Credit Suisse liefert Daten an die US-Behörden

20minuten.ch (24. März 2011) – Der Sprengstoff steckt in einem Schachtelsatz: In ihrem Geschäftsbericht liefert die CS erstmals Hinweise darauf, wie weit ihre Kooperation mit den USA geht.

Der Abschnitt unter den hängigen Rechtsfällen im am Donnerstag publizierten Geschäftsbericht ist kurz, aber brisant. «Die Credit Suisse hat auf Gesuch des US-Justizministeriums (DOJ) und bestimmter weiterer Behörden bestimmte Angaben zu in der Vergangenheit erfolgten, grenzüberschreitenden Private-Banking-Dienstleistungen an in den USA ansässige Personen zur Verfügung gestellt.»

Ein mühsam zu lesender Schachtelsatz, der Sprengstoff beinhaltet: Was sind das für «bestimmte Angaben» über vergangene «Private-Banking-Dienstleistungen»? Was legt die CS den US-Behörden offen?

USA machen Copy-Paste

Die CS ist vor Monatsfrist von den USA frontal angegriffen worden. Ein Kadermann wurde verhaftet und in die Mangel genommen, später wurde er angeklagt. Vier weitere aktuelle und ehemalige CS-Mitarbeiter wurden ebenfalls angeklagt. Die USA wählten dabei das Copy-Paste-Verfahren. Sie nutzten das erfolgreiche Drehbuch, mit dem sie vor drei Jahren die UBS in die Knie zwangen.

Mit dem jüngsten Hinweis im Geschäftsbericht signalisiert die CS-Führung zwischen den Zeilen, dass sie bei der Offenlegung ihrer früheren Offshore-Praxis gegenüber den US-Behörden weit gehen dürfte. Es geht dabei nicht in erster Linie um Kundendaten – eine Offenlegung unter Umgehung von Bern wäre ein Verstoss gegen Schweizer Recht –, sondern um das Aufzeigen eines Geschäftsmodells, das nun ins Verderben geführt hat.

Eine Busse könnte wohl bis 500 Millionen Dollar gehen

Was folgt daraus? Folgendes Szenario liegt nahe. Die CS-Anwälte verhandeln mit den US-Justiz- und -Steuerbehörden über einen Deal. Wie könnte ein solcher aussehen? Die UBS wurde Anfang 2009 gegen eine Busse von 780 Millionen Dollar mit Auflagen laufengelassen. Die CS, die vielleicht halb so gross im US-Offshore-Geschäft war, muss wohl mit einer Busse bis zu 500 Millionen Dollar rechnen.

Dass die CS kooperiert, wiederholt die Bank heute einmal mehr. «Wir arbeiten mit den genannten Behörden zusammen», heisst es lapidar. Keine Aussage macht sie, ob es sich bei den Gesprächen um Verhandlungen handelt und was der mögliche Preis eines Deals sein könnte.

Kastanien aus dem US-Feuer holen

Muss die CS wie die UBS auch Kundendaten offenlegen? Das ist derzeit schwer abschätzbar. Dagegen spricht, dass die USA durch ihre Einschüchterungspraxis, kombiniert mit Amnestieprogrammen für ihre Steuersünder, bereits auf einem riesigen Datenschatz sitzen. Möglicherweise haben sie es nicht wie bei der UBS auf weitere Kundendaten abgesehen.

Auszuschliessen ist dies aber nicht. Dann allerdings müsste erneut die Schweiz für die Praxis ihrer Banken die Kastanien aus dem US-Feuer holen. Bei der UBS endete die Tragödie in einem Staatsvertrag, der aus 4500 Steuerhinterziehern, die hierzulande während Generationen willkommen waren, kriminelle Steuerbetrüger machte, für die es auch in der Schweiz kein Pardon gab. Seine Spitzkehre trug dem Land den Ruf einer Nation ein, die Gesetze rückwirkend der eigenen Lage anpasst; eine Nation, der das eigene Hemd näher ist als jenes der Kunden – auch wenn ohne Schwarzgeld-Kunden keine Extra-Milliarden-Gewinne erzielt worden wären.


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