Kein Insiderhandel: Finanzchef von Sonova ist fein raus
Im Frühling 2011 verkauften Kaderleute des Stäfner Hörgerätemultis Sonova wie wild eigene Aktien und Optionen. Als das Unternehmen kurz darauf einen scharfen Umsatzrückgang bekanntgab, wurden die Deals der Insider zum Fall für die Strafbehörden.
Diese nahmen rasch Ermittlungen gegen acht Sonova-Manager auf. Einer davon, der damalige Finanzchef, ist nun fein raus. Es handelt sich um Oliver Walker, gegen den die Ermittlungen im Sonova-Insiderfall kürzlich eingestellt worden sind.
«Ich kann bestätigen, dass die zuständige Zürcher Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte ihre Voruntersuchung gegen Oliver Walker eingestellt hat», sagt Corinne Bouvard, Sprecherin der Oberstaatsanwaltschaft von Zürich, auf Anfrage von 20 Minuten Online.
Finanzchef Walker stoppte rechtzeitig
Laut Bouvard gehe der Finanzchef unbelastet aus der Affäre hervor, weil seine Deals mit eigenen Sonova-Wertpapieren geschahen, bevor die tiefen Umsatzzahlen von Februar 2011 auf dem Tisch des Managements gelegen haben.
Vor Walker waren bereits zwei andere Vorverfahren gegen Sonova-Insider eingestellt worden, sagt Bouvard. Um wen es sich dabei handelt, wollte die Justiz-Sprecherin nicht sagen. Die Betroffenen seien nie öffentlich genannt worden.
Rihs und Chapero bleiben im Visier
Noch ermittelt würde gegen weitere Sonova-Manager, darunter der frühere CEO Valentin Chapero und Sonava-Pionier und -Grossaktionär Andy Rihs.
Chapero wurde im Zuge der internen Aufarbeitung vom Verwaltungsrat der Sonovaentlassen und musste das Unternehmen ebenso verlassen wie der jetzt entlastete Finanzchef Walker.
Von Anfang an mit einem blauen Auge davon gekommen war Andy Rihs. Rihs musste zwar aus der Schusslinie genommen werden und gab sein Präsidentenamt Ende März 2011 ab. Er blieb aber Mitglied des Sonova-Verwaltungsrats. Rihs ist derzeit mit seinem BMC-Team und Vorjahressieger Cadel Evans an der Tour de France im Rampenlicht.
Täuschten sich die Insider-Experten?
Der Entlastung von Ex-Finanzchef Walker könnte zum Wendepunkt der Sonova-Insideraffäre werden. Sollten die übrigen Belasteten, allen voran CEO Chapero und Präsident Rihs, ungeschoren davonkommen, würde einmal mehr ein Insiderverfahren ergebnislos im Sand verlaufen.
Dabei waren sich viele Experten beim Platzen der «Bombe» einig, dass diesmal ein klares Vergehen vorliegen dürfte, das mit dem verschärften Insiderrecht nachgewiesen werden könnte.
Eine erste Rekonstruktion der Ereignisse hatte gezeigt, dass an der Spitze derSonova im grossen Stil und zu einem heiklen Zeitpunkt gehandelt wurde.
Am Abend des 2. März 2011 erfuhr Finanzchef Walker von den überraschend schlechten Verkaufszahlen vom Februar. Sofort setzte er seinen CEO Chapero ins Bild.
Wildes Dealen mit eigenen Titeln
Während Walker keine eigenen Deals mehr tätigte, handelte Chapero weiter. Er war einer von vielen. In jenen Tagen gingen Aktien und Optionen von Sonova-Chefs im Wert von über 47 Millionen Franken über den Tisch.
Die grösste Transaktion tätigte Präsident Andy Rihs. Er verkaufte 300 000 Sonova-Aktien. Der Kurs lag bei 125 Franken, somit löste Rihs über 37 Millionen.
Das war wenige Tage, bevor die Sonova-Spitze am 16. März eine Gewinnwarnung bekannt geben musste. Der Kurs sackte an jenem Mittwoch in die Tiefe. Rihs hätte gerade noch 27 Millionen – 10 Millionen weniger – für sein Sonova-Paket erhalten.
Ende März rollten die Köpfe von CEO Chapero und Finanzchef Walker. «MisterSonova» Rihs blieb an Bord. Als Wiedergutmachung kaufte Rihs dem Abnehmer seiner Aktien das Paket zum alten Preis von 125 Franken ab.