Julius Bär bietet nicht mehr für ING Asien – im Rennen um ING Schweiz (Kreise)

AWP (24. September 2009) – Julius Bär bietet nicht mehr für das asiatische Private Banking der holländischen Finanzgruppe ING. Dies sagte eine gut informierte Quelle am Donnerstag zu AWP mit Verweis auf Verhandlungskreise. Hingegen soll Julius Bär weiterhin Interesse am Schweizer Private Banking der ING haben. Ein Bär-Sprecher wollte keinen Kommentar abgeben.

Gemäss unbestätigten Angaben soll ING in der Schweiz rund 20 Mrd CHF an Vermögen verwalten. Hinzu käme noch die Übernahme von einigen Mrd CHF ausstehender Kredite. Würde Bär 3% auf die Assets under Management bezahlen, beliefe sich der Kaufpreis auf rund 600 Mio CHF.

Anfang August wurde bekannt, dass sich Julius Bär neben anderen Banken für den Privatbankenteil der ING interessierte. Nach einer ersten Bieterrunde blieben laut unbestätigten Aussagen von Insidern Julius Bär und eine zweite Bank, vermutlich die englische Barclays, im Rennen.

Julius Bär hatte ein Team mit internen Fachleuten zusammen gestellt, die eine Due Diligance durchführten. Bär-Präsident Raymond Bär hatte zuvor angekündigt, dass die Bank einen aktiven Part in der absehbaren Konsolidierung der Vermögensverwaltungsindustrie spielen wolle.

Die Zürcher Privatbank wäre für eine Akquisition gerüstet. Mit dem Börsengang des US-Assetmanagers Artio Global Investors, der in diesen Tagen abgeschlossen wird, fliessen der Julius-Bär-Holding rund 430 Mio CHF zu. Diese werden in der Bilanz der Bank Bär landen, die ab 1. Oktober separat an der Börse kotiert sein wird. Das Geld kann die Bank Bär für Akquisitionen verwenden.

Die Bank Julius Bär geht als eigenständige Einheit aus der Abspaltung von der der Bär-Gruppe hervor. In Zukunft wird es neben dem Bär-Titel eine Aktie der Assetmanagerin GAM geben. Beobachter gehen davon aus, dass die Bank rund zwei Drittel des Werts der heutigen Bär-Gruppe ausmachen wird.

Beim aktuellen Kurs von knapp 57 CHF weist Julius Bär in ihrer alten Form eine Kapitalisierung von knapp 12 Mrd CHF auf. Ausgehend von den Schätzungen würde die neue Bank Bär mit rund 8 Mrd CHF und die zukünftige GAM mit rund 4 Mrd CHF bewertet.

Damit sich die Investoren ein besseres Bild über die richtige Bewertung der zukünftigen Unternehmen machen können, führt die Julius-Bär-Spitze morgen einen Investorentag in London durch. Um 14 Uhr werden GAM-CEO David Solo, Julius-Bär-CEO Boris Collardi und Holding-CFO Dieter Enkelmann den Investoren und Analysten die finanziellen Ziele der beiden Unternehmen präsentieren, wie ein Bär-Sprecher gegenüber AWP ausführte. Um 16 Uhr folgt eine Session für die Medien. Die Veranstaltung wird via Webcast live übertragen.

Die neu allein stehende Julius Bär Bank wies per Mitte 2009 ohne GAM und ohne die Private Label Funds, die zu GAM wechseln, verwaltete Vermögen von CHF 142 Mrd. aus. Damit zählt Bär zu den grösseren Schweizer Privatbanken. Doch angesichts steigender Kosten für Rechtliches, IT, Löhne und Marketing muss Bär an Masse zulegen. Deshalb prüft die Führung die Übernahme kleinerer Privatbanken oder des Privat-Banking-Bereichs grosser Finanzunternehmen wie ING.


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