CS-Präsi widerspricht der Nationalbank

20minuten.ch (30. April 2010) – CS-Präsident Hans-Ulrich Doerig hielt an der heutigen GV ein Plädoyer für Grossbanken im kleinen Land Schweiz. Entscheidend sei die Art der Risiken, nicht die absolute Höhe.

Wie kann eine nächste Katastrophe mit «Too big to fail»-Banken verhindert werden? Mit kleineren Banken, meinen Nationalbank, viele Regulatoren und internationale Experten.

Falsch, kontert der Präsident der Credit Suisse, Hans-Ulrich Doerig. «Grosse Gesellschaften sind einfache Zielscheiben für einfachen Populismus», sagte der 70-jährige an der heute in Zürich-Oerlikon stattfindenden Generalversammlung der Credit Suisse.

Viel wichtiger als Grösse sei die Art der Risiken, welche die Banken eingehen würden. Im Vergleich zu Regional- oder Kantonalbanken, die oft sehr stark im Hypothekengeschäft tätig seien, weise die CS eine weniger einseitige und damit weniger riskante Bilanz aus, sagte der CS-Präsident.

CS verhindert Krisen, sagt Doerig

«Grösse kann auch zur Stabilität beitragen», betonte Doerig in seinem Eröffnungsreferat im Hallenstadion in Zürich-Nord. «‹Big enough to cope› und nicht nur ‹Too big to fail›», dank Grösse und Stabilität Krisen bewältigen, das sei mindestens so wichtig wie die Frage des «Zu gross, um fallengelassen zu werden».

Doerig, mit leuchtend gelber Krawatte und väterlichem Ton, wirkte entspannt, trotz Dauerkritik an der Salärpolitik seiner Bank. Diese hängt direkt mit der Grössenfrage zusammen. Denn nur eine Credit Suisse mit integriertem Investmentbanking kann auch in Zukunft zweistellige Boni für ihre Topleute ausschütten.

Wenn Doerig also im Gegensatz zu vielen Vertretern der Wissenschaft und der staatlichen Finanzbehörden Grösse zu einem sekundären Thema stempelt, dann tut er dies auch mit Blick auf die umstrittenen Boni. Hohe Boni und grosse (Investment-)Bank bedingen sich gegenseitig.

Dougan mit 43 000 Franken Stundenlohn – soviel wie Migros-Jahresmindestlohn

Umstritten sind die ständig neuen Bonus-Programme der CS. SISU heisst die jüngste Erfindung, zuvor brachte es ein Bonus-Plan namens PIP zu Berühmtheit. Bei beiden steht eine Art Turbo-Lader im Vordergrund. Dieser zündet, wenn sich Aktienkurs und Gewinn der CS besser entwickeln als jene der wichtigsten Konkurrenten. Dann steigt der Bonus nicht linear, sondern stark progressiv.

Zum weltweiten Gesicht der neuen Turbolader-Boni wurde CS-CEO Brady Dougan. Mit seinen PIPs knackte der Amerikaner vor Monatsfrist den Superjackpot und erhielt CS-Aktien im Wert von 71 Millionen Franken. Hinzu kam ein Totalsalär von 19 Millionen für 2009, insgesamt wurden Dougan somit in den letzten 12 Monaten rund 90 Millionen Franken ausgeschüttet.

Bei einer ordentlichen 5-Tage-Woche mit 9-Stunden-Tagen und 5 Wochen Ferien ergibt dies einen Stundenlohn von 42 553 Franken. Damit verdiente Dougan in einer Stunde soviel wie ein Migros-Mitarbeiter mit Mindestlohn in einem ganzen Jahr.

CS-CEO Dougan sprach bei seinem heutigen Auftritt selbstverständlich nicht über seinen Lohn. Vielmehr forderte er die Aktionäre auf, ihm zu vertrauen. «Wenn Sie wollen, dass wir erfolgreich weitermachen, dann ist es wichtig, unseren Vorschlägen zuzustimmen», sagte Dougan. Mit «Vorschlägen» meinte Dougan insbesondere den Vergütungsbericht. Dieser wird von grossen Aktionärs-Vertretern wie Ethos und US-Institutionen abgelehnt.


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