Jetzt beginnt der Kampf um den UBS-Chefsessel

20minuten.ch (21. Oktober 2011) – Ulrich Körner wirft seinen Hut in den Ring. Wie Sergio Ermotti will angeblich auch er neuer Chef der Grossbank werden. Banker sagen der rechten Hand von Oswald Grübel Ambitionen nach.

Wer wird neuer UBS-Chef? Interims-CEO Sergio Ermotti hat trotz seinen umstrittenen Karibik-Mandaten und fragwürdigen Interessenkonflikten bei der früheren Arbeitgeberin Unicredit die besten Chancen auf einen definitiven Verbleib an der operativen Spitze.

Konkurrenz droht Ermotti nur von aussen, war die bisherige Meinung. Zum Beispiel könnte ihm Hugo Bänziger, der Schweizer Generalstabsoffizier und Risikochef in Diensten der Deutschen Bank, die UBS-Krone streitig machen. Bänzigers formelle Absage muss nichts heissen.

Nun kriegt es der Tessiner aber offenbar mit einem Widersacher aus den eigenen Reihen zu tun. Ulrich Körner, Stabschef der Grossbank und rechte Hand von Ex-Konzernleiter Oswald Grübel, soll seine Ambitionen angemeldet haben. Das zirkuliert in Zürcher Bankkreisen.

Auf den ersten Blick würde eine Kandidatur Körners überraschen. Aus drei Gründen. Erstens ist der Deutsche mit Schweizer Zweitpass kein in der Wolle gefärbter Banker, sondern ein Ex-McKinsey-Berater, der es dank seinem Zahlenflair in der Finanzwelt weit nach oben gebracht hat.

Kommunikatives Leichtgewicht

Zweitens gilt Körner nicht als grosser Kommunikator, sondern als einer, der die Leute mit träfen Sprüchen vor den Kopf stossen kann.

Drittens ist der bald 49-Jährige ein enger Weggefährte von Oswald Grübel, unter dem er bereits in der Credit Suisse gedient hatte. Von einem echten personellen Neuanfang an der Spitze der UBS zu sprechen – das wäre mit Grübel-IntimusKörner als neuem CEO schwierig.

Aus Sicht von Körner stehen diesen Minus-Punkten Qualitäten gegenüber, die für eine Bewerbung um das Amt sprechen.

Sparen kann der «Ueli» Körner

Mit dem Abgang von Grübel fehlt ein knallharter Kostendrücker an der Spitze. Sparen bleibt aber eine der wichtigsten Aufgaben auf absehbare Zeit. Und Sparen liegt «Ueli» Körner im Blut.

Körner kann für sich ins Feld führen, dass er kein typischer Berater ist, der zum Karriere-Überflieger im Banking wurde. So leitete der Deutsche bei seinem früheren Arbeitgeber Credit Suisse das Schweizer Geschäft. Laut einem Ex-Kollegen machte er dies gut.

Was schliesslich sein Auftreten betrifft, könnte Körner auf Oswald Grübel verweisen, der ebenfalls kein smarter Selbstvermarkter war und trotzdem auf den obersten Sessel gesetzt worden war.

Flucht nach vorn

Ist Körner somit ein echter, ernst zu nehmender Gegenspieler des smarten, eleganten Investmentbankers Ermotti, der kaum interne Feinde hat, weil er erst seit diesem Frühling bei der Bank ist? Die Antwort lautet: Nein.

Körner gehört zur alten Clique um Oswald Grübel, die ihre Schuldigkeit getan hat. Keiner hat in den letzten Jahren einen derart engen Draht zum abgetretenen «Grand old man» von Swiss Banking gehabt wie Körner. Grübel/Körner agierten in der UBS als Duo, mit Körner fehlt somit die nötige Blutauffrischung ganz oben in der Bank. Kommt hinzu, dass Körner als unzimperlicher Umsetzer von Grübels harten Anweisungen gilt, was bei vielen UBS-Mitarbeitern Spuren hinterlassen hat.

Was also ist von Körners angeblichen Ambitionen auf den CEO-Job zu halten? Wenn sie zutreffen, dürfte es sich um eine klassische Flucht nach vorn handeln. Unter Ermotti könnte eine weitere Karriere für Körner in der UBS schwierig werden.


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