UBS-Chef Grübel vor Rücktritt?
20minuten.ch (17. September 2011) – Der Zwei-Milliarden-Verlust der UBS könnte CEO Oswald Grübel zum Rücktritt bewegen. Die Grösse des Verlusts ist Grund genug für einen vorzeitigen Abgang.
Der 15. September hat es in sich. 2008 ging die US-Investmentbank Lehman Brothers Konkurs, das weltweite Finanzsystem geriet an den Abgrund. Drei Jahre später erleidet die UBS aus heiterem Himmel 2 Milliarden Dollar Verluste im Handelsgeschäft.
Die Grösse des Verlusts könnte einen Rücktritt ganz oben nötig machen. In den 1990er Jahren galt eine Grenze von rund 1 Milliarde für ein Köpferollen, so wie im LTCM-Fall, als UBS-Präsident Mathis «Cab» Cabiallavetta im Herbst 1998 gehen musste.
«Cab» ging nach 1 Milliarde, Ospel nach 37
Unter Nachfolger Marcel Ospel wurde die Rücktrittsgrenze weit nach oben verschoben. Erst bei 37 Milliarden Dollar Subprime-Verlust machte Ospel im Frühling 2008 den Präsidentenplatz für seinen Konzernanwalt Peter Kurer frei.
Bei Grübel könnten die 2 Milliarden von heute genügen. Grübel steht für ein anderes Verantwortungsgefühl als Ospel. Er hat in der Subprime-Krise als damals frühpensionierter Ex-CEO der Konkurrentin Credit Suisse stets gefordert, dass die Top-Banker ihre Verantwortung wahnehmen müssten. Dazu gehört ein Rücktritt ab einer bestimmten Verlusthöhe.
Kommt hinzu, dass Grübel eine Händlernatur ist. Er weiss, wie das Investment-Banker-Leben funktioniert. Mal gewinnt man, mal verliert man, und je höher der Einsatz, desto grösser das Verlustrisiko und desto höher hinauf in der Hierarchie reicht die Verantwortlichkeit.
«Bleibt sich Grübel treu, dann verkündet er seinen Rücktritt»
Ein Zürcher Personalmanager, der Grübel und weitere Topshots der Grossbanken persönlich kennt, sagt es im Hintergrundgespräch so: „«Wenn sich Grübel treu bleibt, dann gibt er seinen Rücktritt bekannt». Gleichzeitig würde die Bank in diesem Fall kommunizieren, wie es personell weitergehen würde. «Grübel könnte dann sagen, dass er noch so lange an Bord bleibe, bis der Verwaltungsrat einen Nachfolger gefunden habe».
Wird das Szenario eines unmittelbar bevorstehenden Grübel-Rücktritts Realität? Das derzeitige Schweigen bei den Behörden und innerhalb der Bank könnte darauf hindeuten.
Die Aufsicht sagt nichts, die UBS sagt – abgesehen vom zwingend bekanntzugebenden Verlust – nichts, die Nationalbank sagt nichts, versucht aber, mit noch mehr Gratis-Liquidität für UBS&Co. die Investoren zu beruhigen. Hinter dem grossen Nichts-Sagen könnten intensive Beratungen über einen bevorstehenden Abgang des UBS-Chefs stehen.
Retter in Not, aber der Falsche für die Zukunft
Das alles ist vorläufig Spekulation. Klar ist, dass Grübel sein Pulver verschossen hat. Er hat die UBS im Frühling 2009 vor einem weiteren Abgleiten bewahrt, hat mit einem scharfen Sparkurs das Steuer herumgerissen und die Bank auf ein einigermassen tragfähiges Fundament gestellt.
Was Grübel verpasst hat ist, der UBS eine tragfähige Strategie für die Zukunft zu verpassen. Die Grossbank bleibt den Stürmen der Märkten ausgeliefert, weil sie wie unter den früheren Chefs stark aufs volatile Investmentbanking gesetzt hat, statt wie vor 20 Jahren eine stink langweilige Bank zu sein. Diese würde brav ein bisschen Gewinne einfahren, was zwar niemanden aus den Schuhen reisst, aber auch niemandem schlaflose Nächte bereitet.
Nun hat der Mohr also seine Schuldigkeit getan, und der Mohr kann somit gehen. Geht Grübel? Es wäre der konsequente Schritt, der zu ihm und seinem Naturell passen würde. Und es wäre das richtige Signal für einen echten Neuanfang bei der UBS.