Axel Weber: Deutsches Alphatier packt die UBS-Zügel
Axel Weber geht als reicher Mann ins Rennen. Zum Start seiner Zeit als UBS-Präsident diesen Donnerstag erhält der Deutsche zwei Millionen Franken Cash plus obendrauf 200 000 gesperrte Aktien der Grossbank. Gesamtwert des «goldenen Hallos»: über vier Millionen Franken.
Noch bevor also Weber einen Finger gerührt hat, ist er ein gemachter Mann. Ist der neue UBS-Kapitän das stolze Entgelt wert? Webers Vorgänger Kaspar Villiger gab sich bekanntlich mit einem Bruchteil der Entlöhnung zufrieden. Als Banken-Spitzenkraft überzeugt hat der Alt-Bundesrat nicht.
Axel Weber funkt dazwischen
In der Grossbank herrscht vor der Weber-Kür gespannte Ruhe. Im obersten Kader befürchten einige, dass Weber UBS-CEO Sergio Ermotti ins operative Handwerk pfuschen würde. Er könnte dem smarten Tessiner, der Tritt gefasst hat und in Interviews an Profil gewinnt, die Show stehlen.
Weber trifft sich schon seit Monaten mit Kunden, er war involviert in die Nachfolgefrage, unterhält sich mit dem obersten Management, hat bei der Strategiefestlegung ein Veto, auch wenn er offiziell nur als Berater fungiert. Kurz: Weber geht seit letztem Herbst, als Grübel das Handtuch geworfen hatte, an der Zürcher Bahnhofstrasse ein und aus, als ob er längst das Kommando hätte.
Für Amtsinhaber Kaspar Villiger bedeutet das einen Machtzerfall in Echtzeit. Wenigstens durfte der Luzerner zum Ende seiner Karriere noch ein 150-Millionen-Geschenk des Finanzmultis für die Zürcher Universität und den Bildungsstandort präsentieren. Das war Villigers eigentliche Abschiedszeremonie. An der anstehenden Generalversammlung wird er bereits Schnee von gestern sein.
PR-Berater scharwenzeln für Weber
Für seinen viel beachteten Start in der Schweiz überlässt Axel Weber nichts dem Zufall. Seine PR-Berater touren seit Wochen durchs Land und führen Weber in Hintergrundgesprächen ein. You never get a second chance for a first impression – die angelsächsische Weisheit wird vom neuen Schweizer Big Banker offenbar beherzigt.
Es geht darum, Axel Weber als seltene Mischung von visionärem Kopf und Mann voller Tatendrang zu positionieren. Gleichzeitig soll Geschichten über cholerische Wutausbrüche und emotionale Ego-Trips des neuen UBS-Präsidenten der Wind aus den Segen genommen werden.
Weber wurde im Frühling 2004 Präsident der Deutschen Bundesbank. Sieben Jahre später trat er vorzeitig zurück, noch bevor die Würfel um die Nachfolge des Franzosen Jean-Claude Trichet als Chef der Europäischen Zentralbank gefallen waren, bei der Weber zum Favoritenkreis zählte. Gewählt wurde später der Italiener Mario Draghi.
In Webers Amtszeit fiel die Bewältigung der ersten grossen Finanzkrise. Die Deutsche Bank kam zwar besser als die UBS über die Runden, sass aber wie die Schweizer Konkurrentin auf einem Pulverfass mit Milliarden von undurchsichtigen US-Kreditpapieren. Mit Weber als oberstem Notenbanker und den Schweizern Josef Ackermann und Hugo Bänziger als Topshots bei der Deutschen Bank konnte unser nördlicher Nachbarstaat das Schlimmste abwenden.
Joe Ackermanns Plan mit Weber misslang
Die Gefahren in der Krise schweissten Weber und Ackermann zusammen. Zusammen schmiedeten sie einen Nachfolgeplan. Ackermann würde den CEO-Stuhl bei der Deutschen Bank für den Notenbanker freimachen und selbst auf den Sitz des Präsidenten des Finanzriesen wechseln. Es wäre ein genialer Schachzug Ackermanns zum eigenen Machterhalt gewesen. Doch als Ackermanns interne Gegenspieler Wind vom Vorhaben ihres CEOs kriegten, stellten sie sich quer.
Statt brav der Dinge zu harren, die da kommen würden, packte Weber den Stier bei den Hörnern. Er hatte UBS-Präsident Villiger einige Monate zuvor als Tischnachbar an einem Galadinner im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac kennengelernt, nachdem er in der Limmatstadt einen Vortrag gehalten hatte. Die Fäden für das erste Tête-à-tête zog der damalige SNB-Präsident Philipp Hildebrand, der Weber von vielen Meetings unter Notenbankern her gekannt hatte.
Am 1. Juli konnte die UBS einen Coup landen. Die Bank kündigte Weber für 2012 als neuen Vize-Präsidenten an, der ein Jahr später das Steuer von Präsident Villiger übernehmen würde. Villiger versprach damit eine «reibungslose Nachfolge sowie Stabilität».
Elf Wochen später crashte die UBS mit einem 2-Milliarden-Verlust durch einen Londoner Derivatehändler, der unkontrolliert von seinen Chefs und dem Heer von Risk-Managern sein Unwesen treiben konnte. Konzernchef Oswald Grübel ging innerhalb von Tagen von Bord, Villiger beugte sich zwei Monate später dem öffentlichen Druck und kündigte den vorzeitigen Abgang an:Axel Weber, übernehmen Sie!