Mit voller Kraft Richtung Eisberg

Ein Buch über den Niedergang der UBS

Dass irgendetwas nicht stimmen konnte, bemerkten zwei Risikoexperten der Züricher Bank UBS schon 2002. Die riesigen Summen, die ihre Händler im US-Immobilienmarkt aufgebaut hatten, beunruhigten die Spezialisten. Sie schlugen Alarm und verfassten einen Bericht an die Leiter der Risikoabteilung. „Schon im Herbst 2002 waren also die Risikoverantwortlichen der UBS über Ausmaß und Problematik der US-Hypothekenposition im Bild“, schreibt Lukas Hässig in seinem Buch „Der UBS-Crash“, in dem er den Niedergang der Schweizer Großbank nachzeichnet. Doch von der UBS-Führung kam kaum eine Reaktion, schreibt der Autor. Im Gegenteil: In den nächsten Jahren baute die UBS ihren ertragreichen Geschäftszweig weiter aus.

Der Inhalt:

Im Zuge der Finanzkrise hatte die UBS horrende Verluste eingefahren, sodass der Schweizer Staat als Großaktionär bei der Bank einsteigen und weitere Hilfen gewähren musste, um sie zu retten. Laut Hässig sehen die Verantwortlichen der UBS aber keine Schuld bei sich. Die Finanzkrise sei eine Naturgewalt gewesen, die über sie hereingebrochen sei – so interpretierten die Top-Banker die Ereignisse, so Hässig. „Der Absturz ist keine Folge einer Naturkatastrophe, sondern das Ergebnis von Schlendrian, Ignorierungen von Warnungen und Gier nach Macht, Größe und Geld“, schreibt er.

So habe es nicht nur die Warnungen der Risikomanager gegeben. Auch die Schweizer Notenbank habe 2005 das stürmische Wachstum der UBS-Bilanz kritisiert. Interne Unternehmenstests zu ihren Anlagen seien unsauber gewesen. Hinzu kämen dilettantische Fehler: Im Sommer 2007 fiel die Software, die die Risiken des Immobiliengeschäfts berechnet, monatelang aus. „So verfügte der vermeintlich moderne UBS-Supertanker auf seiner Rekordfahrt zur Nummer eins an der Wall Street über das Radar eines Fischkutters“, schreibt Hässig.

So gut ist das Buch:

Lohnenswert ist das Buch für alle, die wissen wollen, wie aus einer konservativen Bank ein „gefährliches Kasino“ werden kann, das schließlich in Staatshand landet. Hässig rechnet mit der UBS-Führung ab, und nach der Lektüre entsteht der Eindruck: Zu Recht. Beachtet werden sollte aber, dass viele Banken weltweit die gleichen Fehler gemacht haben. In seinem Buch bringt Hässig dem Leser auch UBS-Protagonisten näher, die den Kurswechsel herbeigeführt haben. Überwiegend präsentiert er den schwierigen Stoff leicht verständlich, manchmal setzt er aber doch zu viel Wissen voraus. Eine „Goodwillauflösung“ etwa ist wohl nicht jedermann geläufig.

Der Autor: Hässig arbeitet in der Schweiz als freier Journalist. Er war unter anderem Ressortleiter des Nachrichtenmagazins „Facts“.


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