Der Optimismus des Oswald Grübel

20minuten.ch (16. November 2010) – Weder der kalte Wind, der vielen globalen Banken entgegenweht, noch das Ende der Steuergeheimnis-Ära hindern UBS-CEO Oswald Grübel daran, grosse Gewinne seiner Bank in Aussicht zu stellen.

Die Aktie dümpelt, die Gewinne sind noch weit vom Ziel entfernt. UBS-CEO Oswald Grübel will das ändern und wiederholt am heutigen Investorentag das Mittelfrist-Ziel von 15 Milliarden Vorsteuergewinn. Worte allein genügen nicht für einen Stimmungsumschwung.

In London läuft derzeit der zweite Investorentag von «New UBS». Konzernchef Oswald Grübel, der in einer Woche seinen 67. Geburtstag feiern kann, eröffnete die Konferenz mit einer wenig inspirierten Rede. In schwarzem Anzug, weissem Hemd und bordeaux-roter Krawatte gab er einen kurzen Tour d’horizon über die wichtigsten Themen und Geschäftsbereiche.

Eine Botschaft prägte Grübels Speech. «Wir sehen keinen Grund, etwas an unserem Mittelfrist-Ziel zu ändern», betonte der UBS-Frontmann.

Erzielte Resultate genügen nicht

Gemeint sind die mittlerweile bekannten 15 Milliarden Franken Vorsteuergewinn, welche die UBS bis etwa 2014 zu verdienen verspricht. Davon ist die Bank noch ein gutes Stück entfernt. Bis Ende September lag die Bank etwa bei der Hälfte.

Grübel gab zu, dass die bisher erzielten Resultate noch nicht genügen. Aber die wichtigsten Weichen seien gestellt: Der US-Steuerkonflikt sei vom Tisch, die vermögenden Kunden würden der Bank wieder Gelder anvertrauen, die Investmentbank sei auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet, die US-Vermögensverwaltung habe sich von einem Grössen- auf einen Qualitätsanspruch gewandelt, das Schweizer Geschäft würde zu einem der wichtigsten Neugeld-Generator.

Keine Dividenden, aber hohe Boni

Kurz, die UBS sei auf Kurs. An die Adresse der Aktionäre wiederholte Mister UBS den Ausfall von Dividenden auf einige Jahre hinaus. Gleichzeitig brauche es attraktive Entschädigungsmodelle, um Schlüsselleute und Zukunftstalente bei der Bank zu halten respektive solche zu verpflichten. «Wir sind uns bewusst, dass dies ein heikler Balanceakt ist», sagte Grübel, und präparierte damit kommunikativ das Terrain für baldige Boni-Entscheide, die zu einem nächsten Aufschrei in der Schweizer Öffentlichkeit führen dürften.

Die Investoren reagierten zurückhaltend auf Grübels Londoner Auftritt. Die UBS-Aktie verlor bis am Mittag ein halbes Prozent. Auch wenn dies ungefähr dem Rückgang des Indexes der wichtigsten Schweizer Firmen von heute Vormittag entspricht, fällt die bisherige Reaktion der Märkte auf die Ausführungen der UBS-Spitze an ihrem Marketingtag kühl aus.

Ende der Steuergeheimnis-Ära

Woran liegt das? Zum einen leidet die UBS wie viele andere globale Finanzhäuser an der neuen Grosswetterlage. Das Spekulieren mit eigenem Geld, das zum Crash des Finanzsystems geführt hatte, ist nicht mehr so leicht möglich. Sämtliche Bankenmultis mit wichtigem Handelsteil müssen sich neu ausrichten, werden teilweise kleiner oder müssen sich auf wenige Bereiche beschränken.

Daneben trifft das Ende der Steuergeheimnis-Ära die UBS hart. Sie zählte zu den grossen Verwaltern von unversteuerten Geldern, die in der Schweiz versteckt wurden, und erzielte darauf eine ansehnliche Rendite. Nun sinken die Vermögen und die darauf erwirtschafteten Margen.

Tanker neu ausrichten

Beide Entwicklungen sind in vollem Gang und lassen der UBS wenig Raum zu raschen Erfolgserlebnissen. Es bleibt nur der lange, beschwerliche Weg, den Tanker neu auszurichten, in der Investmentbank weniger zu spekulieren und mehr mit Kundengeldern zu erwirtschaften und in der Vermögensverwaltung den Kunden ins Ausland zu folgen und dort gegen die lokale und internationale Konkurrenz zu bestehen. Ob dieser Weg 2014 zu den versprochenen stolzen Gewinnen führen wird, weiss heute noch niemand.


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