Jetzt gehts um die 500-Millionen-Wurst

20minuten.ch (18. Juni 2008) – Um 10 Uhr beginnt die mit Spannung erwartete Generalversammlung der Zürcher Jelmoli Holding. Um die zweigeteilte Firma – Detailhandel auf der einen Seite, Immobilien auf der anderen – ist ein Streit zwischen Hauptaktionär Georg von Opel, dem Erben der Auto-Dynastie, und vier Hedgefunds ausgebrochen. Beide Lager bombardieren sich mit Vorwürfen, hetzen sich die Presse mit Communiqués auf den Hals und drohen mit Rechtsstreitigkeiten.

Im Pulverdampf und Trommelfeuer hat mancher Beobachter den Kern des Streitpunkts aus den Augen verloren. Dabei ist der simpel und einfach: In der Jelmoli-Kasse liegen Hunderte von Millionen Franken ungenutzt herum. Allein darum prügeln sich die Widersacher.

Von Opel will 500 Millionen des Jelmoli-Schatzes in sein Finanzvehikel Growth Value Opportunities (auch G wie Georg, V wie von und O wie Opel) verschieben und im Gegenzug den Jelmoli-Minderheitsaktionären GVO-Aktien zuschanzen. Daran zeigen die Hedgefunds nicht die geringste Lust, sie wollen lieber die 500 Millionen in Form einer Sonderauszahlung bar auf die Hand.

Das viele Bargeld stammt aus dem Verkauf der Fust-Discountkette von 2007 an Coop für fast eine Milliarde. Mitte der 90er Jahre hatte Jelmoli Unternehmer Walter Fust das Lebenswerk für rund 300 Millionen Franken abgenommen, worauf Fust zum starken Mann bei Jelmoli wurde und die ganze Gruppe 2003 an Georg von Opel verkaufte.

Der Streit um die 500 Millionen schwere Jelmoli-Wurst verliert im medialen Pulverdampf seine scharfen Konturen. Schlagzeilenträchtig fordern die Hedgefunds Sonderbeobachter für den Verwaltungsrat von Jelmoli, weil sie diesem nicht mehr über den Weg trauen. Das scheint Mehrheitsaktionär von Opel gerade recht zu sein. Der vermögende Financier meinte Anfang Woche, dass er wenig Lust auf langjährige Rechtshändel verspüre und notfalls auch alles beim Alten belassen würde. Eine weitere Generalversammlung soll bis Ende Jahr entscheiden.

Vom Status quo würde vor allem von Opel selbst profitieren. Der zähe Kampf mit den Hedgefunds und der letzten Sommer gescheiterte Verkauf der Jelmoli-Immobilien für über 3 Milliarden Franken an israelische Investoren hat die Aktien von fast 4500 Franken auf rund 2700 Franken gedrückt. Auf diesem Niveau könnte von Opel zukaufen und seinen Anteil an Jelmoli weiter ausbauen. Bis zur nächsten Meldeschwelle bleibt ein langer Weg.

Ein solches Kalkül wäre nicht abwegig. Von Opels Widerstand gegen jegliche Veränderungen hat die Aktie zum Schäppchen gemacht. Sollten seine Kontrahenten dereinst ihre Aktien entmutigt abstossen, kann der Mehrheitsaktionär die Jelmoli-Gruppe wieder zum Glänzen bringen, und vom scharfen Kursanstieg fiele der Löwenanteil ihm selbst zu. Der wahre Wert der Jelmoli-Aktie, behaupten jedenfalls langjährige Involvierte, liege weit über 4000 Franken.


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