibstil Hässigs machen «Paradies perdu» zu einer spannenden, auch erschütternden Lektüre, was die Raffgier zumindest einzelner UBS-Banker anbelangt. Der Autor ist im Übrigen überzeugt, dass die Top-Manager der Grossbank über die Machenschaften der unteren Chargen vollauf im Bild waren.
Den Bogen weiter geschlagen
Philipp Löpfe, ein anderer renommierter Wirtschaftsjournalist, spannt den Bogen in seinem Buch «Banken ohne Geheimnisse – Was vom Swiss Banking übrig bleibt» (Verlag Orell Füssli) weiter – vom beschaulichen Bankiersdasein nach dem Zweiten Weltkrieg über die Globalisierung bis zu den jüngsten Attacken auf den Finanzplatz Schweiz. Löpfe zeichnet in einer ebenfalls sehr verständlichen Sprache nach, wie unser Land lange (und gut) vom Bankgeheimnis gelebt hat. Und weshalb dieses Modell, auch abseits der Geschehnisse rund um die UBS, keine Zukunft mehr hat. Löpfe ist jedoch der Meinung, dass das Swiss Banking seine Top-Stellung weiterhin behalten kann – weil das Geld in erster Linie wegen der politischen Stabilität in unser Land fliesst.
Die «Süddeutsche Zeitung» lobte Löpfes «Banken ohne Geheimnisse» als «eine gut geschriebene Kurzfassung der europäischen Nachkriegs-Wirtschaftsgeschichte aus der Perspektive der Schweiz. Wer es gelesen hat, versteht auch die Finanzkrise und wie Bankiers generell ticken.»