Friede, Freude, UBS

20minuten.ch (2. Oktober 2008) – Wie sich die Zeiten ändern: Während die UBS-Aktionäre im Februar und April noch heftig gegen das Management der Grossbank ins Feld zogen, sprechen an der heutigen GV viele Aktionäre der neuen UBS-Führung ihr Vertrauen aus. Für Zündstoff sorgt lediglich noch die Diskussion rund um hohe Boni und Entschädigungen für gescheiterte Manager.

Die UBS-Generalversammlung erinnert kaum an die emotionsgeladenen Anlässe von Februar und April. Einige Votanten bedankten sich heute Vormittag bei UBS-Präsident Peter Kurer für die bisherige Leistung. «Ich neige zur Ansicht, dass die UBS die Nase vorn hat», sagte Rechtsanwalt und Aktionär Hans-Jacob Heitz. Die Führung habe rechtzeitig genügend neues Kapital beschafft.

«Kurer hat durchaus gute Arbeit geleistet», meinte Hans-Christoph Hirt von einem Londoner Fonds, der nach eigenen Angaben rund 100 Milliarden Euro Pensionsgelder verwaltet. Wesentliche Schritte würden in die richtige Richtung zeigen. «Hoffentlich ist die Rückkehr in die Gewinnzone nachhaltig.»

Steigende Aktie beruhigt Gemüter

Möglicherweise hat die Gewinnankündigung der UBS die Gemüter der im Frühling noch aufgebrachten Aktionäre beruhigt. Heute morgen meldete die Grossbank, für die Zeit von Juli bis September trotz den Tumulten an den Finanzmärkten voraussichtlich «einen kleinen Gewinn» erzielt zu haben. Die UBS-Aktie schoss bis Mittag um über 10 Prozent auf fast 22 Franken hoch.

Kritische Voten drehten sich um die Entschädigung des Managements und des Verwaltungsrats. Rudolf Weber, ein auftrittsfreudiger Aktionär, der im Frühling Marcel Ospel Würste übergeben hatte, machte einen Vergleich zwischen Wirtschaft und Politik.

«Im Schnitt 680 000 Franken jährlich pro Verwaltungsrat für 6 bis 8 Sitzungen gegenüber 450 000 Franken für einen Bundesrat, das ist überbezahlt», rief Weber vor 2372 UBS-Aktionären in der Basler St. Jakobs-Halle. «Die Hälfte tut es auch, den Rest geben wir der Bank als Sanierungsbetrag.»

Top-Honorare der externen Verwaltungsräte verteidigt

Präsident Kurer reagierte nüchtern. «Ich glaube nicht, dass es weise wäre, unsere externen Verwaltungsräte nicht sehr gut zu bezahlen», antwortete Kurer. Der VR habe sich seit Frühling viel öfters getroffen, mehrmals auch übers Wochenende. «Ohne die spezielle Expertise der externen VR-Mitglieder wären wir nicht so weit gekommen», sagte Kurer.

Traktandiert ist die Wahl von vier neuen Verwaltungsräten, darunter Swiss-Life-Präsident Bruno Gehrig und Hedgefund-Unternehmer Rainer-Marc Frey. Eine gute Wahl, sagte die kritische UBS-Aktionärin Brigitta Moser-Harder. Hingegen hätte die bisherige Führungscrew beinahe ein Grounding der UBS provoziert. Kurer, der um das aggressive Vorgehen der UBS-Berater in Amerika wusste, sei mitverantwortlich. «An der Generalversammlung im Frühling 2009 läuft seine Amtszeit ab, Zeit, endlich jemanden ohne Altlasten zu wählen», sagte Moser und erntete Applaus.

Den Aktionären versprach UBS-Präsident Kurer eine Dividende für das Jahr 2009. Die nächsten Schritte umfassen laut Kurer die Wiederherstellung des Rufs, gute Anlageerfolge für die Kunden und ein Abbau der Investmentbank, mit Fokus auf Kundenbedürfnisse statt Spekulationen. Schliesslich soll die Bank wieder stabile Gewinne erzielen und die aufgeblähte Bilanz verkleinern.

«Respektierte und erfolgreiche Bank werden»

Die UBS-Führung habe allein das Ziel, «eine neue, wieder respektierte und erfolgreiche UBS zu schaffen, eine UBS auf die Sie als Aktionäre, Investoren, Kunden und Mitarbeiter stolz sein» könnten, sagte Kurer am Ende seiner Rede.

Nach rund 20 Reden stimmten die Aktionäre über die Zuwahl der vier neuen Verwaltungsräte ab.


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