Zahltag: Dieser Bank-Boss kriegt den grössten Bonus

20minuten.ch (17. Februar 2012) – Bankenchefs verdienen weniger – aber immer noch viel. Spitzenreiter ist Boris Collardi, Chef von Julius Bär. Gemessen an der Bankgrösse überflügelt er sogar die Bosse von UBS und CS.

Der Sieger im Bonus-Rennen 2011 heisst bereits zum zweiten Mal in Folge Boris Collardi. Der 37-Jährige verdiente im letzten Jahr zwar «nur» noch 5,7 Millionen Franken Bonus. Das ist rund 2 Millionen weniger als 2010, oder ein Minus von 28 Prozent. Doch Collardi hält damit seine Verfolger von der Zürcher Privatbank Vontobel auf Distanz.

Der bestverdienende Vontobel-Banker für das Geschäftsjahr 2011 ist der Chef der Sparte Investmentbank, Roger Studer. Mit 2,4 Millionen erhält Studer fast 60 Prozent weniger als Collardi, wie die Zahlen der Vontobel Bank vom Donnerstag zeigen.

Dass der smarte Collardi abräumt, zeigt ein Blick auf die Entschädigungen für die Präsidenten der beiden Privatbanken. Bei Vontobel erhielt Verwaltungsratspräsident Herbert Scheidt 1,5 Millionen oder 40 Prozent weniger als sein «Gegenspieler» Raymond Bär. Würde man wie bei den operativen Topshots 60 Prozent Differenz zugrunde legen, käme Vontobel-VR-Präsident Scheidt gerade mal auf eine Million.

Die Grossbanken haben ihre Entlöhnung für die obersten Kader noch nicht offengelegt, auch die Zürcher Kantonalbank als grösste Staatsbank wird erst im März den Geschäftsbericht offenlegen.

Knausrige Grossbanken im Vergleich zu Bär

Schon heute zeichnet sich ab, dass Collardi auch im Rennen mit den CS- und UBS-Oberen lohnmässig gut abschneiden wird. Zumindest wenn man die Grösse der Banken berücksichtigt. UBS-CEO Sergio Ermotti soll ein Fixsalär von 2,5 Millionen erhalten. Hinzu kommt noch der Bonus; insgesamt dürfte Ermotti unter 10 Millionen zu liegen kommen. Ermottis Vorgänger Oswald Grübel gab sich mit 3 Millionen alles inklusive zufrieden.

Ermotti steht einer Bank mit 65 000 Mitarbeitern vor. Das sind 18-mal mehr Personen als Boris Collardi bei Bär auf der Lohnliste hat. Die Privatbank beschäftigt 3600 Leute. Würde man für Collardis Lohnberechnung Grübels 3 Millionen einsetzen und den Betrag dem kleineren Personalbestand von Bär anpassen, käme Collardi auf ein «Mini-Salär» von 170 000 Franken.

Selbst «Bonus-Brady» fällt ab

Collardis Rettung könnte CS-Chef Brady Dougan sein. Der gilt bekanntlich als unschlagbar im Entschädigungs-Wettbewerb. Für 2010 wurden Dougan knapp 13 Millionen Franken gutgeschrieben. Hinzu kam der umwerfende Sonderbonus von 71 Millionen im Frühling 2010.

Dougans Zahl für 2011 ist noch offen. Weil die CS ihre Boni um 40 Prozent kürzte, dürfte der Konzernchef der kleineren Schweizer Grossbank unter 10 Millionen zu liegen kommen.

Sollte Dougan 10 Millionen kriegen, bleibt Bär-Chef Collardi relativ zur Grösse der beiden Banken unbestrittener Sieger. Bei 50 000 Mitarbeitern käme Dougan auf 200 Franken pro Kopf. Bei Collardi sind es knapp 1600 Franken pro Mitarbeiter.

Einer schlägt Collardi

Eine unsinnige, unfaire Zahlenspielerei? Der Einwand ist teilweise gerechtfertigt. Zu Ende gedacht würde der Chef einer kleinen Bank mit 100 Mitarbeitern praktisch nichts mehr verdienen.

Im Zweier-Wettbewerb zwischen Julius Bär und Vontobel ist jedoch die CEO-Entschädigung pro Mitarbeiter nicht völlig aus der Luft gegriffen. Just dort findet sich für Collardis Lohn und Bonus eine Rechtfertigung.

Roger Studer als bestverdiendender Manager von Vontobel, eine Bank, die strategisch ähnlich wie Bär aufgestellt, aber nur etwa halb so gross ist, kriegt pro Mitarbeiter 1700 Franken gutgesprochen. Oder 100 Franken mehr als Collardi.


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