Internet-Rächer bringt CS-Starbanker zu Fall

20minuten.ch (13. August 2008) – Steven Rattner gehörte zum Topkader der CS in den USA. Bis im Internet eine alte Sex-Affäre publik wurde. Der Racheakt des gehörnten Rivalen kostete Rattner den Job, Ende Juli musste er gehen. 20 Minuten Online hat sich mit dem Rächer unterhalten.

Der Gefallene: Ein Seitensprung mit einer Australierin kostete CS-Topshot Steven Rattner die Karriere

Der Gehörnte: Tommii Cosgrove, der Ehemann von Rattners Geliebten, hat im Internet zum Rachefeldzug geblasen

Er wolle mehr Zeit für seine Familie haben, sagte CS-Investmentbanker und -Multimillionär Steven Rattner Ende Juli, als er überraschend von seinem Job zurücktrat. Die wahre Ursache für den Abgang des 48-jährigen Wallstreet-Stars hat tatsächlich familiäre Hintergründe – allerdings nicht die, die das Statement erwarten lässt. Denn Rattners glänzende Karriere wurde durch die Internet-Racheaktion eines betrogenen australischen Designers beendet.

Tommii Cosgrove heisst der 42-jährige Gehörnte aus Sydney, der mit seinem beispiellosen elektronischen Racheakt den CS-Topshot zu Fall brachte, weil ihm dieser seine einstige Frau ausgespannt hatte. «Ich glaube, diese Story wird allen Männern, die ihre Frauen betrügen, eine Lektion sein», sagt Cosgrove im Interview mit 20 Minuten Online. «Sie werden sich daran erinnern, dass es sich auch bei ihrer Affäre um die Frau, die Freundin oder die Geliebte eines anderen handelt.»

Rattner soll seiner Geliebten 500 000 Dollar geboten haben

Fünf Jahre ist es her, dass Steven Rattner und die damalige Frau von Cosgrove in London eine Affäre hatten. Misses Cosgrove soll sich dem Banker gegenüber als Kelly Milne ausgegeben haben. «Ich hatte keine Ahnung, dass meine Frau als Prostituierte arbeitete», sagt der betrogene Australier im Interview. «Das fand ich erst heraus, als Rattner ihr nachstellte».

Rattner, so schrieb Cosgrove in seinem Blog NowPublic, habe seiner Ex 500 000 Dollar für ein gemeinsames Leben in New York offeriert.

Doch dem CS-Banker war offenbar doch nicht ganz wohl bei der Sache. Irgendetwas musste jedenfalls seinen Argwohn der Geliebten gegenüber geweckt haben. Denn als sie zuhause in Sydney ihrem Mann den Schuh geben wollte, liess sie der elektrisierte Banker von Detektiven beschatten. So fand Rattner heraus, dass Kelly Milne in Wirklichkeit Frau Cosgrove war.

Doch statt sich nun zurückzuziehen, begann Rattner den gehörnten Ehemann Tommii Cosgrove mit SMS-Botschaften zu bombardieren, wie dieser in seinem Blog berichtet. «Es war Mister Rattners Auftreten und seine Text-Botschaften über all die Jahre, die mich unter anderem dazu brachten, ihm nachzustellen», rechtfertigt sich Cosgrove gegenüber 20 Minuten Online. «Er wollte unbedingt meine Frau, und ich wollte ihn daran erinnern, wie sich das anfühlt.»

Bankkunden brachten schliesslich Rattner zu Fall

CS-Banker Rattner hatte unterdessen seiner Ehefrau den Seitensprung gestanden. Auch beruflich war alles im Reinen. Die Affäre schien ohne Folgen für seine Arbeit bei der Credit Suisse zu bleiben – vorerst.

Dies änderte sich, als sein Widersacher Tommii Cosgrove vor wenigen Wochen im Internet zum grossen Rachefeldzug ansetzte, die Sex-Affäre publik machte – und damit Rattners beruflichen Untergang bei der CS einläutete. Denn nun interessierten sich plötzlich Kunden der Bank für Rattners Privatleben und zogen über den Kadermann her. Das Ansehen des reputierten Bankers erlitt Totalschaden.

«Ich hätte nicht gedacht, dass er seinen Job verlieren würde», meinte Cosgrove rückblickend. «Aber wie konnte Steve Rattner denken, dass seine Taten ungesühnt bleiben, und dass alles so einfach wäre, wie für Geld das Girl zu kriegen? Dachte er, ich würde einfach aufgeben und akzeptieren, dass er ein besserer Mann als ich sein soll?»

Rattner: «Ich fühle mich wie ein Star in einer Seifenoper»

In einem Gespräch mit der «New York Times» sagte der gestürzte CS-Banker, dass er auf die Geschichte nicht stolz und über das Geschehene schockiert sei. Doch Rattner meinte auch, dass das meiste von dem, was Tommii Cosgrove behaupten würde, entweder falsch oder stark übertrieben sei. «Ich fühle mich wie ein Star in einer Seifenoper», sagte der Banker.

«Ich liebe meine Frau und meine Kinder mehr als als mein eigenes Leben», sagte Rattner der Zeitung weiter. Er sei bereit, öffentlich über die Geschichte zu sprechen, um andere zu warnen. Denn als Tommii Cosgrove seine Behauptungen einmal im Internet publiziert habe, sei jeder Versuch, den rollenden Stein zu stoppen, zu spät gekommen. «Ich konnte das kaum glauben», fügte Rattner an. «Und es gibt keine Möglichkeit zurückzuschlagen.»

Die Moral der Geschichte: Glamour-Banker Rattner geriet mit seiner «liaison dangereuse» an den Falschen. «Wenn mir jemand Geld schuldet oder mir etwas gestohlen hat oder einfach gemein zu mir war, muss er aufpassen», sagt Tommii Cosgrove, der Gehörnte, zum Schluss. «Ich werde ihn verfolgen, egal, wie viel Zeit es braucht.»


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