«Brettli-Affäre»: Nun spricht die Swiss

20minuten.ch (21. Dezember 2011) – Wegen der «Brettli-statt-Bonus»-Aktion spart die Swiss 15 Millionen Franken. Die Kehrseite: Die Geschichte entwickelt sich zum Image-Debakel. Die Swiss-Führung argumentiert aus der Defensive.

Wie konnte das passieren? Diese Frage drängt sich auf beim Image-Debakel der Flugesellschaft Swiss und ihrem «Schokolade-Brettli-Geschenk» für die 7500 Mitarbeiter. Wenn schon keine 2000 Franken pro Kopf, dann wäre gar nichts wohl gescheiter gewesen.

Doch trotz einer Lawine emotionaler Reaktionen hält die Swiss-Unternehmensleitung an ihrem Entscheid fest. Sie verteidigt diesen gar durch alle Böden. «Es handelt sich um einen grundsätzlichen Entscheid, der die ganze Belegschaft gleichermassen betrifft», sagt Chef-Sprecherin Susanne Mühlemann. «Die Zahlung wurde in der Vergangenheit dann ausgerichtet, wenn die Unternehmensziele übertroffen wurden, das ist 2011 nicht der Fall.»

Selbstverständlich ist die Swiss-Zentrale nicht taub und blind und sieht, was sie angerichtet hat. Gegen aussen gibt sie sich aber unbeirrt. Die Zukunft sehe «nicht gerade rosig aus, als Exportunternehmen werden wir die Auswirkungen der Schuldenkrise in der Eurozone, die Frankenaufwertung und die Verlangsamung der Weltwirtschaft deutlich spüren», meint Swiss-Frau Mühlemann. Der Entscheid sei entsprechend definitiv.

Nur 15 Millionen gespart

Aus einer Kosten-Nutzen-Sicht könnte der Beschluss kaum negativer ausfallen. Bis Ende September flog die Swiss für ihre Mutter, den deutschen Aviatik-Grosskonzern Lufthansa, fast 300 Millionen Gewinn ein. Mit der «Brett-statt-Bonus»-Aktion spart die Schweizer Tochter gerade mal rund 15 Millionen Franken.

Das sei eine verkürzte Gegenüberstellung, kontert die Swiss-Medienchefin. «Um genügend Mittel für die nötigen Investitionen zu erwirtschaften, braucht die Swiss im Minimum 5 bis 8 Prozent Umsatzrendite», rechnet Mühlemann vor. «Ohne diese Investments in unsere Zukunft verlieren wir über die Zeit an Wettbewerbsfähigkeit und riskieren, hinter die Konkurrenz zurück zu fallen. «Brettli» oder Untergang – so ist offenbar die Lage am Zürich-Airport.

Immerhin: Auf den Einwand, dass gute Unternehmenschefs ein Feeling für die Stimmung im Personal hätten und die Emotionen rund um die «Brettli-Affäre» zeigen würden, dass es im Personal brodle, meint Mühlemann: «Es ist verständlich, dass reagiert wird. Der Entscheid mag kurzfristig emotional bewegen, langfristig wird Berechenbarkeit geschaffen.»

Hoffen auf Bonus

Unbekannt ist, ob auch die Swiss-Geschäftsleitung 2011 Abstriche akzeptieren muss. Auf die Frage, ob sich das oberste Management einen geringeren Bonus zuschanzen würde, gibt Swiss-Sprecherin Mühlemann eine ausweichende Antwort. Alle Swiss-Angestellte mit Ausnahme von Lehrlingen und Praktikanten würden «vertraglich festgelegt ein fixes Salär und einen variablen Lohnbestandteil» erhalten, je nach Erfolg der Firma. «Das gilt auch für das Management.»

Mittlerweile hat das ungeliebte «Swiss-Brettli» auch den Weg ins Internet gefunden. Auf der Auktionsplattform ricardo.ch versucht ein Swiss-Mitarbeiter das Geschenk zu Bargeld zum machen. Den Sofortpreis hat der Verkäufer auf 2000 Franken festgesetzt. Gebote lagen am Mittwochabend noch keine vor.


Einen Kommentar schreiben