Millionensaläre: Ein Weber ist mehr wert als drei Villiger

20minuten.ch (15. März 2012) – Der neuste Vergütungsbericht der UBS zeigt: Allein die Antrittsprämie für den designierten VR-Präsidenten Axel Weber ist höher als der Lohn seines Vorgängers Kaspar Villiger für drei Jahre.

Erneuter Millionenregen an der Zürcher Bahnhofstrasse: Im am Donnerstag veröffentlichten UBS-Vergütungsbericht für 2011 stechen vor allem die Löhne des Konzernchefs Sergio Ermotti und von Amerika-Boss Robert McCann ins Auge. Ermotti kriegte für neun Monate 6,4 Millionen, McCann als bestbezahltes Mitglied der operativen Leitung erhielt für das ganze Jahr 9,2 Millionen.

Daneben verblasst das andere spannende Entgelt, jenes des scheidenden UBS-Präsidenten Kaspar Villiger: Seine 1,5 Millionen sind weit weniger, als der Präsident bei der anderen Schweizer Grossbank Credit Suisse, Urs Rohner, verdient.

Nur am Rande vermerkt die UBS, dass sich die Kompensation für den Chef des Verwaltungsrats in Zukunft deutlich erhöhen wird. «Wie zu einem früheren Zeitpunkt bekannt gegeben wurde, beschloss der Verwaltungsrat, dass Axel A. Weber vorbehältlich seiner Wahl in den Verwaltungsrat an der Generalversammlung 2012 eine einmalige Zahlung erhalten soll», steht auf Seite 34 des Berichts. «Diese umfasst die Gesamtvergütung für ein Jahr beziehungsweise zwei Millionen Franken und 200 000 UBS-Aktien, die für ein Jahr blockiert sind.»

Weber kriegt 25 000 Franken – pro Tag

Beim aktuellen Börsenkurs der UBS von 13 Franken sind Webers 200 000 Aktien 2,6 Millionen Franken wert. Zusammen mit der Grundzahlung kommt der Deutsche auf 4,6 Millionen – das allein als Antrittsprämie. Noch einmal so viel kriegt der Ex-Bundesbank-Chef für jedes Amtsjahr.

Im Frühling 2013, wenn Weber sein erstes Jahr UBS hinter sich haben wird, beliefe sich seine Entschädigung für die ersten 12 Monate bei gleichbleibendem Aktienkurs auf 9,2 Millionen. Das macht täglich 25 205 Franken, wenn Weber an allen Wochenenden sowie an Ostern und Weihnachten arbeitet. Ab dem zweiten Amtsjahr ist es noch die Hälfte, also rund 12 500 Franken pro Tag.

«Bretzeli-Bube Villiger»

Daneben wirkt Villigers Einkommen als UBS-Präsident wie jenes eines Bretzeli-Buben. Villiger kriegte in seiner Amtszeit von Frühling 2009 bis Mai dieses Jahres total knapp vier Millionen Franken. Umgerechnet auf 365 Arbeitstage im Jahr ergibt das rund 3700 Franken pro Tag. Demnach ist Weber der UBS mehr Wert als drei Villiger. Klar ist: Das hohe Salär des Deutschen könnte an der Generalversammlung der UBS am 3. Mai zu reden geben.

Bereits bei der Ankündigung von Weber als neuen Präsidenten der UBS im letzten Juli meldete sich Aktionärsschützer Dominique Biedermann von der Anlagestiftung Ethos kritisch zu Wort: «Villigers 1,5 Millionen Franken sind in Ordnung, doch Axel Webers fünf Millionen sind zu viel», sagte der Genfer damals der «SonntagsZeitung».

Hohes Salär, grosser Aktivismus?

Weber könnte sich als aktiver Präsident sehen, was sein hohes Salär in seinen Augen rechtfertigen könnte. Das Problem wäre in dem Fall, dass die Rollenverteilung zwischen Präsident Weber und CEO Ermotti unklar werden dürfte. Schon jetzt zeigen sich UBS-Topleute besorgt über den wirbligen Weber, der ohne Kenntnisse der Geschäftsleitung Grosskunden der UBS treffen soll.

Ein aktiver Präsident weckt ungute Erinnerungen an die Zeit des letzten allmächtigen Präsidenten der UBS. Marcel Ospel zog sich Anfang der Nullerjahre aufs Präsidium zurück, ohne die operativen Zügel aus der Hand zu geben. Ospel schuf sich ein 3-köpfiges «Chairman’s Office» mit engen Vertrauten, das zu einer Art Schatten-Konzernleitung wurde.

Sollte Weber operativ stark mitreden wollen, könnte bei der UBS die Gewaltentrennung erneut in Schieflage geraten. Nimmt man den riesigen Lohnsprung von Villiger zu Weber als Massstab, erhält ein solches Szenario eine gewisse Wahrscheinlichkeit.


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