Oswald Grübel hat keinen Zauberstab gefunden

20minuten.ch (17. November 2009) – Die Grossbank UBS verkündet heute ihre neue Strategie. Es ist die alte. Einfach soll jetzt das gemacht werden, was die früheren Verantwortlichen versprochen, aber nie umgesetzt haben.

Seit dreiviertel Jahren sitzt Oswald Grübel im UBS-Cockpit an der Bahnhofstrasse 45 in Zürich. Heute ist sein grosser Tag. Den Investoren und Medien gibt er den Kurs in die Zukunft bekannt.

Neu ist praktisch nichts. Die UBS bleibt eine Universalbank mit den drei Beinen Vermögensverwaltung, Investmentbank und Asset Management für die Grossinvestoren. In der Schweiz will die Grossbank noch mehr Geschäfte machen. In Asien sieht sie ihr grösstes Potenzial. Und in Amerika soll endlich der Sprung über die Milliarden-Gewinngrenze gelingen.

Nichts Neues bei der UBS also. Und doch soll alles anders werden. «Wir bauen eine neue UBS: ein Unternehmen, das höchsten Anforderungen genügt, sich durch Klarheit und Verlässlichkeit in der Beratung und im Service für unsere Kunden auszeichnet sowie sich integer und aufrichtig verhält», lässt sich Grübel im Communiqué von heute früh zitieren.

Neu, neuer, am neuesten

Immer wieder ist von einer «neuen» UBS die Rede. Es gebe eine neue Art der Führung, die «erneute und stärkere Fokussierung auf Leistung sowie den Willen, die Reputation des Konzerns zu schützen», schreibt die Bank. Sie bekräftigt ihren Willen, eine grosse, integrierte Bank zu bleiben. «Die systematische Integration mittels klar definierter Strukturen und Anreize ist dabei der Schlüssel zur erneuerten UBS», heisst es.

Interessant ist, dass Grübel seine quantitativen Ziele für den Zeitraum 2013 bis 2015 definiert. Offenbar stellt sich der in einer Woche 66 Jahre alte Konzernchef auf ein längeres Engagement ein. Würde es fünf Jahre dauern, bis die UBS die geforderten Gewinne ausweist, wäre Grübel 71.

Dass der Konzernchef länger zu bleiben gedenkt, drückt er mit folgender Aussage aus. «Die Transformation ist grundlegend und wird nicht schnell gehen, aber ich bin entschlossen, ein nachhaltig profitables Unternehmen aufzubauen, nicht eines, das nur kurzfristige Erwartungen erfüllt.» Will heissen: Der Grübel liefert, auch wenn es diesmal etwas länger dauert.
Dann macht der starke Mann der UBS klare quantitative Vorgaben. Spätestens 2015 soll die UBS 15 Milliarden Franken Gewinn vor Steuern ausweisen. Damit wäre sie wieder dort, wo sie in ihrem Spitzenjahr 2006 aufgehört hatte.

Lahmendes Paradepferd Vermögensverwaltung

Zur Grossbaustelle wird die Vermögensverwaltung. Das UBS-Paradepferd lahmt seit einiger Zeit. Nicht nur laufen Kundenberater davon und nehmen Vermögen mit, sondern die Erträge auf die zurückbleibenden Gelder sind unbefriedigend.

Grübel verspricht dereinst einen Vorsteuergewinn von 4,6 Milliarden, rund 50 Prozent mehr als heute. Vermögen sollen zur Bank zurückkehren. Die Zahl der Kundenberater wird deutlich reduziert, von 5800 Ende 2008 auf dereinst noch 4700.

Dass die ausländischen Kunden wegen dem Fall des Bankgeheimnisses fluchtartig ihre Vermögen von der UBS und aus der Schweiz abziehen würden, glaubt Grübel nicht. «Bezüglich der Abflüsse von Kundengeldern haben externe Beobachter die Auswirkungen von Steueramnestien in Europa eher überschätzt», schreibt die UBS. Zudem stehe die Bank in den wichtigsten Ländern mit eigenen Filialen parat. Kunden, die ihre Gelder repatriieren möchten, würden der UBS in vielen Fällen erhalten bleiben.

Am meisten soll die neue Investmentbank verdienen

Von einer Verabschiedung vom riskanten Investmentbanking hält der Finanz-Haudege nichts. Im Gegenteil, Grübel will aus jenem Bereich, der seit zwei Jahren gigantische Verluste über 53 Milliarden Dollar verursacht hat, die zukünftig grösste Ertragsmaschine zimmern.

Der Vorsteuergewinn soll bis spätestens 2015 auf 6 Milliarden hochschnellen. Wie in den guten Jahren würde der Rubel wieder rollen, allerdings, wenn man Grübel glauben darf, nicht mehr mit riskanten Eigenwetten. Im Fokus sollen die Geschäfte für die Kunden stehen.

Schliesslich will Grübel eine sichere UBS. Das Eigenkapital soll mehr als 5 Prozent der gesamten Bilanzsumme ausmachen. Heute liegt die Bank bei 3,5 Prozent. Lange haben sich die Schweizer Grossbankenchefs gegen eine solche Aufstockung der eigenen Mittel gewehrt.

Grübel packt nun die Chance beim Schopf, welche die Krise bietet. Er reduziert die Risiken und erhöht das Eigenkapital. Das werde vermutlich zu «einer restriktiveren Dividendenpolitik» führen, schreibt die Bank. Wenn dafür der Aktienkurs wieder steigt, dürften die Eigentümer nichts dagegen einzuwenden haben.


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