Die graue Kiste des 70-Millionen-Mannes

20minuten.ch (7. April 2010) – Wenns ums Auto geht, übt sich der Topverdiener der internationalen Bankenszene, CS-Chef Brady Dougan, in spartanischer Bescheidenheit.

Brady Dougan stellt mit seinen jüngsten Entschädigungen alle Wallstreet-Grössen in den Schatten. Dougan kriegte für 2009 ein Totalsalär von 19 Millionen Franken. Hinzu kamen letzte Woche 70 Millionen aus einem Bonus-Turbo-Sonderprogramm für die letzten fünf Jahre. Das geht weiter so: Schon in einem Jahr steht der nächste Superbonus vor der Tür.

Was unternimmt der 50-jährige CS-Chef mit dem vielen Geld? Eines jedenfalls tut er nicht, wie sich heute zeigt: Dougan leistet sich keine teuren Autos. Wie 20 Minuten Online in CS-Kreisen in Erfahrung brachte, fährt Frühaufsteher Dougan mit einem handelsüblichen Toyota Prius Hybrid zur Arbeit in die Zürcher Bankencity. Auch die Farbe des Wagens ist unscheinbar. Dougans Prius ist grau wie eine Maus. Der Preis beträgt 40 000 Franken. Würde Dougan seinen jüngsten Bonus in Toyotas anlegen, könnte er sich satte 1750 baugleiche Modelle in die Garage stellen. Doch einer scheint ihm zu reichen.

Ein Aston Martin für Ospel

Damit hebt sich der neue Bonus-Superstar am Bankenhimmel von seinen Vorreitern ab. Sowohl UBS-Übervater Marcel Ospel, 60, als auch der heutige UBS-CEO Oswald Grübel, 66, zelebrierten ihre Liebe zu kostspieligen Autos.

Zu öffentlicher Bekanntheit brachte es Ospels Aston Martin V8 Vantage Shooting Brake, ein superschneller Spezialkombi des britischen Luxusautoherstellers in Ospels Lieblingsfarbe dunkelgrün. Vor acht Jahren vermachte der damalige UBS-Präsident das Gefährt dem Verkehrshaus Luzern und polierte damit sein durch die Swissair-Affäre angekratztes Image auf.

Grübel sattelte vom gelben Ferrari auf einen schwarzen Cayenne um

Bei Oswald Grübel war es einst ein gelber Ferrari, der für Aufsehen sorgte. Als Grübel zum Konzernleiter der Credit Suisse aufstieg, sattelte der Deutsche auf einen schwarzen Porsche Cayenne um. Die Geländelimousine fällt weniger auf, hat aber immer noch viele PS unter der Haube.

Statt im Aston Martin und Ferrari sehen Zürichs Banker ihren neuen Star Brady Dougan nun also in einem grauen, umweltschonenden Hybrid-Prius durch die Stadt kurven. Der Verzicht auf ein standesgemässes Vehikel ist keine Masche von Dougan. Dass er einen 0815-Wagen fährt, trägt Dougan nicht werbewirksam vor sich her. Bekannt wird die Nachricht, weil die Autowahl des CS-Chefs Beobachtern ins Auge gestochen ist.

Der Gold-Asket

Auch nach anderen exklusiven Vorlieben von 70-Millionen-Brady wird vergeblich gesucht. Er wisse nicht, was der oberste CS-Banker mit seinem Vermögen anstelle, sagt ein Manager der Grossbank unter vier Augen. Teure Golfferien? Noble Villen? Ausgabefreudige Familienmitglieder? Überall Fehlanzeige. Statt dessen kursieren die immer gleichen Anekdoten. Dougan schläft wenig, geht frühmorgens joggen, beginnt seinen Arbeitstag lange vor seinen Kollegen und beendet ihn später als die meisten. Ein richtiger Asket des Global-Bankings, genüg- und strebsam.

Nicht beim Bonus, wohlverstanden, dort bricht Dougan bekanntlich gerade Rekorde. Umso mehr fragt sich manch einer, weshalb sich der CS-Konzernlenker die Taschen randvoll füllen lässt. Möglicherweise hängt seine Zurückhaltung auf der Ausgabenseite mit der Grenzenlosigkeit bei den Einnahmen zusammen: Es geht beim Knacken des Bonus-Jackpots nicht darum, sich Extravaganzen leisten zu können, sondern darum, aussergewöhnliche Leistungen in Form von hohen Entschädigungen auszuzeichnen.

Doch vor lauter Bonus-Puritanismus würde Dougan in diesem Fall vergessen, was mittlerweile klar ist. In einem Grossbankensystem mit Staatsgarantie ist die Leistung eines jeden CEOs relativ.


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