Die BaZ bleibt ein Sanierungsfall

20minuten.ch (26. November 2010) – Auch nach dem Besitzerwechsel stehen der «Basler Zeitung» schwere Zeiten bevor. Kurzfristig droht eine nächste Kostenübung, langfristig ein Verkauf an die NZZ oder ein Zusammengehen mit der Mittelland-Gruppe.

Basel hat Tito Tettamanti und Christoph Blocher in die Flucht geschlagen. Nicht verscheucht hat die kochende Volkseele vom Rheinknie die wirtschaftliche Realität. Die «Basler Zeitung» (BaZ) bleibt ein Sanierungsfall, der vom neuen Besitzer Moritz Suter dringend gelöst werden muss.

Das Kernproblem, das die langjährige frühere Basler Besitzerfamilie Hagemann vor Jahresfrist erkannte, stellt sich akzentuierter denn je. Die Gruppe ist zu klein für den Alleingang und hat zu wenig finanzielle Ressourcen, um sich durch Zukäufe neu zu positionieren.

Diese Analyse führte zum Verkauf der Mediengruppe an den Tessiner Investor Tito Tettamanti und seinen Anwalt. Das Nachsehen hatte die ebenfalls interessierte NZZ, weil sie zu lange an Details herumkrittelte, statt rasch den verlangten Preis von 50 bis 70 Millionen Franken auf den Tisch zu blättern. Ein NZZ-Manager sagt, man habe eine genaue Prüfung vorgenommen und sei nicht bereit gewesen, einfach einen Phantasiepreis zu zahlen.

Die Probleme sind nicht kleiner geworden

Der erfahrene Financier Tettamanti hat nach dem Kauf im Februar erkannt, wie schwierig die Lage für die BaZ geworden ist. Er beauftrage Christoph Blocher mit einer Unternehmensanalyse. Deren Resultate sind zwar öffentlich nicht bekannt. Doch Blocher muss schonungslos aufgezeigt haben, wie gefährdet die Zukunft der Gruppe ist und welche Sanierungsmassnahmen dringend nötig sind.

Mit dem Verkauf von dieser Woche an Flugunternehmer und Vollblut-Basler Moritz Suter sind die Probleme nicht kleiner geworden. Im Gegenteil, es besteht die Gefahr, dass viele nach dem emotionalen Aufstand der letzten zwei Wochen davon ausgehen, dass keine weitere Sparübung mehr nötig wäre. Umso grösser könnte die Überraschung im gegenteiligen Fall sein.

Gravierender Teilverlust des Coop-Zeitungs-Auftrags

Hinzu kommt weitere finanzielle Unbill. Der Grossverteiler Coop nimmt der BaZ einen Teil des lukrativen Druckauftrags für die «Coop-Zeitung» weg und hält diesen der NZZ zu. Die Rede ist von einem Ertragsausfall im hohen einstelligen Millionen-Bereich.

Ein Basler Medieninsider sagt im Gespräch, dass sich ein Kurz- und ein Langfrist-Szenario für die BaZ abzeichne. Bereits in den nächsten Wochen müsste die Gruppe eine nächste Sanierungsübung durchführen, die zu Stellenabbau und Personal-Entlassungen führen würde.

BaZ könnte doch noch bei der NZZ landen

Auf mittlere Frist hinaus müsse die Gruppe zudem ihr Grössenproblem lösen. Grundsätzlich würden sich zwei Varianten aufdrängen. Die BaZ könnte an einen grossen Medienplayer verkauft werden. Im Vordergrund stünde erneut die NZZ, die sich mit ihrer Regionalstrategie mit Ablegern in der Ost- und Zentralschweiz dafür eignen würde.

Unter ihrem zukünftigen Präsidenten Konrad Hummler könnte sich eine neue Basis für einen Deal ergeben. Noch-NZZ-Präsident Conrad Meyer war beim damaligen BaZ-Verleger Matthias Hagemann aufgelaufen. Meyer hatte ein Heer von Beratern eingesetzt, was Hagemann, der allein mit seinem Vertrauensanwalt Oscar Battegay angetreten war, in Tettamantis Arme getrieben hatte.

Alternativ könnte die BaZ mit der «Mittelland-Zeitung» fusionieren, um auf diesem Weg die kritische Masse zu erreichen, zumindest auf einige Jahre hinaus. Wenig Interesse zeigte bisher der deutsche Riese Springer, der mit «Beobachter» und «Handels-Zeitung» eine starke Präsenz in der Schweiz hat, es aber eher auf Ringier als auf die BaZ abgesehen haben dürfte.

Klar ist: Die Zukunft der BaZ bleibt in der Schwebe. Wenigstens an der Druckfront zeichnet sich eine kleine Entspannung ab. Im April 2011 läuft das 35-Millionen-Franken-Leasing für eine teure Maschine aus. Die Leasinggebühren werden dannzumal die angespannte BaZ-Rechnung nicht länger belasten.


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