Julius Bär will Private Banking Asien von ING kaufen – Prüfung läuft (Kreise)

AWP (10. August 2009) – Die Schweizer Privatbank Julius Bär befindet sich offenbar in fortgeschritten Gesprächen mit der niederländischen Retail- und Versicherungsgruppe ING über den Kauf von deren Private-Banking-Asiengeschäft.

Wie AWP aus gut unterrichten Kreisen sowohl in Zürich wie auch in Singapur erfahren hat, weilen derzeit Spezialisten von Bär vor Ort und führen eine Überprüfung des zum Verkauf stehenden Geschäftes durch. Laut den Quellen befindet sich sogar Julius-Bär-CEO Boris Collardi derzeit in Singapur.

Als möglicher Preis wird die Bezahlung des Eigenkapitals des Private Bankings von ING Asien mit einem Zuschlag von 1 bis 2% auf die erworbenen Assets genannt. Gemäss der Quellen umfasst das Private Banking von ING Asien mit Sitz im Staatstaat Singapur rund 25 Mrd EUR Assets under Management. Hinzu sollen rund 10 Mrd EUR Kredite kommen.

Das Private Banking von ING Asien wäre somit ein grosser Sprung für Julius Bär im Vermögensverwaltungsmarkt Asien. In ihrem Buchungszentrum in Singapur verwaltet Bär nach Aussagen der Zürcher Quelle derzeit rund 15 Mrd CHF an Vermögen von reichen asiatischen Kunden.

Der zum Verkauf stehende Teil von ING Asien umfasst damit rund das Doppelte an Vermögen. Auch die Höhe der zu übernehmenden Kredite sei mehr als doppelt so hoch wie die Guthaben, die Julius Bär derzeit in Asien in ihren Büchern hält.

Einen der Knackpunkte stellen die IT-Systeme dar. Gemäss den Informationen von AWP prüfen Spezialisten von Julius Bär auch die Kompatibilität der IT-Plattformen. Sollten die Schweizer und ING Asien unterschiedliche Systeme verwenden, dann würde der Integrationsaufwand steigen, berichtet die Quelle, die über den Verhandlungsstand im Bild ist.

Julius-Bär-Sprecher Olivier Stähli verwies auf Anfrage auf frühere Aussagen, wonach die Bank einen „aktiven Part in der laufenden Konsolidierung der Finanzindustrie spielen“ wolle. „Wir prüfen alle interessanten Angebote. Konkretes können wir nicht vermelden.“

Kein Kommentar war von ING erhältlich: „Wir sagen nichts zu Marktgerüchten“, erklärte ING-Pressesprecherin Anneloes Geldermans auf Anfrage von AWP. Geldermans verwies auf die Präsentation der Halbjahreszahlen des Finanzmultis von nächstem Mittwoch.

ING ist ein Finanzkonzern mit Schwergewicht im Retailbanking und im Versicherungsgeschäft. Die Gruppe beschäftigte Ende 2008 125`000 Mitarbeiter und hatte insgesamt 551 Mrd EUR Assets under Management, rund das Vierfache der Bank Julius Bär. Von einem Gewinn von über 9 Mrd EUR stürzte ING im letzten Jahr in die Verlustzone und wies ein Minus von 729 Mio EUR aus.

Ursprünglich habe es mehrere Bieter für das Private Banking von ING Asien gegeben, sagt eine der Quellen, nun seien nur noch zwei im Rennen. Neben Bär handle es sich dabei um die britische Barclays.


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