Buchautor Hässig über den UBS – Crash
Buchautor Lukas Hässig und Journalist Urs Heinz Aerni sprachen in der Bibliothek Eglisau über den UBS – Crash . Das komplexe Thema wurde so auch für Laien verständlich.
Von Margrith Waiblinger-Rodel
Eglisau . – Der UBS – Crash lässt kaum jemanden unberührt. Die einen, weil sie nicht verstehen können, weshalb die grösste Schweizer Bank mit Steuermilliarden durch den Bund gerettet wurde und dieser nicht im Verwaltungsrat mitreden kann, die anderen, weil sie das Verhalten der obersten Bosse des Konzerns nicht nachvollziehen können. Die Diskussionen über Saläre, Boni und goldene Fallschirme brechen nicht ab und sind bei Fachpersonen genauso wie am Stammtisch ein grosses Thema. «Das Ausmass übersteigt tatsächlich das Vorstellungsvermögen und wird uns wohl noch längere Zeit beschäftigen», bestätigte denn Lukas Hässig , Wirtschaftsexperte, Journalist und Buchautor, im Gespräch mit Urs Heinz Aerni, Journalist, Störbuchhändler und Kulturveranstalter, in der Bibliothek Eglisau ein.
Zwei Risikoexperten der Zürcher UBS-Zentrale, so Hässig, merkten bereits 2002, dass etwas nicht stimmen konnte. Ihrem Bericht wurde keine Beachtung geschenkt. Sie wurden entlassen. Marcel Ospel, der als Jugendlicher die Vision hatte, an die Wallstreet zu gehen, führte die Bank hierarchisch und duldete keine Leute, die das Flaggschiff UBS beschmutzen wollten. «Demokratie kannte man bei der UBS nicht», sagt Hässig. So fuhr der Koloss weiter auf den Eisberg zu, bis er im Oktober 2007 auffuhr.
Bewusst hohe Risiken eingegangen
Lukas Hässig , der einst eine kaufmännische Lehre bei der Nationalbank absolviert hatte, gewann nach und nach das Vertrauen gewisser Manager. Auf diese Weise recherchierte er für sein Buch «Der UBS – Crash ». «Das Bankengeschäft ist ein Geschäft mit Risiko», sagt Hässig. Dieses müsse man aber abschätzen können. Die UBS sei bewusst sehr hohe Risiken eingegangen und habe sich im US-Markt verspekuliert. Für ihre «Leistungen» verdienten die Manager Top-Löhne, allen voran Marcel Ospel: 12,5 Millionen Franken plus Aktien und Optionen im Jahr 2001, 18,5 Millionen Franken plus Wertpapiere ein Jahr zuvor. Dies sind knapp 60 000 Franken pro Tag bei einer Sechstagewoche oder das durchschnittliche Jahresgehalt eines Angestellten. Diese Zahlen bleiben im Gedächtnis haften.
Kürzlich hat sich der jetzige CEO der UBS, Oswald Grübel, bei einem Treffen mit Parlamentariern von der ehemaligen Führung distanziert und Fehler zugegeben. «Mit Grübel an der Spitze habe ich ein gutes Gefühl», sagt Lukas Hässig . Für ihn stellt sich aber nach wie vor die Frage nach der Haftung des damaligen Managements. Doch es sei schwierig, den Herren eine «bewusste Schadensabsicht» nachzuweisen.
Witzig und humorvoll führte Aerni durch den Abend. Spontan und für den Laien verständlich waren die Antworten von Hässig. Auf die letzte Frage Aernis, wo man heute eine Erbschaft am besten anlegen sollte, wenn man sie nicht zur Bank bringen wolle, antwortete Hässig spontan: «Auf die Post.»