Ein Applaus und viele Fragezeichen
Nach vier Stunden gabs Applaus. Keinen stürmischen, aber immerhin war ein aufmunterndes Klatschen der Analysten und Investoren im Saal des New Yorker Nobelhotels Astoria Waldorf zu vernehmen. Sergio Ermotti und sein Managementteam waren mit ihrer Präsentation der neuenUBS nicht durchgefallen – so viel war klar, als der neue CEO um zehn Uhr Schweizer Zeit zum Apéro lud.
Das war nicht selbstverständlich. Von einem Feuerwerk, das der frisch gewählte CEO der grössten Schweizer Bank gezündet hätte, konnte nämlich während den langen Reden und Frage-Antwort-Sessions keine Rede sein. Doch ein solches wäre nach den Turbulenzen mit dem 2-Milliarden-Handelsverlust von London und der folgenden Führungskrise auch fehl am Platz gewesen. Seriosität, Professionalität und eine Prise Bescheidenheit waren angesagt. Das wurde erfüllt.
Ungenau und schwammig
Auffällig war, wie sich Ermotti und die übrigen UBS-Spitzenmanager hüteten, hohe Erwartungen in die Welt zu setzen. Nur Erreichbares formulieren, lautete offenbar die Übungsanlage für den mit Spannung erwarteten Strategietag.
Dagegen wäre nichts einzuwenden. Doch vor lauter Vorsicht fehlte zuletzt etwas Zählbares. Die Gewinnziele fallen durch eine grosse Spannweite auf, die Massnahmen sind noch schwammig.
Einige Beispiele. Die Bank will ihre Risiken in der Investmentbank über die nächsten Jahre halbieren, und das bei sinkenden Kursen in stürmischen Märkten. Wie soll das konkret gehen, wenn doch zur gleichen Zeit sehr viele Banken ihre gefährdeten Positionen auf den Markt schmeissen? Eine überzeugende Antwort blieb aus.
Oder die Geschichte mit dem Geschenk an die Aktionäre. Ermotti verspricht nach vier Null-Dividenden-Jahren erstmals wieder eine Ausschüttung. Mit zehn Rappen pro Aktie ist diese allerdings viel kleiner, als Analysten prognostiziert hatten. Und das angekündigte Rückkaufprogramm eigener Aktien ist vorerst nicht mehr als eine Absichtserklärung. Von konkreten Daten noch keine Spur.
Selbst die zentrale Botschaft des Tages warf neue Fragen auf. Es geht um die Absicht der UBS, ihre Investmentbank ein für allemal zu zähmen und in den Dienst der Vermögensverwaltung zu stellen. Diese soll zum Herzstück der Bank werden.
Warum dann aber der Personalbestand der Investmentbank von heute 18 000 Vollzeitstellen auf neu rund 16 000 Stellen nur marginal sinkt, bleibt das Geheimnis von Ermotti & Co. Eine echte Abkehr von jenem Geschäft, das der UBS über die letzten Jahrzehnte insgesamt nichts als horrende Verluste beschert hat, sieht jedenfalls anders aus.
Unbeantwortete Gretchenfrage
Am Ende des Tages stellt sich jene Frage, welche der neue Chef eigentlich hätte beantworten sollen. Was für eine Bank will die UBS unter Ermotti sein? Eine Top-Vermögensverwalterin mit angehängter Handelsabteilung oder eine nicht mehr ganz so brandgefährliche Investmentbank mit grossem Private Banking? Es ist derzeit die Gretchenfrage für jede globale Grossbank, und jede muss rasch eine Antwort auf sie finden. Ermotti hat sich vorerst um eine klare Position gedrückt.