UBS in Übernahmegefahr

20minuten.ch (4. Juli 2008) – Das angesehene Wirtschaftsmagazin «The Economist» mit grosser Leserschaft in den USA zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft der UBS und wirft ein Schlaglicht auf die gefährliche Abhängigkeit der Schweiz von ihren Grossbanken.

In einem zwei Seiten langen Artikel untersucht das renommierte Wirtschaftsmagazin die riesige Verschuldung der Bank. Konkurrenten in weniger schwieriger Lage seien übernommen worden.

Ein grosser Schneeball mit dem Logo UBS und drei eingesteckten Schlüsseln rollt einen steilen Berg herunter, kleine Menschen im Tal flüchten, Wolken schieben sich über die Sonne. So illustriert der heutige «Economist», Bibel der globalen Businesselite mit einer Auflage von über einer Million Exemplaren und grosser Leserschaft in den USA, seine umfassende Analyse der Schweizer Grossbank UBS. «Die Schweiz war stolz auf ihre grossen Banken. Das ist heute nicht mehr so sicher» lautet die Kurz-Zusammenfassung.

Obwohl Schweizer Medien täglich die UBS auf den Prüfstand legen, kann der «Economist» mit einer kleinen Neuigkeit aufwarten. Der per 23. April dieses Jahres ausgeschiedene Präsident Marcel Ospel habe noch bis zum 30. Juni in der Bank gearbeitet, offenbar unbemerkt von den hiesigen Beobachtern.

Es ist aber die Einschätzung der Zukunft, auf die sich der «Economist» konzentriert. Die UBS kämpfe an mehreren Fronten in ihrem «Krieg zur Sicherung ihres Geschäftsmodells und vielleicht ihrer Unabhängigkeit». Die US-Ermittlungen wegen möglicher systematischer Beihilfe zu Steuerhinterziehung und –betrug sowie weitere drohende Abschreibungen im US-Subprimemarkt würden die Bank schwächen. Strategische Weichenstellungen – ein Verkauf des Amerika-Geschäfts, eine Separation der Investmentbank – müssten wohl geprüft werden.

Ausführlich geht der «Economist» in seinem Artikel auf das Klumpenrisiko ein, das die Schweiz mit ihren Banken hat. Die Bilanzen aller Banken zusammen sind neun Mal so gross wie das Bruttosozialprodukt der Schweiz. In Belgien sind es sechs, in Holland fünf und in England weniger als vier Mal. In Amerika, wo die Finanzkrise ihren Ursprung hat, sind alle Bankenbilanzen zusammen lediglich gleich gross wie die Wirtschaftskraft des ganzen Landes.

Die hohe Abhängigkeit der Schweiz ist allein Folge der zwei Grossbanken. Die Bilanzen von CS und UBS machen sieben Mal das Bruttosozialprodukt aus. Insbesondere die UBS hat ihre Bilanz ab 2002 massiv ausgeweitet. Das Fremdkapital stieg auf das 50fache des Eigenkapitals, zuvor lag es bei 30. Dieser grosse Hebel machte die UBS anfällig für die Krise.

Der «Economist» prophezeit der UBS schwierige Wochen und Monate. Andere Banken in weniger kritischem Zustand hätten ihre Unabhängigkeit verloren, wie die englische NatWest, die von der Royal Bank of Scotland aufgekauft wurde, oder die holländische ABN Amro, die drei europäische Konkurrenten unter sich aufgeteilt haben. Aber, so schliesst die Zeitung, die meisten potenziellen Käufer steckten selbst in der Krise und müssten auf ihr Geld achten. «Die UBS wird vermutlich allein weiterkämpfen, ihr Geschäft reduzieren und ihre Wunden lecken», lautet das trübe Fazit.


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