UBS: Trotz Pactual-Verkauf „globale Grossbank mit integriertem Geschäftsmodell“

AWP (20. April 2009) – Der Rückzug der UBS aus wichtigen Geschäftsfeldern beschleunigt sich. Für 2,5 Mrd USD stösst die Grossbank die 2006 erworbene brasilianische Pactual bereits wieder ab. Gemäss UBS entsteht ein „kleiner Verlust“, den die Bank am 5. Mai an der Quartalspräsentation genau beziffern will.

Ein Sprecher begründet die Trennung gegenüber AWP mit Risikoüberlegungen. „Mit dem Verkauf unseres Brasiliengeschäfts UBS Pactual reduzieren wir unsere Risikoexponiertheit und erhöhen damit unsere Kapitalstärke“, sagt Christoph Meier auf Anfrage. Die risikogewichteten Aktiven sinken um 3 Mrd CHF, die eigenen Mittel steigen um 1,3 Mrd CHF. Dadurch erhöht sich die Kernkapitalquote (Tier 1) von rund 10% auf rund 10,6%.

Der vollständige Ausstieg aus dem Onshore-Brasiliengeschäft passt zur jüngsten Entwicklung. Vor vier Wochen verkaufte die UBS 55 US-Filialen in zahlreichen US-Staaten an den US-Vermögensverwalter Stifel Financial für eine Vorauszahlung von 27 Mio USD, Ende 2008 erzielte die UBS für ihren 1,6%-Anteil an der Bank of China einen dreistelligen Millionengewinn.

Trotz Verkäufen spricht die Bank nicht von einer Abkehr ihrer Ambition, eine weltweit führende Universalbank sein zu wollen. „Die UBS bleibt eine globale Grossbank mit integriertem Geschäftsmodell, daran ändert der Rückzug aus dem Brasiliengeschäft nichts“, sagt Sprecher Meier. Die Bank will auch im Investmentbanking aktiv bleiben. „Um ein respektables internationales Wealth Management anbieten zu können, ist das Investmentbanking nötig – allerdings eines, das hauptsächlich im Dienst der Kunden steht und vernünftige Risiken eingeht“, sagt der Banksprecher.

Der Verkauf von UBS Pactual passt zu Äusserungen von letzter Woche von UBS-CEO Oswald Grübel vor den Aktionären, die Risiken durch Verkäufe zu reduzieren und damit das Eigenkapital zu stärken. Nun ist Grübel offenbar bereit, auch wertvolle Assets abzustossen.

Die UBS hatte den Kauf der brasilianischen Pactual für rund USD 2,5 Mrd im Mai 2006 bekannt gegeben. Im Geschäftsbericht 2007 nannte die UBS ihre Brasilien-Tochter damals einen „Eckpfeiler der Lateinamerika-Strategie“. Im Investmentbanking hat Pactual die UBS gemäss Geschäftsbericht 2007 zum „Marktführer auf dem wichtigen und wachsenden brasilianischen Markt“ gemacht, zudem sei sie mit rund 40 Mrd CHF verwalteten Vermögen der „viertgrösste Vermögensverwalter des Landes“.

2008 traf die weltweite Finanzkrise auch das UBS-Brasiliengeschäft. Die verwalteten Vermögen schmolzen gemäss Geschäftsbericht auf 19 Mrd CHF, womit die Bank noch der „siebtgrösste Vermögensverwalter in Brasilien“ sei. UBS Pactual verschaffe „lokalen Anlegern Zugang zu internationalen Märkten und internationalen Investoren Zugang zu lokalen Engagements“, schrieb die Grossbank damals.

Nun landet Pactual wieder dort, wo die Bank einst hergekommen ist. Der 40-jährige André Esteves, der zu den reichsten Finanzunternehmern Brasiliens zählt und Pactual vor drei Jahren verkauft hatte, erwirbt das Geschäft mit seiner Banking and Trading Group (BTG). Er galt eine Zeitlang als aussichtsreicher Anwärter auf die Spitzenposition in der UBS-Investmentbank. Als die UBS im Sommer 2007 erste Milliardenabschreibungen auf illiquide US-Hypothekenanlagen vornehmen musste, setzte sie Lateinamerika-Chef Esteves auf den Stuhl des Leiters Fixed-Income in London und beauftragte ihn mit der Sanierung der Altlasten.

Als ein halbes Jahr später der Schwede Jerker Johansson zum neuen Chef der UBS-Investmentbank bestimmt wurde, zog sich Esteves im Mai 2008 auf den UBS-Pactual-Leitungsposten in Sao Paulo zurück. Bereits damals machten Gerüchte die Runde, wonach er Pactual zurückkaufen wolle. Einige Monate später schied er dann aus der Bank aus. Nun ist das brasilianische Wunderkind drei Jahre nach dem Verkauf seiner Pactual an die UBS trotz Konkurrenzverbot wieder im Geschäft. Der Erwerb seiner einstigen Firma ermöglicht dem Milliardär, im boomenden Brasilien-Finanzmarkt erneut eine führende Rolle zu spielen.


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