Der teure Ausweg aus dem Steuer-Schlamassel

20minuten.ch (19. September 2011) – Die Credit Suisse überweist 150 Millionen Euro nach Deutschland, um sich von laufenden Verfahren freizukaufen. Doch aus Übersee droht eine zehn Mal so grosse Busse. Die Gründe.

Die CS zahlt 150 Millionen Euro, im Gegenzug stellt Deutschland die Ermittlungen rund um Beihilfe zu Steuerhinterziehung gegen die Schweizer Grossbank ein. Ein guter Deal? Die Investoren meinen Nein. Am Vormittag sank die CS-Aktie um über 4 Prozent. Die Stimmung war für alle Titel schwach, doch für die CS-Aktie besonders.

Erklären kann man das anhaltende Misstrauen der Anleger mit weiteren Deals, die anstehen, um die Steuer-Vergangenheit zu bereinigen. Das Minus an der Börse signalisiert zudem, dass die Anleger die heutige Bereinigung mit den deutschen Behörden als überraschend kostspielig einschätzen.

US-Deal könnte 1,5 Milliarden kosten

Der Börsentaucher hat insbesondere mit den laufenden Verhandlungen mit den USA zu tun. Die CS und weitere Banken legen mit dem Segen der Berner Behörden das Ausmass der Steuerhinterziehung für US-Kunden offen. Dabei geht es um Datenoffenlegung, und die ist Sache der Politik.

Daneben arbeiten CS & Co. hinter den Kulissen an einem Ablasshandel à la Deutschland. Nur wird dieser aller Voraussicht nach viel teurer. Rund das Zehnfache könnte zuletzt für die CS fällig werden. Das wären dann gegen 1,5 Milliarden, eine immens hohe Busse und rund das Doppelte, was die UBS vor zweieinhalb Jahren bei ihrem Deal mit den US-Justizbehörden zu zahlen hatte.

Die Rechnung dürfte aus zwei Gründen happig ausfallen. Erstens geniesst die CS nicht wie die UBS die Gnade des frühen Auffliegens. Bei der UBS war das Hauptziel der Amerikaner, eine Bresche in die Abwehrfront des Schweizer Finanzplatzes zu schlagen. Nun ist das Anliegen, neben weiteren Daten möglichst viel Geld aus der Kasse der belagerten Banken zu pressen.

CS-System im Visier

Zweitens und wichtiger sind die Vorwürfe der USA an die Adresse der CS. Rund acht Personen aus dem Dunstkreis der CS sind bereits angeklagt, und aus vielen Kritikpunkten der USA geht hervor, dass die CS-Mitarbeiter die Grenzen der Legalität deutlich überschritten hatten.

Sie taten dies aber nicht im luftleeren Raum, sondern agierten innerhalb eines CS-Systems, das Risiken nicht möglichst minimierte, sondern im Gegenteil versuchte, den rechtlich engen US-Spielraum so weit auszureizen, dass rentable Geschäfte mit US-Kunden möglich blieben.

New Yorker Büro wird zum Risiko

Speziell gefährlich waren die Empfänge von US-Kunden mit nicht deklarierten Geldern auf CS-Konten in Büros der CS in New York. Die sogenannte CS-Repräsentanz in Manhattan diente formell lediglich Treffen, die nach geltendem Recht erlaubt waren. Doch die Grenzen zwischen legalem Treffen und illegalem Beratungsgespräch waren fliessend, sodass die CS-Mitarbeiter mit einem Fuss ständig im Gefängnis waren.

Dieses riskante Verhalten im US-Offshore-Geschäft kommt die CS in den nächsten Wochen vermutlich viel teurer zu stehen, als was die Bank heute mit den deutschen Behörden abmachen konnte. Sollte die Busse tatsächlich zwischen 1 und 2 Milliarden liegen, bedeutet das für den CS-Jahresgewinn einen Dämpfer. Kein Wunder, dümpelt die CS-Aktie auf erbärmlichen Niveau.


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