Valora-Chef geht: Bonus-Quickie und dann weg

20minuten.ch (8. Mai 2012) – Valora-Boss Thomas Vollmoeller hat in seiner kurzen Amtszeit von massgeschneiderten Bonusplänen profitiert. Nach seinem Abgang durch die Hintertür hinterlässt er einen dümpelnden Konzern.

Thomas Vollmoeller habe sich aus «persönlichen, familiären Gründen» zum Rücktritt als CEO von Valora entschieden, teilt das Unternehmen am Dienstag mit. Sein neuer Job als CEO des Xing-Sozialnetzwerkes lasse ihn «wieder näher bei seiner Familie» sein.

Der wahre Grund für den überraschenden Abgang dürfte ein anderer sein. Vollmoellerversprach vollmundig einen Aufbruch zu neuen Ufern, mit einem deutlichen Wachstum auf allen Ebenen: beim Umsatz, beim Gewinn, beim Marktanteil. Dafür setzte er blumige Wortkreationen wie «Valora 4 Success» und «Valora 4 Growth» in die Welt.

Im nüchternen Alltag des pickelharten Detailhandels blieb das Versprechen einer florierenden Valora weitgehend unerfüllt. Nach seinem ruppigen Abgang bei Tschibo in Deutschland macht sich der Deutsche nun erneut unverrichteter Dinge aus dem Staub.

Massgeschneidertes Optionenprogramm

Persönlich dürfte die Rechnung für den Manager aber aufgehen. Vollmoeller kam nämlich als frisch gebackener CEO von Valora in den Genuss eines massgeschneiderten Optionenprogramms namens Long Term Plan.

Dieses begann Anfang 2009 und sah Optionen für den Kauf von Valora-Aktien zum Preis von 148.05 Franken vor. Die zugeteilten Optionen waren je hälftig für 2 respektive 3 Jahre gesperrt.

Bis und mit 2011 kriegte Vollmoeller auf diese Art Valora-Optionen im Wert von über 370 000 Franken. Zusammen mit dem Fixlohn ergab dies jährlich rund 1,1 Millionen Gesamt-Entschädigung.

2011 konnte Vollmoeller erstmals einen Teil der zugeteilten Optionen zu Barem machen. Damals lag der Valora-Aktienkurs zeitweise über 300 Franken. Je nach Timing lag für den CEO eine Verdoppelung drin.

Anfang von diesem Jahr wurden weitere Optionen frei zum Verkauf. Der Kurs lag über weite Strecken über 200 Franken, was immer noch einen stolzen Gewinn einbrachte.

Selbst nach dem heutigen Absturz an der Börse auf zwischenzeitlich 183 Franken liegen die Optionen weiterhin im Geld, sprich sie werfen bei einem Verkauf einen Gewinn ab.

Altes Bonus-Programm wurde schubladisiert

Für das lukrative Optionen-Programm verantwortlich ist nicht Vollmoeller, sondern dessen Chef. Valora-Präsident Rolando Benedick habe Anfang 2008, nachdem er durch einen Machtkampf die Führung beim Detailhandelskonzern übernommen hatte, ein erstes Optionenprogramm mit einem viel höheren Ausübungspreis lanciert, sagt eine Valora-Quelle.

Die Anteilsscheine hätten einen Ausübungspreis von rund 250 Franken gehabt. Sprich: Wert hatten sie nur, wenn die Valora-Aktie weiterhin hoch bleiben würde.

Im Verlauf von 2008 sackte dann aber der Aktienkurs in den Keller. Statt noch 250 Franken wie im Frühling war das Papier auf dem Höhepunkt der Finanzkrise nur noch knapp 150 Franken wert. Das Programm sei darauf, so der Insider, still und leise schubladisiert worden.

Statt dessen wurde Anfang 2009 ein neues Programm aus dem Hut gezaubert. Damals lag die Valora-Aktie phasenweise nahe bei 130 Franken. Mit dem schliesslich gewählten Ausübungspreis von 148 Franken konnte Benedick seinem Management unter CEO Vollmoeller fast schon garantieren, dass der Bonus-Plan Gewinn abwerfen würde.

Valora hatte dies gegenüber der SonntagsZeitung im Herbst 2009 dementiert. Ein Optionenprogramm mit Strikepreis von rund 250 Franken habe es nie gegeben, sagte Präsident Benedick damals. «Ausschliesslich die ehemalige Konzernleitung hat 2008 noch an einem Bonusprogramm aus dem Jahre 2007 teilgenommen», meinte der Valora-Boss.


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