Eine glatte Enttäuschung
Die Stimmung war rosig. Die UBS würde wohl mindestens eine Milliarde Quartalsgewinn schreiben, schätzten die Analysten. Vielleicht sogar mehr.
Am Dienstagmorgen kam die kalte Dusche: Der Reingewinn der Grossbank liegt knapp über 400 Millionen, viel weniger als die stark gescholtene Erzrivalin Credit Suisse im ersten Quartal erzielt hatte.
Magerkost
Das Bild ist durchs Band negativ. In der Vermögensverwaltung herrscht Flaute. Im Heimmarkt Schweiz schiessen die Kosten durchs Dach.
In der Investmentbank schreibt die UBS nach einem Sonderverlust beim Facebook-Börsengang über 100 Millionen Verluste. Wären die eigenen Kredite nicht zugunsten der Bank bewertet, dann wäre der Taucher noch grösser.
CEO Sergio Ermotti äussert Durchhalteparolen. Die Bank stehe bei Kunden hoch im Kurs. Ermotti verweist auf die 13 Milliarden Franken Neugelder, die ihr in der Vermögensverwaltung zugeflossen sind.
Nur: Wenn der Süden Europas brennt und die Vermögenden aus fast dem ganzen «Club Med» ihre Gelder auf ein Schweizer Bankkonto in Sicherheit bringen wollen, ist das noch keine besondere Leistung.
Strategisch und operativ versagt
Wichtiger wäre der Tatbeweis, dass die UBS für ihre Kunden – und damit für sich selbst – gute Ergebnisse erzielt, gute Performances in stürmischen Zeiten auf die Reihe kriegt.
Davon ist nichts in Sicht. Flaute im Geschäft, gepaart mit teilweise explodierenden Kosten, werfen die Gretchenfrage auf: Was läuft schief mit der UBS?
Die Antwort ist teils strategisch, teils operativ: Strategisch hat die UBS unter ihrem hochgejubelten CEO Ermotti keine harten Entscheide gefällt. «More of the same», lautet das Fazit. Einfach etwas weniger riskantes Investmentbanking, etwas mehr Kapital, etwas weniger Risiken. Das ist alter Wein in neuen Schläuchen. Die UBS will vor allem eines bleiben: Gross.
Die Welt ist anders, die UBS bleibt gleich
Dabei haben sich die Märkte und damit das Verhalten der Investoren fundamental verändert. Der Glaube an ein Buy-and-Hold, an ein Aussitzen der Krise, ist verflogen.
Es geht um die Suche nach Opportunitäten. Diese bedingt eine Fokussierung auf die eigenen Stärken sowie einen Schnitt mit der Vergangenheit.
Beispielsweise durch einen Verzicht auf eine grosse Investmentbank. Davon ist die UBS unter Ermotti mindestens so weit entfernt, wie sie es unter Haudegen und Ermotti-Vorgänger Oswald Grübel war.
Zukunft bleibt düster
Das zweite Problem ist fast gravierender. Es ist operativ und meint, dass die UBS ihr Geschäft nicht im Griff hat: Praktisch überall sind die Kosten gestiegen, zum Teil sind sie explodiert, so wie im Schweizer Geschäft. Dort nahmen die Aufwände um fast 50 Prozent zu, und das in einer Zeit, in der sich das Banking nach der Decke strecken sollte.
Hinzu kommen Rechtsfälle ohne Ende. Im Libor-Betrug könnte die UBS zum zentralen Ziel der Behörden werden. Weitere offene Rechnungen aus der Vergangenheit belasten die Zukunft.
UBS-Chef Ermotti bleibt denn auch düster, was die nächsten Quartale angeht. Falls die Lage an den Weltmärkten schwierig bleiben und die Politik keine Lösungen präsentieren würden, dann seien «weitere Ergebnisverbesserungen (…) unwahrscheinlich», meinte er heute.
Die neue Finanzwelt ist schwierig, ganz klar. Umso mehr bräuchten Ermotti und seine hochbezahlten UBS-Spitzenleute einen neuen Plan, eine neue Strategie. Denn: Wenn die Märkte und die Investoren nicht mehr mitspielen, dann muss die UBS-Spitze halt selbst reagieren.
Ein Befreiungsschlag tut not. Doch der ist nirgends in Sicht.