„UBS-Kurer hat Glaubwürdigkeit noch nicht wiederhergestellt“

20minuten.ch (1.Juli 2008) – Die Grossbank UBS wird in drei Monaten bis zu vier neue VR-Mitglieder bestellen. Das genügt nicht zur Trendumkehr, sagt Firmenberater Klaus Stöhlker. Rasche und energische Massnahmen seien dringend, sonst droht eine Übernahme aus dem Ausland.

«Die Glaubwürdigkeit der UBS in der Schweiz ist äusserst angeschlagen, praktisch ruiniert», sagt Klaus Stöhlker im Gespräch mit 20 Minuten Online. Der seit zwei Monaten amtierende UBS-Präsident Peter Kurer habe es noch nicht geschafft, neues Vertrauen bei wichtigen Exponenten der Schweizer Wirtschaft zu schaffen. Im Ausland sei die Lage weniger dramatisch.

Der Unternehmensberater, der auch Mandate der UBS hat, verweist auf ein Interview mit Maschinenbauunternehmer Johann Schneider-Ammann von letzter Woche im Tages-Anzeiger. «Wir haben uns in etwas hineinmanövriert, das gopferteli nicht nötig war», sagte Schneider-Ammann mit Fingerzeig auf die UBS-Leitung. Der Berner FDP-Nationalrat forderte den Bundesrat auf, eine schweizerische Lösung für die UBS zu prüfen, statt die Bank tatenlos möglichen Übernahmeversuchen aus dem Ausland zu überlassen.

Zuletzt bleibt nur noch ausländische Übernahme

Auch für Stöhlker ist eine Machtergreifung ausländischer Anbieter ein realistisches Szenario. «Wenn die Verantwortlichen nicht schnell und energisch das Steuer herumreissen, bleibt nur noch eine massgebliche ausländische Beteiligung als mögliche Rettung», sagt der 66-Jährige.

Stöhlker erachtet den Vertrauensverlust als erheblich. Die UBS-Chefs hätten viele Tricks verwendet, um «die Krise schönzureden», sagt Stöhlker. Die Bank habe in ihrem letzten Quartalsergebnis im Mai versucht, den Abfluss in der Vermögensverwaltung zu verharmlosen. Im letzten Herbst und Winter nahm die UBS zudem die Abschreibungen auf US-Hypothekenpapiere nur zögerlich vor.

Ausländischer Einfluss im Verwaltungsrat wächst

Wenn am 2. Oktober an der zweiten ausserordentlichen Generalversammlung dieses Jahres bis zu vier von 12 Verwaltungsräten ausgewechselt werden, dürfte laut Stöhlker der Einfluss aus dem Ausland weiter steigen. «Ich erwarte maximal zwei neue Schweizer im VR», sagt Stöhlker. Drei der vier dannzumal Abtretenden sind aus dem Heimland und werden gemeinhin der Einflusssphäre des ausgeschiedenen Marcel Ospels zugerechnet. Darunter fallen der langjährige UBS-Manager Stephan Haeringer, SVP-Nationalrat und Unternehmer Peter Spuhler und Ex-Ciba-Chef Rolf Meyer. Einzig der Amerikaner Lawrence Weinbach stammt nicht aus der Schweiz.

Einen potenziellen Nachfolger für Kurer erwartet Stöhlker nicht unter den neuen VR-Mitgliedern. Vielmehr sieht er den ehemaligen Konzernanwalt, der das UBS-Steuer übernommen hat, als Statthalter für die nächsten paar Jahre. Erst wenn die Bank wieder in ruhigen Gewässern sei, werde der Mann für die längerfristige Zukunft an Bord steigen. «Doch das liegt noch in weiter Ferne», sagt Stöhlker.


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