Swiss Re/Forstmoser: „Wir wollten nie eine Investmentbank werden“ (int. Memo)

AWP (9. März 2009) – In einem internen Schreiben an das Personal des Rückversicherers Swiss Re verteidigt der scheidende VR-Präsident Peter Forstmoser den Ausbau des Finanzteils. „Vor nicht allzu langer Zeit begannen wir mit der Entwicklung von Lösungen für Finanzmarkt-Risiken“, schreibt Forstmoser in dem AWP vorliegenden Dokument an die Mitarbeiter.

Die Absicht sei gewesen, dass Swiss Re nicht nur die komplexen und ständig wachsenden Versicherungsrisiken im Rückversicherungsgeschäft abdecken würde, sondern auch jene in den viel grösseren Kapitalmärkten. „Es war aber nie unsere Ziel, die Swiss Re in eine Investmentbank zu verwandeln“, gibt der bekannte Zürcher Rechtsprofessor, der zahlreiche Rechtsschriften publiziert hat, zum Abschied seinen Mitarbeitern mit auf den Weg.

Peter Forstmoser hat am heutigen Montag seinen Rücktritt beim Rückversicherer bekannt gegeben und übergibt sein Amt per Anfang Mai sein Amt an seinen bisherigen Vizepräsidenten Walter Kielholz.

Als die neue Strategie entwickelt wurde, sei diese „sicher“ gewesen. „Heute aber sind Anpassungen nötig“, schreibt Forstmoser, der seit 2000 an der Spitze eines der weltgrössten Rückversicherers stand und nun ein Jahr vor Ablauf seiner Amtsdauer zurücktritt.

Auch Swiss Re wurde von der Finanzkrise mitgerissen und erlitt insbesondere mit zwei Rückversicherungsprodukten für Erstversicherer Verluste in mehrfacher Milliardenhöhe.

Die Entwicklung der Finanzmärkte in den letzten fünf Quartalen habe „enorme Auswirkungen auf mehrere unserer Aktiven“ gehabt, schreibt Forstmoser zu diesem kritischen Punkt.

Selbstverständlich seien VR und Konzernleitung seit Herbst 2007 aktiv gewesen und hätten korrigierend eingewirkt, indem „Produktlinien aufgehoben, Anlagen von Risiken befreit und personelle Wechsel vollzogen“ worden seien, gibt Forstmoser zu bedenken.

Sein Plan sei gewesen, in einem Jahr zurückzutreten. Dass er dies bereits diesen Frühling tue, hänge mit seiner Überzeugung zusammen, dass „wir die nötigen Anpassungen vollzogen haben, damit Swiss Re als führender Rückversicherungskonzern auf den Erfolgspfad zurückkehren“ werde.

Interessanterweise erwähnt Forstmoser seinen Nachfolger Walter Kielholz im gleichen Atemzug wie den neuen Vizepräsidenten Mathis Cabiallavetta, der im Herbst 1998 nach einem Milliardenverlust als UBS-Präsident abtrat und nun ein fulminantes Comeback an der Spitze eines Schweizer Finanzmultis feiert.

„Beide bringen viel Erfahrung im Versicherungs- und Bankgeschäft mit, und beide haben einen erfolgreichen Trackrecord in der Führung globaler Finanzkonzerne“, schreibt Forstmoser.

Kielholz und Cabiallavetta würden ihre Beziehungen zu Schlüsselkunden, Brokern, Investoren und Regulatoren zum Vorteil des Unternehmens nutzen. „Die beiden sind genau die richtigen Männer für die jetzige Situation“, zeigt sich Forstmoser in seinem Personalbrief überzeugt.

Der abtretende Präsident spricht ausdrücklich von einem Team und nicht von Kielholz als klarer Nummer eins. Dahinter könnte sich Kritik am Nachfolger verbergen. Es war Versicherungsmann Kielholz und nicht Rechtsprofessor Forstmoser, der mit dem vor kurzem ausgeschiedenen Jacques Aigrain einen Investmentbanker an Bord geholt und mit diesem zusammen die Strategie Richtung Finanzmarktprodukte vorangetrieben hatte.

Zum Abschluss versichert Forstmoser die Swiss-Re-Mitarbeiter einer erfolgversprechenden Zukunft. „Die Tatsache, dass unser Kerngeschäft trotz extrem schwierigen Bedingungen im Jahr 2008 erfolgreich war, zeugt von Stärke.“ Kein Wort verliert der VR-P hingegen über die notwendig gewordene Rettungsaktion durch den US-Investor Warren Buffett, der nach einer Wandlung der gezeichneten Anleihe in ein paar Jahren über 20% an Swiss Re besitzen könnte.


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