UBS/Bundesrat stellt sich bei Krisen-Aufarbeitung vor Finma und UBS-Chefs

AWP (6. November 2009) – Der Aargauer FDP-Nationalrat Philipp Müller hatte der Landesregierung 22 Fragen zu den Subprime-Verlusten, dem mangelhaften Risikomanagement der UBS und der Verantwortung der Finanzmarktaufsicht (Finma) gestellt.

Diese habe nicht geschlampt, sondern sei Opfer einer mangelhaften Information durch die Bank geworden, schreibt der Bundesrat in seiner Antwort von dieser Woche.

Am 9. März 2007 hatte die UBS die Finma (damals noch EBK) informiert, sie sei bei verbrieften US-Hypothekenpapieren der Subprimeklasse „Short“, würde also von einem Kurszerfall profitieren. Vor kurzem machte die Finma nun aber publik, dass die Bank gemäss einem internen Papier bereits zum damaligen Zeitpunkt 31 Mrd USD in solchen Papieren angelegt gehabt hätte.

„Die Antwort der UBS war undifferenziert und basierte auf unvollständigen Reports sowie Annahmen, die sich später als unhaltbar herausstellten“, urteilt der Bundesrat, verzichtet aber auf eine Schuldzuweisung. „Da die UBS selbst nicht über die richtigen Informationen verfügte, kann nicht gesagt werden, die EBK sei angelogen wurde.“

Der interne Bericht habe grosse Subprime-Positionen und die Hypotheken-Engagements des damaligen UBS-Hedgefunds Dillon Read Capital Management ausgeklammert. Zudem habe der Auskunftsgeber der Bank der Finma nicht die Nominalwerte gemeldet, sondern das Risiko für die Bank beziffert.

Interessant ist, dass die UBS von Frühling bis Sommer 2007 in grossem Umfang zusätzliche US-Hypothekenpapiere erwarb, ohne die Finma darüber zu informieren, obwohl diese bereits ihr Interesse am Thema signalisiert hatte. „Vom Exposure von 75,5 Mrd USD erfuhr die EBK aufgrund einer eigenen Anfrage im August 2007“, hält der Bundesrat in seiner Antwort auf die Interpellation von Nationalrat Müller fest.

Ob die Bank Ad-hoc-Publizitätsvorschriften verletzt habe, werde eine laufende Untersuchung der Schweizer Börse zeigen.

Erstaunlich ist, wie die Risikosysteme des Finanzmultis UBS keine besseren Hinweise auf die sich zusammen brauende Krise lieferten. Die Schwachstellen der IT in der UBS-Investmentbank waren ein ständiges Thema zwischen Aufsicht und Grossbank, wurden von der Finma aber als vorübergehendes Übel toleriert.

Dafür zeigt die Landesregierung in ihren Antworten Verständnis. „Es gilt zu bedenken, dass Änderungen in gewissen Bereichen bei hochkomplexen Konzernen wie der UBS einige Zeit benötigen, um wirksam zu werden.“

Dies sei gerade bei der IT der Fall. „Zu dem Zeitpunkt, als die Krise sichtbar wurde, waren die beabsichtigten Anpassungen noch nicht so weit gediehen, dass sie zur Erkennung oder gar zur Verhinderung der Krise hätten beitragen können.“

Personell sei nach dem Ausbruch der Krise rasch reagiert worden, meint die politische Exekutive, mit Rücktritten des Investmentbankchefs und des Finanzchefs.

Die Rücktrittswelle rund um das UBS-Subprime-Debakel, das rund 55 Mrd USD Abschreibungen gekostet und fast 40 Mrd USD frisches Kapital nötig gemacht hatte, sei im Rücktritt des VR-Präsidenten Marcel Ospel „kulminiert“, der „der Investment Bank eine aggressive Wachstumsstrategie verordnet“ hätte.

Heute schreibt der „Blick“ mit Bezug auf die Bundesrats-Antworten, dass Ospel-Nachfolger Peter Kurer an der Generalversammlung vom 2. Oktober 2008 „geschwindelt“ hätte. Kurer versicherte den UBS-Aktionären zwei Wochen vor dem 68-Milliarden-Rettungspaket der Schweiz, dass er und seine Crew die Bank „recht erfolgreich durch diese Turbulenzen“ manövriert hätten.

Der Bundesrat erachtet diese Kommunikation im Rückblick als „zweckmässig“. „Während der Vorbereitung dieser Stabilisierungsmassnahmen die Öffentlichkeit zu informieren, hätte die Bank über ein tolerierbares Mass hinaus destabilisiert“, begründet er auch heute noch seinen Support für die damals Verantwortlichen.


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