Der lange Weg zurück ins Jahr 2006
20minuten.ch (17. November 2009) – Bis spätestens 2015 will die UBS 15 Milliarden Gewinn vor Steuern erzielen. Soviel waren es letztmals 2006, als die Grossbank auf dem Zenit war. Der Wert der Aktie allerdings lässt sich so nicht rückgängig machen.
Die 5-Jahres-Ziele von Oswald Grübels neuer UBS klingen ambitiös. Tatsächlich könnten aber die versprochenen 15 Milliarden Gewinn einen Kurs von nicht einmal 40 Franken rechtfertigen. Zudem fallen die Dividenden weitgehend aus. Zu lachen haben die Eigentümer vorläufig nichts.
Die Botschaft des heutigen UBS-Strategietags lautet: Wir bauen eine neue Grossbank. Neu meint: gut für die Kunden, mit fähigen Leuten, die vom Management an der kurzen Leine geführt werden.
Börse reagiert positiv
Zur Eröffnung des Anlasses zählte Konzernchef Oswald Grübel die drei zentralen Botschaften auf: Es soll einen fundamentalen Wandel geben, die Bank stehe finanziell auf stabilen Beinen, die UBS würde sich neu erfinden.
Die Börse reagierte positiv. Die UBS-Aktie stieg in einem schwachen Morgenmarkt um ein Prozent. Die Investoren trauen Grübel und seiner Crew die Rückkehr zur einstigen Gewinnstärke zu.
Aktienkapital verdoppelt
Bis spätestens 2015 will die UBS 15 Milliarden Gewinn vor Steuern erzielen. So viel waren es letztmals 2006, als die Grossbank auf dem Zenit war. Danach gings steil bergab, 2007 lag sie mit über 4 Milliarden im Minus, 2008 betrug der Verlust gar 21 Milliarden Franken.
Im Rekordjahr 2006 hatte die UBS rund 2 Milliarden ausstehende Aktien. Bei 15 Milliarden Gewinn lag der Gewinn pro Aktie somit bei 7.50 Franken. Auf diesem Gewinn basierte der damalige Aktienkurs. Er betrug Ende 2006 knapp 70 Franken.
Heute ist das Aktienkapital viel höher. Es wurde in vier Etappen rund verdoppelt. Nun teilen sich die versprochenen Gewinne nicht mehr auf 2 Milliarden Aktien auf, sondern auf 4 Milliarden. Pro Titel bleiben 3.75 Franken Gewinn. Die Hälfte von damals.
Ein halb so hoher Aktienwert liegt drin
Was für einen Kurs rechtfertigt dieser Gewinn? Würde die Zukunft der Bank und der Industrie dereinst gleich optimistisch wie im Jahr 2006 eingeschätzt, dann läge ein Preis von 35 Franken drin, halb so hoch wie die 70 Franken.
Selbst bis zu diesem Kurs steht eine weite Reise bevor. Auf dem heutigen Niveau müssten sich die UBS-Titel verdoppeln. Und welche Stolpersteine in den nächsten fünf Jahren auf dem Weg liegen, weiss heute noch niemand.
Aktionäre brauchen Geduld
Oswald Grübel betonte am Investorentag mehrfach, dass sich die Investoren gedulden müssten. «Die Umwandlung in eine neue Bank braucht mehr als ein paar Handgriffe. Denn der Wechsel verlangt nicht nur bessere Ergebnisse, sondern auch eine neue Kultur.»
Die Stimmung im Konferenzzentrum am Zürcher UBS-Hauptsitz war nicht euphorisch. Grübel, im dunklen Anzug mit weissem Hemd und bordeaux-roter Krawatte, moderierte durch den Frage-Antwort-Teil, ohne sich mit pointierten Voten in die Diskussion einzuschalten.
Ein Schatten früherer Grösse
Finanzchef John Cryan bereitete die Aktionäre auf magere Dividenden in den nächsten drei Jahren vor. Die beiden Co-Leiter der Investmentbank, Alex Wilmot-Sitwell und Carsten Kengeter, versuchten die UBS als erste Adresse für fähige Händler zu empfehlen. Etwas anderes blieb ihnen nicht übrig. Nach einem Abbau von 25 000 auf 15 000 Mitarbeitern ist die UBS Investmentbank nur noch ein Schatten früherer Grösse.
Einzig der neue US-Vermögensverwaltungschef Robert McCann verbreitete Aufbruchstimmung. «Ich wäre sicher nicht zur UBS gekommen, wenn das Geschäft abgestossen würde», sagte McCann. Der Amerikaner war Chef der Vermögensverwaltung von Merrill Lynch, bis diese vor Jahresfrist von der Bank of America übernommen wurde. McCann versprach, das traditionell ertragsschwache Amerika-Geschäft für die UBS endlich auf einen grünen Zweig zu bringen.
«Der Schlüssel zum Erfolg in unserem Business ist es, die guten Leute zu behalten, und nicht, neue für teures Geld anzuwerben», sagte der eloquente Amerikaner. Nach dem freien Fall der UBS von der bewundertsten zur am stärksten bemitleideten Grossbank brauchen McCann und alle übrigen Topshots viel Überzeugungskraft, um die beschädigte Marke wieder zum Glänzen zu bringen.