Schweiz braucht bessere Banker, nicht Postbänkler
20minuten.ch (7. Mai 2009) – Der Bundesrat verbietet der Post den Bankbetrieb. Der Entscheid dürfte vielen Schweizern missfallen, ist aber richtig. Dem Finanzmarkt mangelt es nicht an Quantität, sondern an Qualität
Hätte man die Kunden gefragt, wäre eine Banklizenz für die Post kaum eine Frage gewesen. Selbstverständlich, hätten wohl die meisten geantwortet. Schliesslich haben Schweizer seit Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2007 Milliarden von UBS und CS zur Post verschoben und damit klar gemacht, dass sie der Post im Finanzgeschäft vertrauen.
Den Postverantwortlichen gab die Geldschwemme Auftrieb im Bestreben um die anvisierte Banklizenz. Die vielen kleinen und mittleren Firmen der Schweiz sollten auch in Krisenzeiten Kredite erhalten, wofür die Post dank ihrem gefüllten Tresor prädestiniert wäre, und zwar erst noch zu attraktiven Zinsen: Gewinnmaximierung ist beim Staatsbetrieb ein Fremdwort.
Das Njet erwischt Postminister Leuenberger auf dem linken Bein
Die Ausgangslage für die lang ersehnte Lizenz fürs Banking war noch nie so gut wie jetzt. Doch trotz der Sympathie im Volk und der Nachfrage der Wirtschaft schob eine Mehrheit des Bundesrats in der heutigen Sitzung dem Vorhaben einen Riegel. Bankgeschäft sei ein Risikogeschäft, und zusätzliche Risiken für die Post seien nicht erwünscht, lautete das Argument.
Postminister Moritz Leuenberger, der für eine Postbank kämpfte, sagte im Anschluss an die Sitzung der Landesregierung: «Ich ging gelb hinein und kam weiss heraus.» Leuenberger muss sich mit dem Status quo zufrieden geben: Die Tochter Postfinance darf weiterhin Anlagegelder entgegennehmen und Fonds verkaufen, doch weder Hypotheken noch Firmenkredite sprechen.
Das Nein kann man bedauern. Denn ein Argument für eine Postbank lautete, dass dadurch der Wettbewerb unter den Banken steigen würde. Sicher ist dies allerdings nicht. Trotz einem engmaschigen Finanznetz mit Regional-, Kantonal-, Privat-, Gross-, Raiffeisen-, Migros-, Coop-, Ausland- und Internetbanken bewegen sich die Zinsen meist in engen Grenzen.
Die Risiken im Griff haben überforderte selbst die Grossbanken
Entscheidend ist etwas Anderes. Die Verluste der Grossbanken führen eindrücklich vor Augen, worum es im Bankgeschäft im Kern geht: um Risiken und deren Bewertung. Wohin ein massiver Geldzufluss und Fehler bei der Risikoeinschätzung führen können, zeigt der Niedergang der UBS. Dort entpuppte sich ein riesiger Risikoapparat als nutzlos.
Schlechter gehts kaum, könnte man einwenden, und damit der Post zubilligen, mit weniger Risiko-Knowhow möglicherweise bessere Arbeit zu leisten. Schliesslich würde sich ein gelber Finanzkonzern auf den Schweizer Markt beschränken.
Doch wer weiss schon, wie sicher hiesige Unternehmen sind, als wie solvent sich Schweizer Hypothekarschuldner entpuppen? Die Kreditanalyse ist ein anspruchsvolles Geschäft mit Fallgruben. Wie gut es die kleineren Banken lösen, welche inzwischen für die bremsenden Grossbanken eingesprungen sind und mehr Kredite sprechen, gilt es abzuwarten.
Billiggeld verleitet oft zu riskantem Verhalten
Wohin Staatsbanken driften können, wenn sie mit günstigem Geld überschwemmt werden, zeigt das Beispiel der deutschen Landesbanken. Mit scheinbar sicheren Investments im Ausland erlitten sie horrende Verluste und mussten Steuergeldern in Milliardenhöhe vor dem Aus bewahrt werden.
Die Krise der Schweizer Grossbanken zeigt, dass selbst die vermeintlich professionellsten Risikomanager versagen können. Daraus folgt, dass alle Banken ihre Risiken genauer unter die Lupe nehmen müssen. Und nicht, dass jetzt auch noch Pöstler Kredite vergeben.