Buffett wirft Swiss Re eine Rettungsleine zu
20minuten.ch (5. Februar 2009) – Der US-Milliardär Warren Buffet investiert drei Milliarden Franken in den schlingernden Rückversicherer Swiss Re. Der kürzt nach einem Verlust für 2008 seine Dividende und erhöht das Eigenkapital. Der Ausflug ins Investmentbanking endet als Debakel.
Die Nummer Zwei im globalen Rückversicherungsmarkt, die Schweizer Swiss Re, hat ein rabenschwarzes 2008 hinter sich. Das Unternehmen teilte heute früh einen voraussichtlichen Verlust von einer Milliarde Franken für die letzten 12 Monate mit. Verursacht haben diesen Taucher Verluste auf strukturierte Produkte in Milliardenhöhe.
Nun braucht Swiss Re Hilfe von aussen. Die hat sie in den USA gefunden. Der legendäre Investor und Milliardär Warren Buffett will dem schlingernden Schweizer Finanzkonzern drei Milliarden Franken Kapital zur Verfügung stellen. Das Investment muss noch von den heutigen Swiss-Re-Aktionären abgesegnet werden.
Buffett nutzt Schwäche von Swiss Re
Buffett hat sich über sein Beteiligungsvehikel Berkshire Hathaway ein Versicherungsimperium aufgebaut. Dank seiner Finanzkraft – Buffett zählt zu den reichsten Menschen der Welt – kann der Financier in der grossen Krise Kaufchancen nutzen. Während Swiss Re und andere unter Druck geratene Firmen kaum mehr Kapital auf dem Markt finden, verfügt Buffett über fast unbeschränkte Mittel.
Damit verstärkt Buffett den Einfluss auf die bis vor kurzem stolze Swiss Re. Bereits vor Jahresfrist hat der Investor einen Fuss in die Swiss-Re-Tür gesetzt. Er erwarb einen 3-Prozent-Anteil am Konzern und übernahm gleichzeitig 20 Prozent des Sachversicherungsteils der Schweizer für eine Zeit von fünf Jahren.
Bereits damals fragten sich Beobachter, warum die Swiss Re Teile ihres Kerngeschäfts an Aussenstehende übertragen würde. Doch Swiss-Re-Konzernchef Jacques Aigrain verteidigte seinen Entscheid. Dadurch könne Swiss Re einen Teil seines eigenen Kapitals anderweitig nutzen, Buffetts Beteiligung stelle zudem eine Absicherung für den Fall rückläufiger Erträge dar.
Swiss-Re-Aktie Schritt für Schritt in den Keller
In den folgenden Monaten verschärfte sich die Lage. Die Aktie der Swiss Re brach immer wieder ein. Von rund 80 Franken vor Jahresfrist auf noch 60 im Sommer, im Nachgang zum Kollaps der Lehman-Investmentbank auf 40 und Anfang dieses Jahres auf 30 Franken. Die Swiss-Re-Titel zählen damit neben jenen der UBS zu den grossen Verlieren unter den grossen Schweizer Aktien.
Der Kursverlust war vor allem eine Folge der anhaltenden Verluste mit zwei strukturierten Versicherungsprodukten, welche die Swiss Re ihren Kunden verkauft hatte und die zum grossen Mühlstein wurden. Der Rückversicherer hatte einen Schutz gegen den Konkurs von Unternehmen angeboten. Wegen der Krise schnellten diese Zahlungsverpflichtungen in die Höhe, was das Unternehmen zu ständigen Wertberichtigungen zwingt.
Zwei strukturierte Produkte, zwei Milliarden Verluste
Die Altlast bereitete Quartal für Quartal neue Bauchschmerzen. Im ersten schrieb Swiss Re 819 Millionen Franken ab, im zweiten 362 Millionen, im dritten 289 Millionen. Nun hat sich das Unternehmen nochmals rund eine halbe Milliarde ans Bein streichen müssen. Für das ganze Jahr 2008 resultiert somit allein wegen diesen strukturierten Produkten ein Minus von rund 2 Milliarden.
Der Ausflug in die Welt des Investmentbankings ist für die Swiss Re zum Horrortrip geworden. Die Firma hat durch die enormen Verluste viel Eigenkapital verloren und kann dieses nur stärken, indem sie sich Stück für Stück Warren Buffett andient. Die Unabhängigkeit des einstigen Stars unter den Versicherungskonzernen ist gefährdet. Das ernüchternde Resultat stellt den Hauptverantwortlichen Konzernchef Jacques Aigrain und dem Swiss-Re-Delegierten Walter Kielholz kein gutes Zeugnis aus.