Düstere Aussichten: Die Zeit der harten Schnitte für die UBS
20minuten.ch (7. Februar 2012 ) – Das verhagelte Jahresergebnis bringt die Grossbank in Zugzwang. Weitere «taktische» Einsparungen seien unmöglich, es könne zu «strategischen» Einschnitten kommen. Das gäbe eine neue Bank.
Von Oktober bis Dezember ist der Gewinn der UBS zu einem Rinnsal verkümmert. Noch knapp 400 Millionen Franken verdiente die Grossbank im zurückliegenden Quartal unter dem Strich. Alle Einheiten verloren massiv an Strahlkraft, die Investmentbank verharrte in den roten Zahlen.
Damit erleidet die UBS einen regelrechten Rückschlag. Kaum hat ihre Führung die vollmundig versprochenen 15 Milliarden Gewinn auf später verschoben, bricht das Resultat massiv ein. Noch gut vier Milliarden netto fürs ganze 2011, das sind fast 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Mager.
Die Grossbanken leiden weltweit unter Schuldenkrise und Investoren-Abstinenz, da sticht die UBS nicht besonders negativ heraus. Doch das ist ein schwacher Trost für ihre Aktionäre. Die wollen endlich wieder etwas verdienen mit ihrem Investment. Die Mini-Dividende von 10 Rappen, die ihnen UBS-Chef Sergio Ermotti zugesteht, macht den Braten nicht feiss.
Geduld ist gefragt
Vermutlich müssen sich die UBS-Eigner noch länger gedulden. Die Bankenführung zeichnet nämlich die Zukunft in düsteren Farben. Drückende Lasten, wo man hinschaut, sei es im maroden Euro-Raum, sei es im überschuldeten Amerika. Mit Optimismus bei den Kunden könne kaum gerechnet werden.
«Vor diesem Hintergrund wird ein Anstieg der Kundenaktivität und Handelsvolumen, wie er sich im ersten Quartal üblicherweise beobachten lässt, möglicherweise nicht im gewohnten Umfang stattfinden», verpackt die UBS-Spitze die missliche Lage nur leicht in Watte. «Dies», so fährt sie in ungewohnt pessimistischer Grundhaltung fort, «würde die Gesamtergebnisse für das Folgequartal belasten, insbesondere in der Investment Bank.»
Jetzt gehts ans Eingemachte
Was es für den 65 000-Mitarbeiter-Konzern geschlagen hat, darauf deutet eine kurze Passage in der heutigen Mitteilung hin. «Die Kapazität für zusätzliche taktische Kosteneinsparungen ist begrenzt», steht da geschrieben. «Daher werden sich künftige Programme auf strategische Anpassungen der Organisation und Struktur des Unternehmens konzentrieren.»
Ende der «taktischen» Übungen, Beginn der «strategischen» Korrekturen? Das heisst nichts anderes, als dass die UBS-Führung beginnt, sich grundsätzliche Fragen über Grösse und Ausrichtung ihrer Bank zu stellen.
Doch hat sie das nicht schon an ihrem Investorentag vor drei Monaten getan, als sie ihre Investmentbank zurechtstutzte? Nur dem Anschein nach. Eine Reduktion von 18 000 auf 16 000 Arbeitsplätze in der darbenden Investmentbank ist kein harter Einschnitt.
Ende der Mini-Schrittchen
Jetzt scheint die Führung mit ihrem bisherigen «More of the same» am Ende des Wegs angelangt zu sein. Die Kostenzitrone ist ausgepresst, mehr Fett ist nicht da, die Gebäude sind verkauft, die Abteilungen zusammengelegt, das Personal verschlankt, die Verwaltungsaufgaben zentralisiert.
All das hat offenbar nicht genügt, derart unwirsch sind die Zeiten, derart unpassend ist die Grösse der Bank. Wenn nun strategische Weichenstellungen folgen, stellen sich folgende Fragen:
Was für eine Investmentbank will oder kann die UBS noch tragen? Hier sprechen wir von 5000 statt 15 000 Mitarbeitern.
Was passiert mit der ewig unbefriedigenden US-Vermögensverwaltung? Deren Gewinn ist im letzten Quartal wieder mal gesunken, fürs ganze Jahr resultierte eine halbe Milliarde, das ist halb so viel wie angepeilt.
Wie weiter mit dem Asset Management? Die Division verdiente im letzten Jahr vor Steuern gut 400 Millionen, 100 Millionen weniger als 2010, was schon damals kein Ruhmesblatt war.
Ex-UBS-Topleute wie der frühere Investmentbankchef Markus Granziol plädieren seit längerem für einen vollständigen Rückzug aus dem Investmentbanking und im Gegenzug eine Fokussierung auf die Vermögensverwaltung. Die UBS soll sich zu einem reinen Investment-Manager wandeln, mit einer Weltklasse-Anlageberatung für eine weltweite und anspruchsvolle Kundschaft.
Unter dem Strich würde sich der Personalbestand der Bank bei einem solchen Setup in etwa halbieren. Es wäre die dramatischste Entwicklung einer jüngeren Vergangenheit, die reich an extremen Veränderungen war.