Krieg um Actelion geht weiter

20minuten.ch (5. Mai 2011) – Der Angriff der Angelsachsen auf das Schweizer Biotechunternehmen Actelion ist deutlich gescheitert. Die Probleme bleiben aber ungelöst.

Je näher die Generalversammlung rückte, desto mehr Beobachter prognostizierten einen knappen Ausgang der Schlacht. Nun kam alles anders. Die alte Garde der Biotechfirma Actelion aus Allschwil bei Basel hat sich heute in allen Punkte im Verhältnis von 2 zu 1 durchgesetzt.

Ein guter Tag? Für Actelion-Gründer und -CEO Jean-Claude Clozel bestimmt. Er, der selbst ein grosser Aktionär des Unternehmens ist, kann jubilieren. Die Mehrheit schenkte ihm im Kampf gegen den angelsächsischen Hedgefund und Angreifer Elliott Advisors das Vertrauen. Weiter wie bisher, lautete Clozels Schlachtruf, neue Erfolgsmedikamente kommen bestimmt. Viele glaubten ihm.

Lange Gesichter herrschen hingegen bei den Elliott-Leuten, sie müssen fürs Erste mit leeren Händen abziehen. Zum Spott gesellt sich der Schaden. In der Zeit, als die Amerikaner ihr Actelion-Aktienpaket aufbauten, schoss der Actelion-Kurs auf über 50 Franken hoch. Heute Mittag sackte er auf unter 45 Franken ab. Elliott dürfte auf dem derzeitigen Kursniveau einen happigen Buchverlust auf ihrem Actelion-Posten haben.

Aktenzeichen Actelion ungelöst

Mit der Unterstützung der alten Crew gehen die Aktionäre von Actelion ein grosses Risiko ein. Sie setzen nämlich allein aufs Prinzip Hoffnung – Hoffnung, dass die seit langem angestrebte und bisher immer wieder vertagte Reduktion der Abhängigkeit von einem einzigen Erfolgsmedikament bald gelingen wird.

Tracleer heisst der Erfolgswirkstoff, der zur Bekämpfung von Lungenhochdruck dient. Auf ihm basiert praktisch der ganze Actelion-Erfolg. Das Problem: 2015 läuft der Tracleer-Patentschutz aus, dann drohen günstige Nachahmermedikamente, die Marge dürfte sinken, der Umsatz deutlich zurückgehen.

Möglichst rasch verkaufen

Ohne erfolgreiche Ersatzprodukte werde Actelion viel von seinem Wert verlieren, meinten die Elliott-Angreifer. Deshalb: lieber rasch die ganze Bude verkaufen, als dieses Risiko noch länger tragen.

Nach dem gescheiterten ersten Angriff auf die Trutzburg Actelion muss die alte Actelion-Crew rasch beweisen, dass es ein erfolgversprechendes Rezept für die Zukunft finden kann. Steht die Firma in einem Jahr am gleichen Ort, droht ein neuer Schlagabtausch mit unzufriedenen Aktionären. Dann könnte das Ergebnis anders ausfallen.

Als Fazit bleibt: Die Actelion-Crew gewinnt die erste Schlacht. Der Krieg aber geht weiter.


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