„Wie schlimm steht es um die UBS, Herr Kurer?“

20minuten.ch (16. Oktober 2008) – Der Abfluss der Kundengelder hat bei der UBS dramatische Dimensionen angenommen. Auf Anfrage von 20 Minuten Online erklärt Präsident Peter Kurer, dass nur noch die Eidgenossenschaft eine rasche Kapitalerhöhung leisten konnte.Der Grund für die 9-Prozent-Beteiligung des Bundes an der UBS und das 60-Milliarden-Vehikel für «vergiftete» US-Wertpapiere der Nationalbank sei die rapide Verschlechterung an den Finanzmärkten und die Intervention der weltweiten Regierungen. «Mit diesen Massnahmen wollen wir sicherstellen, dass wir jetzt ohne jeden Zweifel für Kunden und Aktionäre als stabile Bank dastehen», sagte Kurer in einer anberaumten Medien-Konferenz.

In der zur Verfügung stehenden Zeit und zu akzeptablen Kosten «waren nur die Nationalbank und die Regierung in der Lage, rasch zu helfen», erklärt Kurer auf Anfrage von 20 Minuten Online. «Wir machen das, was angesehene Banken in den USA ebenfalls angekündigt haben», sagte Kurer. Die Regierung habe klar gemacht, dass sie die Beteiligung nicht langfristig halten wolle.

Konzernchef sieht Licht am Horizont beim Geldabfluss

UBS-CEO Marcel Rohner sieht keine gravierende Beeinflussung des Tagesgeschäfts durch den Bund. «Die Sache ist die, dass wir in einer regulierten Industrie tätig sind und diese Regulierungen zunehmen werden», sagte Rohner in der Telefonkonferenz. Das schränke den Rahmen in der ganzen Industrie ein. Weil die Eidgenossenschaft die Aktien nicht längerfristig behalten wolle, dürfte der Einfluss beschränkt bleiben. «Wir glauben nicht, dass diese Transaktion einen Einfluss hat, der über das hinausgeht, was wir jetzt schon haben», sagte Rohner.

Von Juli bis September hat sich der Geldabfluss bei der UBS verschärft. Insgesamt zogen Kunden im dritten Quartal rund 84 Milliarden Franken ab. «Dieser Abfluss ist genau ein Treiber unserer Aktion», sagte Konzernchef Marcel Rohner. Die UBS wolle so schnell wie möglich den Abfluss stoppen und das Verhalten der Kunden günstig beeinflussen. «Schon Anfang Oktober stellten wir eine Verbesserung beim Geldabfluss fest, nachdem wir einen kleinen Gewinn bekannt geben konnten», sagte der CEO.

Mit der Staatsbeteiligung verliert die UBS ihren Spielraum als privat finanzierte Bank. So etwas akzeptiert ein Management nur, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr sieht. Steht es um die UBS also viel schlimmer als bisher befürchtet, fragte 20 Minuten Online Peter Kurer: «Um die UBS steht es nicht schlechter, wir haben 300 Millionen Franken Gewinn im dritten Quartal geschrieben und haben immer noch eine solide Kapitalbasis», antwortete Kurer.

Dann ging der Präsident sogar in die Offensive. Im Unterschied zu vielen anderen Banken und deren Heim-Regierungen hätte die UBS «einen Deal und nicht nur ein Programm». Die Kosten dieses Deals, die sich im vierten Quartal auf geschätzte 4 Milliarden Franken belaufen dürften, sollten «sofort abgedeckt» werden. «Deshalb waren wir der Ansicht, dass es besser ist, uns auf eine schnelle und definitive Lösung zu konzentrieren», sagte Kurer.


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