Währungsexperiment: Ein Goldfranken für Kleinsparer

20minuten.ch (22. Mai 2012) – Ökonomen und bürgerliche Hardliner verfolgen die SNB-Geldschwemme mit Schaudern. Mit der Idee eines Goldfrankens wollen sie Gegensteuer geben.

Geld ist Sache der Notenbank. Diese schiesst seit einiger Zeit aus allen Rohren. In der grossen Bankenkrise musste die SNB zuerst das Finanzsystem stabilisieren, danach durch Euro-Käufe den Franken schwächen.

Ökonomen und bürgerliche Hardliner verfolgen die SNB-Geldschwemme mit Schaudern. Sie befürchten in einer nächsten Phase eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens. Wegen des vielen Geldes im Umlauf könnte später eine Entwertung folgen.

Gold, Swiss made

Mit der Idee eines Goldfrankens geben sie Gegensteuer. Es handelt sich um eine neue Währung, die von privater Seite herausgegeben wird und zum neuen Gütesiegel für die Schweiz werden soll. Kleinsparer sollen dank dem Goldfranken sicher investieren können. Der Vorstoss ist nun Thema in der Wirtschaftskommission des Nationalrats. Diese beugt sich heute Dienstag über den vorgeschlagenen Gesetzestext. Laut einem der Initianten sei völlig offen, ob eine Mehrheit für oder gegen den Goldfranken sei.

Wird Minarett-Töter Ulrich Schlüer zum Bremsklotz?

Den Supportern ist es ernst mit ihrem Goldfranken. Hinter den Kulissen betreiben sie seit Monaten ein intensives Lobbying. Sie werden von rechtsbürgerlichen Politikern unterstützt.

Letztere könnten zum Stolperstein werden. Das Zürcher SVP-Schlachtross Ulrich Schlüer, bekannt als Minarett-Töter, zählt zum Goldfranken-Kernteam. Vielen Freisinnigen und Mitgliedern der Mitteparteien ist Schlüer zu radikal. Sie lehnen seine Vorschläge ab, unabhängig vom Inhalt.

Volksinitiative Mitte Juni

Die Goldfranken-Boys wollen sich nicht vom Kurs abbringen lassen. Für Mitte Juni ist die Lancierung einer Volksinitiative geplant. Damit soll ihr parlamentarischer Vorstoss auf die Strasse getragen werden.

Der Goldfranken wirkt sympathisch und könnte dem Schweizer Finanzplatz neues Renommee geben. Was er genau bringen würde und wie das Nebeneinander von ordentlichem und goldenem Franken funktionieren würde, bleibt offen.

Schweiz als Währungsunion

Vor 200 Jahren herrschte in der Schweiz Währungswildwuchs. Verschiedene Kantone hatten ihre eigene Währung. Erst mit der Gründung des modernen Bundesstaats von 1848 wurde die Schweiz zur Währungsunion.

1907 wurde die Schweizerische Nationalbank ins Leben gerufen. Diese gehörte mehrheitlich den Kantonen. Im Gründungsjahr kam die erste Notenserie von der SNB auf den Markt.

Währungspolitisches Experiment

Seither hat die SNB das Monopol zum Drucken von Schweizer Franken. Damit erfolgt die wichtige Steuerung der Geldmenge aus einer zentralen Hand. Sie hat sich bis heute bewährt.

Die Väter des Goldfrankens betonen, dass sie der SNB ihr Franken-Monopol nicht streitig machen wollen. Gleichzeitig möchten sie eine Parallelwährung schaffen. Das Zusammenspiel von Frankennoten und Goldfranken würde zum währungspolitischen Experiment.


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