Ob diese Formel aufgeht?

20minuten.ch (23. August 2010) – Die neue UBS-Imagekampagne und der Einsteig bei der Formel 1 beissen sich: Dort Bescheidenheit und Kundennähe, hier Protz und Lärm. Wie soll das zusammenpassen?

Der Start am Sonntag war verheissungsvoll. «Bis Sie überzeugt sind, bei der richtigen Bank zu sein, dürfen Sie sich auf eines verlassen: Wir werden nicht ruhen», verkündet die Grossbank UBS in ihrer neuen Werbekampagne.

Diese zeigt Grössen wie den Architekten Le Corbusier oder die US-Boxlegende Muhammad Ali. Die Bank als uneigennützige Helferin von Visionären und Leuten mit Wille und Durchhaltevermögen, lautet die unterschwellige Botschaft.

Heute folgte das, was sich die UBS-Chefetage und -Werbeabteilung wohl als Höhepunkt der Lancierung von «New UBS» ausmalte. Die Bank gab ihr Engagement in der Formel 1 bekannt.

Die meisten Banken steigen aus

Der Wunsch nach einer Präsenz im Automobil-Rennsport dürfte von UBS-CEO Oswald Grübel stammen. Als er Spitzenmann bei der Konkurrentin Credit Suisse war, finanzierte diese das Schweizer Formel-1-Team von Sauber. Doch 2008 zog sich die CS aus der Formel 1 zurück.

Dass Banken den Rennsport-«Zirkus» trotz Umweltproblematik und Show-Gehabe mit «Boxenludern» für die eigene Positionierung nutzen, ist nicht neu. So unterstützt die spanische Grossbank Santander Ferrari.

Doch der Trend zeigt in die andere Richtung, nicht nur bei der CS. Die holländische ING hat sich 2009 von Renault zurückgezogen, die britische Royal Bank of Scotland will sich in der laufenden Saison vom Team McLaren verabschieden.

Das scheint UBS-Chef Grübel nicht zu stören. Im Formel-1-Auftritt seiner Bank erkennt er vor allem Chancen. Dort würden interessante Kunden verkehren, die Präsenz sei global und das Engagement sich wirtschaftlich lohnen. Wie viel Grübel dafür aufwirft, bleibt sein Geheimnis.

Schlechtes Timing

Über Sinn oder Unsinn des Coups kann getrost gestritten werden. Eines aber ist sicher. Das Timing erstaunt. Mit ihrer neuen Werbekampagne «Wir werden nicht ruhen» (auf Englisch eleganter «We will not rest») verströmt die Grossbank Bescheidenheit, Kundendenken und Pflichtbewusstsein.

Nichts davon verbindet Otto Normalverbraucher mit der Formel 1. Dort wird geklotzt, nicht gekleckert, und am Renntag herrscht laute Partystimmung. Widersprüchlicher gehts kaum.

Ob sich das Engagement lohnt, wird sich weisen. Offenbar ist Oswald Grübel überzeugt davon, dass die für die UBS besonders interessanten Reichen der Welt Grand-Prix-Einladungen zu schätzen wissen und das neue Sponsoring dank viel TV-Präsenz die Marke UBS stärken wird.

Vielleicht aber täuscht er sich. Motorengedröhn und Le Corbusier passen schlecht zusammen.


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