Maulkorb für Robert Wolf: UBS stellt ihren Obama-Intimus ins Abseits
Robert Wolf trägt einen eindrücklichen Titel. Als Chairman UBS Amerika ist der 50-jährige repräsentationsmässig der oberste US-Manager der Grossbank. Und er hat die richtigen Handy-Nummern.
Mit Präsident Barack Obama spielt Wolf mehrmals im Jahr Golf, und als die US-Notenbank nach dem Kollaps von Lehman Brothers das Welt-Finanzsystem rettete, war der UBS-Spitzenmann einer von einem guten Dutzend Topbanker am Tisch der Entscheidungsträger.
Maulkorb für Wolf
Für die UBS war der bekannte und bestens vernetzte Wolf lange Gold Wert. Entsprechend liess ihn die Bank an der langen Leine. Damit ist jetzt Schluss. Die New York Times berichtet, dass Wolf ohne den Segen der Zentrale in Zürich nicht mehr öffentlich auftreten darf.
Der Maulkorb für den Obama-Intimus ist der jüngste Höhepunkt eines langsamen, aber steten Karriere-Niedergangs. Die wahre Macht von UBS Amerika liegt schon seit einiger Zeit nicht mehr bei Chairman Wolf, sondern beim 54-jährigen operativen US-Chef Bob McCann. Dieser muss die Vermögensverwaltung in den USA auf Vordermann bringen. Kürzlich wurde ihm zusätzlich die regionale Leitung für den ganzen Kontinent übertragen.
UBS hatte lange auf Republikaner gesetzt
Wie stark sich die Rückstufung Wolfs für die UBS noch rächen wird, ist offen. Die Bank ist wie alle grossen Finanzhäuser ein wichtiger Spender im Präsidentschafts-Wahlkampf. Im Gegenzug verspricht sie sich Einfluss und Gehör.
Das Lobbying der UBS geht aber seit vielen Jahren tiefer. Die Bank nimmt einflussreiche Politiker auf die Payroll, die zur Durchsetzung der eigenen Interessen wichtig werden könnten. Diese stammten meistens aus dem Lager der Republikaner. Phil Gramm, ein langjähriger Senator aus Texas, war 2003 zur UBS gestossen, nachdem er dem US-Trennbankensystem Glass-Steagall den Garaus gemacht hatte. Für viele war Gramms Gesetz die entscheidende Weichenstellung, die zur Subprime-Blase führte, welche die Finanzwelt an den Abgrund brachte.
Neben Gramm war Joe Grano wichtigster Lobbyist. Grano war mit dem Kauf des US-Brokers Paine Webber im 2000 zur UBS gestossen. Er wurde 2002 von US-Präsident George Bush zum Chef des Advisory Council des Homeland Security berufen, dem späteren mächtigen Antiterror-Ministerium. Grano verliess die UBS frühzeitig. Die Schweizer hatten über ihn während den acht Jahren der Bush-Präsidentschaft einen direkten Draht ins Weisse Haus.
Wolf brachte den Zugang zu den Demokraten
Als sich Bushs Regentschaft ihrem Ende neigte, kam Robert Wolf ins Spiel. Der Mann war ein altgedienter Manager der Grossbank und wurde 2007 Chef von UBSAmericas. Kurz davor, im Dezember 2006, war Wolf an einem Auftritt des jungen, charismatischen Obama in Manhattan dabei gewesen. Organisiert hatte die Rede Milliardär und Demokraten-Supporter George Soros.
Wolf war von Obama angetan. Er drückte dem damaligen Senator aus Illinois seine Karte in die Hand mit der Aufforderung, sich zu melden. Obama liess sich nicht zweimal bitten, meldete sich gleich am folgenden Tag, und die beiden vereinbarten ein Essen eine Woche später.
Zwei Stunden mit Obama
«Zwei Stunden mit ihm allein, das war für mich eine unglaubliche Ehre», schilderteWolf später einem Journalisten seine damalige Gefühlslage. Es war der Anfang einer engen Beziehung, bei der Wolf Geld und Rat spendete, während ihm Obama das Privileg seiner Nähe schenkte.
Wolfs Zugang zu Obama hat für die UBS offenbar nicht mehr die gleich grosse Bedeutung wie bisher. Deshalb wurde er wie jeder andere Spitzenmanager auf den Prüfstand gestellt. Dort wurde er nun für zu leicht befunden.